André Schubert: Heute klein, morgen groß?

André Schubert: Heute klein, morgen groß?

Gerade einmal acht Tage ist es her, als in Gladbach das Unfassbare geschah. Trainer Lucien Favre, aufgrund seiner Erfolge bei den Borussen beinahe göttergleich verehrt, machte den Abflug. Über die Medien, im Alleingang, viele sagen stillos. Gladbach stand unter Schock, fünf Mal in Folge hatte man verloren, viele Bilder gab es in den letzten Tagen von dem immer so sympathischen Sportdirektor Max Eberl: müde, ausgelaugt, konsterniert. Wie soll es nur weitergehen bei den Fohlen fragte man sich – es war der größtmögliche Schock für diesen kultigen Verein. Dann aber zauberte Eberl einen aus dem Hut, den momentan nur Insider und Experten kennen, der aber schon bald in die Riege der jungen Trainer aufsteigen könnte, die einmal ganz groß sein werden: André Schubert.

„Er ist ein positiver Typ, der positive Signale an die Mannschaft aussendet“, erzählt Eberl nach dem Sieg in Stuttgart gegenüber Yahoo.de. Eberl wirkt dabei, als feiere er ein inneres Friedensfest. Als jubiliere er still in sich hinein, darüber, dass er alles richtig gemacht hat. Und als Eberl in den Katakomben der Stuttgarter Arena so lächelt, kommt er. Kein Haar auf dem Kopf, gut gelaunt, eine Umarmung hier, ein Lächeln da, einen netten Gruß dort – Schubert ist angekommen im Haifischbecken Bundesliga, Schubert hat in seinen acht Tagen Profitrainertum alles richtig gemacht.

Er hat es geschafft, einer Mannschaft Selbstvertrauen einzuhauchen, die komplett am Boden lag. „Für mich ist es schwer zu erklären, warum wir jetzt ins Rollen gekommen sind“, sagte Mittelfeldrenner Fabian Johnson in Stuttgart. Dabei ist das gar nicht so schwer zu erklären. Schuberts Rezept ist es schlicht und einfach, gute Laune zu verbreiten. Von strengen Hierarchien hält er wenig, von seinen Spielern lässt er sich duzen. Er begreift sich als Teil einer Gemeinschaft, die einen Zweck erfüllt: Erfolgreich sein. Punkte holen. Krisen meistern.

Fanliebling, Taktikfuchs, Kumpeltyp

Das kommt an. Bei Spielern, Verantwortlichen und – nicht gerade unwichtig – bei den Fans. In Stuttgart waren wieder Tausende Fohlen-Supporters dabei nach dem heftig diskutierten Boykott in Köln. Schubert ist einer von ihnen, aber Schubert ist auch einer, der Kompetenz ausstrahlt. Schon damals beim FC St. Pauli hielt man große Stücke auf ihn, die Nähe zum Fan kam an im Hamburger Kiez. Aber Schubert ist nicht nur der Kumpel-Typ, kein reiner „Gute-Laune-Macher“, sondern auch einer, der taktisch ausgebildet ist. In Stuttgart wechselte er gegen Ende der umkämpften Partie so, dass der gesamte Defensivverbund umgekrempelt wurde. Am Ende erfolgreich.

„Mut zur Offensive, Aggressivität, Leidenschaft, keine Angst vor Fehlern – und Spaß an diesem geilen Spiel Fußball“ – das sagte Schubert nach seinem ersten Spiel als Chefcoach, dem Sieg gegen Augsburg. Und umschreibt damit, was ihn ausmacht. Freude, Einsatz, Wille – Komponenten, die gut tun. Die dabei helfen, Gladbach aus dem sportlichen Tal zu führen. Schuberts nächste Bewährungsprobe aber naht bereits: am Mittwoch in der Champions League gegen Manchester City. Besteht er auch diese, wird Sportdirektor Eberl noch entspannter sein. Bereits in Stuttgart deutete er an, dass er bei der Trainersuche keine Eile hat. Eberl findet Schubert gut – derzeit zu Recht.