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Gefälligkeiten, Kontroversen und Korruption: Menschen, die das olympische Ideal in den Schmutz zogen

Im Schatten der Olympischen Spiele kommt es immer wieder zu Korruption (Symbolbild: REUTERS/Issei Kato)
Im Schatten der Olympischen Spiele kommt es immer wieder zu Korruption (Symbolbild: REUTERS/Issei Kato)

Seit es die Olympischen gibt, wurden sie auch für immer wieder Korruption missbraucht. Wir werfen einen Blick auf einige ungewöhnliche Momente persönlicher Gefälligkeiten, der Bestechung und Kriminalität, die den Glanz des olympischen Ideals trübten.

Kim spielt falsch

Der Südkoreaner Kim Un-yong gehörte zur obersten Führungsebene des Internationalen Olympischen Komitees und war entscheidend daran beteiligt, die Spiele des Jahres 1988 nach Seoul zu holen. Das frühere Mitglied des südkoreanischen Geheimdienstes war zudem ein Familienmensch. Zur Familie gehörte die klavierspielende Tochter Hae-Jung Kim, deren Konzerte auf ein gemischtes Echo stießen.

Kim Un-yong wurde 2004 festgenommen und wegen Korruption angeklagt (Bild: Chung Sung-jun/Getty Images)
Kim Un-yong wurde 2004 festgenommen und wegen Korruption angeklagt (Bild: Chung Sung-jun/Getty Images)

Im Fall der Bewerbung von Melbourne für die Sommerspiele 1996 enthüllte ein Offizieller, dass Kims Tochter auf Anweisung des Bewerbungskomitees geladen war, ein Schaukonzert mit dem Symphonieorchester der Stadt zu spielen. "Ich schätze, sie klimpert eher in der Oberliga als in der Bundesliga, aber sie ist sicherlich eine kompetente Pianistin", merkte ein Mitglied des Bewerbungskomitees von Melbourne an. "Ihr Vater wusste zu schätzen, dass Melbourne das kulturelle Schaffen seiner Tochter würdigt."

Das Konzert von Kim in Melbourne war nicht ihre einzige Darbietung als Solistin. Sie spielte zudem mit den Symphonieorchestern der Bewerbungsstädte Salt Lake City (überschattet von einem Bestechungsskandal der Winterspiele 2002), Nagano und Berlin.

Ihr Vater Kim Un-yong sah sich später mit Ermittlungen wegen Bestechlichkeit und Unterschlagung konfrontiert und wurde 2004 wegen Korruption zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Ein Karneval der Skandale

Bildunterschrift: Carlos Nuzman wurde unter Anschuldigungen verhaftet, dass er die zentrale Figur des Bestechungsskandals sei, der Rio de Janeiro die Olympischen Spiele brachte. (Getty)

Die Olympischen Spiele 2016 in Rio waren Ort zahlloser Korruptionsskandale. Dazu kam ein wirtschaftlicher Abschwung im Land und Staatsanwälte fanden Belege, dass auch der Bau der olympischen Infrastruktur vielfach mit Schmiergeldern und illegalen Zahlungen einherging.

Zudem gab es politischen Aufruhr, der Rücktritt des Präsidenten wurde verlangt und der brasilianische Kongress stand unter Korruptionsverdacht. Bei der Eröffnungsfeier in Rio wurde die Ansprache des Übergangspräsidenten Michel Temer auf 14 Worte verkürzt, um die Buhrufe des brasilianischen Publikums im Rahmen zu halten.

Carlos Nuzman wurde 2017 festgenommen (Bild: REUTERS/Bruno Kelly)
Carlos Nuzman wurde 2017 festgenommen (Bild: REUTERS/Bruno Kelly)

Unter diesen schlechten Vorzeichen wurde 2017 Carlos Nuzman, Vorsitzender des brasilianischen Olympischen Komitees, unter Vorwürfen verhaftet, dass er die zentrale Figur eines Bestechungsskandals sei, der Rio die ersten Olympischen Spiele Südamerikas einbrachte. Einer der Vorwürfe lautete, dass er in einer Schweizer Bank 16 Goldbarren hortet. Er bestreitet alle Vorwürfe. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.

Russland als Doping-Sponsor

2016 gab es einen sensationellen Einblick in die russische Dopingpraxis, als ein Bericht der Wada, der Agentur zum weltweiten Kampf gegen das Doping, zu dem Schluss kam, dass das Land seit vier Jahren in einer ganzen Reihe olympischer Sommer- und Wintersportarten staatlich gesteuertes Doping betrieb.

Die Vorwürfe umfassender Korruption und Missetaten führten dazu, dass Russland 2019 ein Bann von vier Jahren auferlegt wurde. Die Wada stellte fest, dass russische Amtsträger die Doping-Daten eines Moskauer Labors gezielt gelöscht und manipuliert hatten, damit Sportler für die Einnahme illegaler Substanzen nicht bestraft oder gesperrt würden.

Das Hauptquartier des Russischen Olympischen Komittees (Bild: REUTERS/Maxim Shemetov)
Das Hauptquartier des Russischen Olympischen Komittees (Bild: REUTERS/Maxim Shemetov)

Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew sagte, dass der Bann Teil "chronischer, russlandfeindlicher Hysterie" sei. Als die Dauer des Banns im Jahr 2020 halbiert wurde, gab es einen öffentlichen Aufschrei.

Callum Skinner, Goldmedaillengewinner des britischen Fahrradteams, kommentierte das Urteil des Schiedsgerichts mit den Worten "der größte Dopingskandal der Geschichte blieb unbestraft".

Bei der Olympiade in Tokio gibt es für russische Goldmedaillengewinner Musik von Tschaikowski statt der Nationalhymne zu hören, die neben der russischen Flagge für diese Spiele gesperrt wurde.

Missetaten der Antike

Nicht nur die Olympischen Spiele der Neuzeit erlebten Korruption, Bestechung und Skandale. Vor fast 2000 Jahren änderte der römische Kaiser Nero die Regeln der Spiele vom Jahr 65 bis zum Jahr 67, um an den Wagenrennen mit einem Zehnspänner teilnehmen zu können, dem kaum etwas entgegenzusetzen war.

Büste von Kaiser Nero (Bild: Photo12/UIG via Getty Images)
Büste von Kaiser Nero (Bild: Photo12/UIG via Getty Images)

Der griechische Geschichtsschreiber Cassius Dio berichtet, dass die Schiedsrichter ein Bestechungsgeld im heutigen Gegenwert von 4 Millionen Euro erhielten, damit der Kaiser die Wettbewerbe seiner Wahl gewinnen konnte. Als seine Kutsche sich überschlug, wurde der Kaiser fast getötet und konnte das Rennen nicht beenden. Er wurde trotzdem zum Sieger gekürt. Neros Erfolge in Griechenland wurden aber aus den Annalen gestrichen – wie die gesamten Spiele des Jahres 67.

Das Ringen mit der Wahrheit

Das Ringen war immer von Kontroversen überschattet und dies gilt speziell auch für die Sommerspiele in Athen 2004. Bei diesen Spielen wurde der gebürtige Ukrainer Michail Mamiaschwili, der für die Sowjetunion 1988 Mittelgewichts-Olympiasieger im griechisch-römischen Stil war, beschuldigt, dem Schiedsrichter in einem Kampf um die Goldmedaille zwischen einem Russen und einem Schweden Zeichen gegeben zu haben.

Beim Ringkampf von Alexei Mischin (Russland) und Ara Abrahamian (Schweden) soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein (Bild: Adam Pretty/Getty Images)
Beim Ringkampf von Alexei Mischin (Russland) und Ara Abrahamian (Schweden) soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein (Bild: Adam Pretty/Getty Images)

Pelle Svensson, zweimaliger Weltmeister aus Schweden, erhob den Vorwurf, nachdem er den Weltverband der Ringer als korrupt bezeichnet hatte. Nachdem Svensson den Schiedsrichter als parteiisch bezeichnet hatte, sagte der russische Trainer seinen Worten nach zu ihm: "Sie sollten wissen, dass das tödlich sein kann." Svensson, zu diesem Zeitpunkt Mitglied der Leitung des Ringerverbandes, ließ sich nicht einschüchtern und sagte später, dass er Belege dafür gefunden habe, dass dem rumänischen Schiedsrichter des griechisch-römischen Finales der Klasse 84 kg eine Million Kronen (ca. 98.000 Euro) geboten worden seien, damit der russische Ringer Gold gewinnt. Man nimmt nicht an, dass diesen Vorwürfen jemals formell nachgegangen wurde. Mamiaschwili wurde später Präsident des russischen Ringerverbandes, obwohl ihm 2015 ein Visum zur Einreise in die USA verweigert wurde.

Londons olympisches Erbe im Zwielicht

2013 gewann die Sunday Times einen teuren und langen Prozess wegen übler Nachrede, den ein Unterweltboss angestrengt hatte, nachdem der Journalist Michael Gillard mögliche Korruption in Verbindung mit Grund und Boden nahe des Olympischen Parks im Osten Londons offengelegt hatte.

Sechs Jahre der sorgfältigen Recherche später publizierte Gillard sein hochgelobtes Buch mit dem Titel: "Legacy: Gangsters, Corruption and the London Olympics" über die Kriege der kriminellen Gangs, die ausbrachen, als vor den Spielen großes Geld zur Sanierung des Londoner Ostens floss, und über den Mann, der "nach Meinung der Metropolitan Police zu gefährlich ist, um ihn zu verhaften".

Im Vorfeld der Spiele in London soll die organisierte Kriminalität von Renovierungsarbeiten profitiert haben (Bild: REUTERS/Lucy Nicholson)
Im Vorfeld der Spiele in London soll die organisierte Kriminalität von Renovierungsarbeiten profitiert haben (Bild: REUTERS/Lucy Nicholson)

Die Hauptfigur unter den Abkassierern, so merkte eine Zeitung an, war "der unberührbare Gangster unter dem Namen Long Fella – der nahezu von einer hartnäckigen Truppe örtlicher Ermittler zur Strecke gebracht wurde, bis Scotland Yard entschied, dass der Schutz des Rufs der Olympischen Spiele wichtiger war als Ermittlungen gegen einen machtvollen Unterweltboss."

Gillards Buch enthielt Belege, dass Schmiergelder für Verträge gezahlt worden waren, wie auch für anrüchige Geschäfte, die sich auf das Gebotsverfahren des Olympiastadions in Stratford ausgewirkt haben können. Ein Kritiker nannte Legacy den "längsten Abschiedsbrief der Geschichte".

Rod Gilmour