Werbung

Tennis-Beben in Deutschland

Tennis-Beben in Deutschland
Tennis-Beben in Deutschland

Diese Vorwürfe wiegen schwer!

Der ehemalige Tennis-Profi Maximilian Abel bezichtigt in einem Interview mit dem NDR, der Sportschau und der Süddeutschen Zeitung einen hochrangigen DTB-Funktionär des sexuellen Missbrauchs.

Bei dem Funktionär handelt es sich um Dirk Hordorff, den derzeitigen Vizepräsidenten des Deutschen Tennis-Bundes.

„Anfangs waren das Berührungen von ihm am Rücken, Bauch, und er hat sich dann runtergearbeitet bis zum Gesäß“, sagte Abel über Hordorff bei sportschau.de.

Abhängigkeit ausgenutzt?

Abel, zu Beginn des Jahrtausends eines der größten deutschen Tennis-Talente, berichtet auch von einem Besuch in Hordorffs Wohnung. Dort habe er nackt Liegestütze machen sollen und sei massiert worden.

Dabei sei Hordorff zu dieser Zeit weder sein Trainer, Physiotherapeut noch Masseur gewesen.

Am Anfang von Abels Karriere habe Hordorff auch das Abhängigkeitsverhältnis missbraucht, so die Vorwürfe. Er habe ihn kostenlos trainiert und mit Wildcards für Turniere versorgt, sagte der heute 41-Jährige Abel über den heutigen Funktionär.

Im Zuge dessen habe ihn Hordorff einmal der Lüge bezichtigt, weil Abel angeblich bestellte Tennissaiten zum Bespannen des Schlägers entgegen dessen Behauptung nicht abgeholte habe.

Zur Strafe habe er in einem Hotelzimmer „in Hundeposition“ gehen müssen, ehe ihn Hordorff mit 20 Schlägen aufs nackte Gesäß überzogen habe. Dies habe den Beschuldigten erregt, so Abel weiter.

Abel sitzt Gefängnisstrafe ab

Abel, der früher auch gegen Roger Federer spielte, muss derzeit eine Gefängnisstrafe wegen Kreditkartenbetrug absitzen. Er habe mit gestohlenem Geld Drogen- und Alkoholexzesse bezahlt und seine Spielsucht finanziert, heißt es weiter.

Dennoch seien seine Behauptungen glaubwürdig und nachvollziehbar. Seit 2003 habe sich Abel mindestens vier Personen und zwei Interessenvertretungen gegenüber anvertraut. Reporterinnen und Reporter von NDR, Sportschau und Süddeutscher Zeitung hätten mit diesen Personen gesprochen und Briefe an sie einsehen können.

„Der Eindruck: Abels Aussagen sind konsistent und weichen nicht voneinander ab“, heißt es.

Hordorff selbst war für eine Stellungname bei SPORT1 zunächst nicht zu erreichen.

Eine von ihm beauftragte Anwaltskanzlei teilte der Recherchegruppe jedoch mit, die Vorwürfe seien „schlicht unzutreffend“. Die geschilderten Sachverhalte hätten nicht stattgefunden.

DTB gibt Stellungnahme ab

Auch der DTB habe durch einen Brief von Abel von den Unterstellungen mitbekommen, heißt es von der Recherchegruppe. Die Antwort des Verbandes, der selbst Untersuchungen eingeleitet habe: „Der erhobene Vorwurf eines Fehlverhaltens kann nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden.“ Dennoch übe das Präsidiumsmitglied sein Amt bis auf Weiteres nicht aus.

Abel ist den Recherchen zufolge nicht der einzige Tennis-Profi, der Missbrauchsvorwürfe gegen Hordorff erhebt.

Man habe mit mehr als 30 Personen aus der Tennisszene gesprochen - mit aktuellen und ehemaligen Spielern, Trainern und Funktionären, heißt es. „Einige von ihnen haben nach eigener Aussage ähnliches erlebt wie Abel.“

Namentlich zitiert wird der aus Indien stammende Tennisprofi Sriram Balaji. „Er hat mich am ganzen Körper angefasst, nur nicht an den Genitalien“, erinnerte sich Balaji an regelmäßige Demütigungen zu der Zeit, als er sich als 20-Jähriger am Stützpunkt des Hessischen Landesverbandes aufgehalten hatte. Hordorff war damals Präsident des Landesverbandes.

Balaji ist heute 33 Jahre alte und noch auf der ATP-Tour unterwegs.