Havertz rettet Deutschland: DFB-Team gibt 2:0-Führung aus der Hand

Deutschland und England trennen sich nach einer unterhaltsamen zweiten Halbzeit Remis. Beide Teams verpassen die Trendwende.

Kai Havertz (r.) schnürt gegen England einen Doppelpack. (Bild: Reuters)
Kai Havertz (r.) schnürt gegen England einen Doppelpack. (Bild: Reuters)

Wilde zweite Halbzeit im Wembley! Nach einer müden ersten Halbzeit nimmt die Begegnung in Halbzeit zwei so richtig Fahrt, am Ende trennen sich Deutschland und England zum Abschluss der Nations League 3:3 (0:0).

Der Abend begann mit einer Schweigeminute für die kürzlich verstorbene Königin Elizabeth II., DFB-Präsident Bernd Neuendorf legte ihr zu Ehren einen Kranz am Spielfeldrand nieder, die Stars spielten mit Trauerflor. Die DFB-Elf tat dies auf vier Positionen verändert, Flick hatte sich die Kritik nach dem schlimmen 0:1 gegen Ungarn in Leipzig zu Herzen genommen.

Flick wechselt viermal durch

Die beiden wichtigsten Personalien: Havertz rückte für den glücklosen Timo Werner in die Sturmspitze, Anführer Thomas Müller musste für Youngster Musiala weichen. Letzteres war laut Flick keine Grundsatzentscheidung gegen Müller, die Frage nach dem Bayern-Routinier "stellt sich für mich überhaupt nicht", betonte er bei RTL.

Was er von seiner Mannschaft 58 Tage vor dem WM-Start sehen wollte? "Absolute Präsenz, Dominanz, Selbstvertrauen." Ersatzkapitän Joshua Kimmich machte seine Kollegen vor seinem 70. Länderspiel lautstark heiß, die DFB-Elf lief aggressiv und mutig an. Doch auch mit Havertz und Musiala fehlten das Überraschungsmoment, die Kreativität und das Tempo.

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England war nach fünf Spielen ohne Sieg auf Sicherheit bedacht und empfing den Gegner mit einer Fünferkette. Dennoch hatte der EM-Zweite die große Chance zur Führung, als Raheem Sterling bei einem Konter am herausragend reagierenden Marc-Andre ter Stegen scheiterte (25.).

Auf der anderen Seite kam Thilo Kehrer nach einem Trikotzupfer im Strafraum zu Fall, Flick protestierte jedoch nur halbherzig (31.). Was ihm viel mehr missfiel: Sein Team kam kaum in gefährliche Räume. Ter Stegen musste erneut gegen Sterling nach schnellem Umschalten retten (44.), Kimmichs Weitschuss strich knapp vorbei (45.+2).

England dreht die Partie im Eiltempo

Werner, der für den unauffälligen Jonas Hofmann kam, sollte mit Beginn der zweiten Halbzeit den Angriff beleben. Havertz rückte auf die Zehn, Musiala nach rechts. Von dort zwang der Münchner nach einer weiteren Parade von ter Stegen gegen Sterling (49.) seinen Gegenspieler Harry Maguire zunächst zu einem Fehlpass und sogleich zum Elfmeterfoul. Gündogan verwandelte sicher unten rechts zu seinem 16. Länderspieltor.

Weil die Hausherren jetzt ihre Vorsicht aufgaben, taten sich endlich Räume in der Tiefe auf, in die immer wieder Werner geschickt wurde. Der Leipziger vergab mehrere Chancen zur Vorentscheidung. Die schien Havertz nach einem weiteren Maguire-Fehler per Schlenzer in den Torwinkel besorgt zu haben, doch Flick jubelte zu früh.

Denn England ließ nach dem 0:2 nicht locker und kam durch Luke Shaw (72.) und Mason Mount (75.) zum schnellen 2:2-Ausgleich. In der 82. Minute foulte Nico Schlotterbeck seinen BVB-Kollegen Jude Bellingham im Strafraum, den fälligen Strafstoß verwandelte Harry Kane sicher. Doch das letzte Wort sollte die DFB-Elf haben: Kai Havertz war es, der nach einem Patzer von Nick Pope zur Stelle war und zum 3:3 ausgleichen konnte (87.).

Durch das Unentschieden beendet die deutsche Mannschaft die Nations League auf Platz drei. England steigt als Vierter in Liga B ab.

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