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Weihnachten 2117: Edeka zeigt eine apokalyptische Zukunft, in der künstliche Intelligenz die Menschheit bestimmt

Die Roboter kommen: Drei Wochen nach dem beschaulichen Clip an der Fleischtheke schickt Edeka seine große Weihnachtswerbung ins Rennen. Im aufwendig inszenierten Vierminüter haben die Roboter die Menschen längst in die Wälder vertrieben. Zwar rettet Liebe erneut das Weihnachtsfest, doch ein bitterer Beigeschmack bleibt…

Es ist das Horrorszenario, vor dem die größten Denker unserer Tage warnen: Die Allmacht der künstlichen Intelligenz (KI), die eines Tages außer Kontrolle geraten könnte. „Ich fürchte, dass die künstliche Intelligenz den Menschen insgesamt ersetzen könnte“, erklärte der britische Physiker Stephen Hawking vor wenigen Wochen. “Wenn wir nicht lernen, uns auf mögliche Gefahren vorzubereiten und sie zu vermeiden, könnte KI das schlimmste Ereignis in der Geschichte unserer Zivilisation sein.”

Tesla-Chef Elon Musk hatte sich vor wenigen Wochen unisono geäußert. „Künstliche Intelligenz stellt ein grundlegendes Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation dar, auf eine Weise wie es Autounfälle, Flugzeugabstürze, schadhafte Drogen oder schlechtes Essen nie waren“, mahnte Musk an.

Auch Alibaba-Gründer Jack Ma teilt die Sorge vor einer von KI bestimmten Zukunft. „In den nächsten 30 Jahren wird auf der Welt weit mehr Schmerz als Glück sein, weil es viel mehr neue Probleme gibt, die uns begegnen“, warnte Ma vor einigen Monaten.

Edeka macht Roboter zu Helden der Weihnachtswerbung

Wie die Welt erst in 100 Jahren aussehen könnte, hat sich Edeka nun in seiner großen Weihnachtswerbung ausgemalt, auf die der Hamburger Vollsortimenter im Rahmen der Kampagne #KeinFestOhne vor drei Wochen bereits einen gefühligen Vorgeschmack an der Fleischtheke gegeben hatte.

Ein Roboter unterstützte dabei noch als Assistent beim Einkauf („Kann ich ihnen ein Weihnachtsrezept vorschlagen?“), musste am Ende aber doch vor dem menschlichsten aller Gefühle kapitulieren: Was ist Liebe? Zwar rückte die Edeka-Werbung angesichts der fortschreitenden Digitalisierung einen Roboter ins Zentrum seines Clips, am Ende schien der 30-Sekünder vor allem ein vorweihnachtlicher Wohlfühl-Spot für die ältere Generation zu sein – der nette Herr von der Fleischtheke schien weiter unersetzlich.

Weihnachten 2117: Szenen wie aus Star Wars

Davon kann im aufwendig inszenierten Vierminüter „Weihnachten 2117“, der sich anschickt, den Kultclip #Heimkommen zu beerben, keine Rede mehr sein. Die Hamburger zeigen in der an sich beschaulichen Vorweihnachtszeit einen dystopischen Ausblick in eine ferne Zukunft, die kaum jedem schmecken dürfte.

Edeka lässt Roboter-Herzen höher schlagen (Foto: Screenshot © Edeka / YouTube).
Edeka lässt Roboter-Herzen höher schlagen (Foto: Screenshot © Edeka / YouTube).

In 100 Jahren dominieren in Edekas Weihnachtswerbung nämlich längst die Roboter die Erde, die aussieht wie nach einer Zombie-Apokalypse. Roboter patrouillieren auf zugewachsenen Straßen, die Gebäude sind menschenleer, Autos verstaubt. Ein Roboter wird indes auf ein verlassenes Kino aufmerksam, an dem noch ein Poster für den Film „Wunderbare Weihnachten“ hängt.

Roboter auf der Suche nach Weihnachtsstimmung

Der Roboter taucht ein in die alljährliche Weihnachtswelt der Menschen: Die Familie ist am Tisch versammelt, die Kinder packen begeistert Geschenke aus. In dem Roboter scheinen sich menschliche Züge zu regen: Er macht in einem ausgestorbenen Kaufhaus Weihnachtsdevotionalien ausfindig – einen Baum, Kerzen, Geschenke und Schaufensterpuppen. Doch Weihnachtsstimmung will trotz der Dekoration nicht aufkommen – es fehlt menschliches Leben.

Also macht sich der Roboter anhand einer alten Zeitung, die einst titelte „Menschen fliehen vor künstlicher Intelligenz“, auf die Suche nach der vertriebenen Zivilisation. Der Roboter scheut keine Mühen, durchquert Berge und Flüsse und stößt schließlich an Heiligabend in einer Hütte auf eine Familie.

Der Familienpatriarch reagiert zunächst skeptisch auf den ungebetenen Gast zu Weihnachten, doch seine Tochter überzeugt den Vater, den Roboter am Heiligabend an den Tisch der Familie einzuladen und schenkt ihm symbolisch mit einem Herz ihre Zuneigung. Der Roboter zeigt vermeintlich menschliche Züge und freut sich erkennbar mit Blinken und Geräuschen.

Kein zweites #Heimkommen

„Ohne Liebe ist es nur ein Fest“, titelt Edeka zum Ausklang des Vierminüters. Ende gut, vermeintlich alles gut. Doch so einfach ist es nicht. Der erneut von der Hamburger Kultagentur Jung von Matt inszenierte Clip ist kein zweites #Heimkommen, gerade weil ihm die menschliche Tiefe des Edeka-Opas fehlt, dessen letzter Wunsch der vereinten Familie an die menschlichsten Ur-Emotionen appelliert.

Der Edeka-Roboter indes kann kaum an Filmvorbilder wie R2D2 aus „Star Wars“ heranreichen. Vor allem jedoch nähert sich Edeka dem Phänomen der künstlichen Intelligenz, das es mit der Vertreibung und Flucht der Menschen zuerst noch dramatisch thematisiert, am Ende fast grotesk verniedlichend. Roboter haben die menschliche Zivilisation in den Städten erst ausgelöscht und den Homo Sapiens wieder in die tiefsten Wälder vertrieben, wollen am Ende des Tages zu Heiligabend aber etwas von der menschlichen Liebe abhaben?

Die Aufmerksamkeit ist den Hamburgern mit „Weihnachten 2117“ indes wieder einmal gewiss. In den ersten 24 Stunden generierte der Clip auf YouTube mehr als 400.000 Abrufe – auf Facebook waren es gar 1,8 Millionen Views.

Die Reaktionen auf Twitter fielen unterdessen überwiegend positiv aus.