Die schrecklichen Geister der Vergangenheit

Die schrecklichen Geister der Vergangenheit

Es ist recht unwahrscheinlich, dass Marc-André der Stegen den 14. August 2020 vergessen hat.

An jenem Tag bekam der Keeper des FC Barcelona in Lissabon acht Gegentore eingeschenkt, ausgerechnet vom FC Bayern, der wenig Mitleid hatte mit seinem deutschen Landsmann.

Jenes 2:8 im Viertelfinale der Champions League war das bislang letzte Aufeinandertreffen der beiden europäischen Schwergewichte. Am Dienstagabend wird sich das ändern. (Champions League: FC Barcelona - FC Bayern, Di. ab 21 Uhr im LIVETICKER)

Dann nämlich empfangen die Katalanen den deutschen Rekordmeister, sogar 40.000 Zuschauer sind zugelassen, um zu beobachten, ob ter Stegen, obgleich unschuldig an besagter 2:8-Pleite, diesmal eine bessere Figur macht gegen die Bayern.

Ter Stegen musste operiert werden

Hinter dem 29-Jährigen liegt eine gewisse Leidenszeit. Vergangene Saison plagte er sich lange mit einer Knieverletzung rum, die schließlich in einer OP mündete.

Ter Stegen fiel bis in die aktuelle Spielzeit aus, verpasste sogar den Saisonstart, ist seit dem La-Liga-Heimspiel gegen den FC Getafe aber wieder zurück zwischen den Pfosten. Rechtzeitig für die Bayern, ist man geneigt zu sagen - obwohl das fast wie eine Drohung klingt.

Denn das Team von Trainer Julian Nagelsmann kommt nach dem leicht holprigen Saisonstart immer mehr ins Rollen. Zuletzt setzte es für RB Leipzig vier Gegentore, immerhin nur die Hälfte derer, die ter Stegen damals schlucken musste. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

Was ist Barca ohne Messi wert?

Für Barca ist die gesamte Saison eine Art Experiment. Nach dem Abgang von Lionel Messi ist alles irgendwie neu in der katalanischen Metropole, zumindest das Gefühl, ohne den argentinischen Superstar auskommen zu müssen. Dass dieser nicht immer helfen kann, zeigt jener 14. August.

Damals stand Messi auch auf dem Feld, spielte sogar 90 Minuten durch. Geholfen hat es trotzdem nichts, zu schlecht erwies sich das Abwehrverhalten von Barca, das nicht nur Messi, sondern auch seinen Keeper gänzlich im Stich ließ.

“Es ist eine sehr harte Zeit. Culers (Bezeichnung für die Barca-Fans; Anm. d. Red.), es tut mir wirklich leid, was gestern passiert ist. Ich bin enttäuscht“, schrieb ter Stegen damals bei Social Media. „Ich möchte nicht nach Ausreden suchen - weil es keine gibt. Wir müssen definitiv etwas ändern.“

Die Frage ist, was sich wirklich geändert hat. Die Mannschaft ist in großen Teilen bestehen geblieben, dazu zählen Sergio Busquets, Gerard Piqué, Jordi Alba, Frankie de Jong und nicht zuletzt ter Stegen selbst.

Auch der Ex-Gladbacher hatte nach der Schmach heftige Kritik seitens der Presse abbekommen. So hieß es bei der Marca, die Bayern hätten ihn “massakriert“. Die Mundo Deportivo urteilte indes knallhart: “Es war die schlechteste erste Halbzeit, die man von ter Stegen in Erinnerung hat.“

Manuel Neuer hat Mitleid mit ter Stegen

Welche gemeint war, ist ganz gleich, in beiden setzte es jeweils vier Gegentreffer. Die Pleite war so vernichtend, dass selbst DFB-Konkurrent Manuel Neuer sich veranlasst sah, auf das Geschehene zu reagieren. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

“Es tut mir ein bisschen leid für Marc, dass er so viele Tore kassiert hat“, erklärte der Bayern-Keeper bei Sky.

Nun also die Chance für ter Stegen, vergessen zu machen, was an jenem 14. August geschah. Vergessen zu machen, dass selbst Neuer, mit dem er sich einst Verbalduelle geliefert hatte, ihm sein Mitgefühl aussprechen musste.