Pep ist der Richtige für die Bayern

Lothar Matthäus liefert ab sofort Eindrücke und Analysen für Yahoo Sport.

Liebe Yahooligans,

endlich ist es soweit: Die Champions League hat begonnen, das Nonplusultra des europäischen Vereinsfußballs. Und was war das für ein Auftakt! Die Gladbacher letztlich leider ohne Chance in Sevilla, die Wolfsburger siegen dank eines starken Draxlers gegen Moskau – und die Spanier, die Engländer? Gemischt würde ich sagen, Real, Atletico und eben Sevilla ganz souverän bei ihren Partien, die beiden Manchester-Klubs dagegen verlieren. Dabei hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass die englischen Teams in diesem Jahr eine gute Rolle spielen können. Abwarten, der Auftakt war jedenfalls nicht erfolgreich..

Es wird in der Champions League wohl wieder nichts an den üblichen Verdächtigen vorbeiführen. Barca, Real und auch die Bayern werden, denke ich, den Titel unter sich ausmachen. Beeindruckend, in welcher Frühform sich ein Ronaldo befindet. Fünf Tore am Wochenende, drei in der CL, das ist schon Wahnsinn. Er ist einfach ein ganz großer Spieler.

CR7 wohl nie in der Bundsliga
Bei Real ist die Taktik optimal auf Ronaldo zugeschnitten, da trifft er wie am Fließband. Er findet dort eine andere Spielweise, andere Mitspieler vor, als in der Nationalmannschaft von Portugal. Die Qualität von Real, gepaart mit seiner individuellen Klasse, ist eine perfekte Kombination. Wirklich schade, dass wir Ronaldo wohl nie in der deutschen Bundesliga bestaunen können. Das ist für die deutschen Vereine einfach nicht finanzierbar. Eher könnte ich mir vorstellen, dass er zum Ende seiner Karriere noch einmal in England landet. Oder eben beim „Scheich-Klub“ aus Paris, der wirtschaftlich dementsprechend aufgestellt ist. Apropos Paris: Sie sind für mich der Geheimfavorit in der CL. In den beiden vergangenen Jahren im Viertelfinale an zwei Topteams – Chelsea und Barcelona – gescheitert, kann es diesmal noch besser laufen. Mit Kevin Trapp und Angel di Maria haben die Franzosen sich sinnvoll verstärkt, man sollte sie auf keinen Fall unterschätzen.

Auch nicht die Bayern, für die natürlich auch in diesem Jahr nur eines zählt: das Triple. Der Start in der Bundesliga ist gelungen, auch wenn der ein oder andere Siegglücklich erscheint. Aber gerade solche Spiele muss man gewinnen, wenn man am Ende ganz oben stehen will. Eine Binsenweisheit klar, aber letztlich einfach wahr. Zur Diskussion um Trainer Pep Guardiola möchte ich nur eines sagen: Der Spanier ist ganz klar der richtige Trainer im richtigen Verein! Die Entscheidungsträger bei den Bayern wissen ganz genau, was sie tun und deshalb werden sie auch versuchen, den Vertrag mit Guardiola zu verlängern. Ob der das auch will, weiß ich nicht. An der erneuten Meisterschaft jedenfalls führt wohl kein Weg vorbei.

Mourinho vor seiner größten Herausforderung
Größere Probleme als Guardiola hat derzeit ein anderer Star-Trainer Europas. Jose Mourinho steht derzeit mit seinem erfolgsverwöhnten Chelsea , nach dem schlechtesten Saisonstart seit 1986, nur auf dem 17. Tabellenplatz der Premier League. Ein Hammer, der aber nichts über die Qualitäten Mourinhos aussagt. Auch wenn er natürlich polarisiert, ist er für mich ein absoluter Top-Trainer. Vielleicht ist seine Mannschaft nach den vielen Erfolgen der vergangenen Jahre auch ein wenig satt – das kann schon sein. Und dann, in so einem schwierigen Moment, fehlt vielleicht doch ein wenig die letzte individuelle Qualität. Aber ich bin mir ganz sicher: Mourinho wird das Ruder in Chelsea wieder herumreißen. Da kommt jetzt Maccabi Tel Aviv gerade richtig.

Noch ein Wort zu Bastian Schweinsteiger und Kevin de Bruyne. Auch wenn Schweinsteiger bei der Niederlage in Eindhoven 90 Minuten auf dem Platz stand, ist er für mich noch kein Führungsspieler bei Manchester United. Das kann er aber natürlich noch werden. Voraussetzung dafür ist, dass er verletzungsfrei bleibt. Damit steht und fällt sein Spiel. Louis van Gaal vertraut ihm, das wird Schweinsteiger sicher gut tun. Die Qualität ist definitiv gegeben. Probleme sehe ich auf de Bruyne zukommen. Er wird bei Manchester City auch viel nach hinten arbeiten müssen, das hat man dem feinen Techniker in Wolfsburg oftmals abgenommen. In England ist er nicht der Superstar, sondern einer unter vielen. Ob er damit wirklich zurechtkommt, das wird man sehen; er verbessert in jedem Fall die Qualität bei Manchester City. Aber, liebe Fußball-Freunde, wir werden dies alles genau beobachten...

In diesem Sinne, bis bald

Euer Lothar Matthäus