In der schnelllebigen Musikindustrie werden aufstrebende Jungstars heutzutage nach einigen Erfolgen schnell zu Legenden stilisiert. Anders gestaltete es sich bei Tina Turner: Die jetzt nach lange Krankheit verstorbene Rockröhre füllte Stadien auf der ganzen Welt, sang Hits für die Ewigkeit - und überwand so manchen privaten Tiefschlag. Wir blicken auf eine einzigartige Karriere zurück. (Bild: Miguel Villagran/Getty Images) (Miguel Villagran/Getty Images)
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Arbeit auf dem Baumwollfeld
Anna Mae Bullock erblickte am 26. November 1939 in Nutbush, Tennessee, das Licht der Welt. An eine Karriere als Musikerin war als Kind noch nicht zu denken. Vielmehr war es an Anna und ihren Geschwistern, ihrem strengen Vater zu helfen, auf dessen Baumwollfeldern das Geld für das Familienleben einzutreiben. (Bild: Michael Ochs Archives / Getty Images) (Michael Ochs Archives / Getty Images)
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Schwieriges Elternhaus
Ebenso wie der rigorose Vater strahlte auch Tina Turners Mutter Zelma nie die Liebe aus, die sich das kleine Mädchen und später die erwachsene Frau erhofft hatte. Vielmehr stand körperliche Züchtigung an der Tagesordnung. Die Eltern stritten sich zudem dauernd, bis sie die kleine Anna und ihre Geschwister bei deren Cousine zurückließen. (Bild: Dave Hogan / Hulton Archive / Getty Images) (Dave Hogan / Hulton Archive / Getty Images)
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Musik als Ausweg
Um mit den schwierigen Lebensverhältnissen klarzukommen, war für Tina Turner schon in jungen Jahren die Musik ein Ventil. Die Legende besagt, dass sie als kleines Mädchen von vier oder fünf Jahren im Supermarkt auf einem Schemel zu einem Lied aus dem Radio mitsang. Außerdem war sie Teil eines Kirchenchors in der Baptistengemeinde, wo sie mit Gospel aufwuchs. (Bild: Chris Walter / WireImage) (Chris Walter / WireImage)
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Ab in die Blues-Metropole
Nachdem die kleine Anna Mae von ihrer Großmutter Roxanne großgezogen worden war, ging sie 1955 als Teenagerin zu ihrer Mutter zurück, die mittlerweile in St. Louis lebte. In der Blues-Metropole war Ike Turner (Mitte, im weißen Oberteil) ein umjubelter Künstler, der 1951 mit "Rocket 88" eine der ersten Rock'n'Roll-Aufnahmen geliefert hatte. (Bild: Gilles Petard / Redferns / Getty Images) (Gilles Petard / Redferns / Getty Images)
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Der Weg auf die Bühne
Auch Anna erlag dem Charme und dem virtuosen Spiel des Musikers und versuchte seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Zunächst erfolglos, schnappte sie sich eines Abends 1957 am Rande eines Auftritts von Ike Turner das Mikrofon. (Bild: Michael Ochs Archives / Getty Images) (Michael Ochs Archives / Getty Images)
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Als Schülerin hoch hinaus
Die Sängerin überzeugte den Soul-Pionier, wurde zunächst Backgroundsängerin seiner Band Kings of Rhythm, wenig später Solosängerin. Schon mit 17 Jahren, damals war Anna noch Schülerin, spielte sie wöchentliche Auftritte in Clubs. "Ich war jung, naiv, ein Mädchen vom Lande und entdeckte die Welt", erinnerte sich Tina Turner später an ihre Anfänge. (Bild: Michael Ochs Archives / Getty Images) (Michael Ochs Archives / Getty Images)
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Aus Anna Mae wird Tina
Mit der starken Stimme von Anna Mae Bullock erklomm die Band 1960 mit dem Song "Fool In Love" die Charts. Aus Gründen der Promotion gab Ike ihr daraufhin den Künstlernamen Tina, benannte seine Band in Ike & Tina Turner um - und sicherte sich im gleichen Atemzug alle Namensrechte. (Bild: Apic / Getty Images) (Apic / Getty Images)
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Liebe statt Freundschaft
Auch privat gingen Tina und Ike fortan gemeinsame Wege - aus freundschaftlichen Gefühlen war Liebe geworden. Es sollte eine verhängnisvolle Verbindung mit viel Schmerz werden. Das Paar gründete eine Familie mit zwei gemeinsamen Söhnen, und Ike brachte zwei Kinder aus früheren Beziehungen mit. (Bild: Michael Ochs Archives / Getty Images) (Michael Ochs Archives / Getty Images)
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Im Studio
1963 unterzeichnete Ike Turner (rechts) einen Plattenvertrag in New York, wo er mit Phil Spector an neuen Hits arbeitete. Auf der Bühne lieferten die Musiker ein unglaubliches Pensum mit teils vier Shows pro Abend ab. 1969 traten sie als Vorband der Rolling Stones auf und schafften den Durchbruch. Doch nicht nur im Studio zeigte der perfektionistische Ike mehr und mehr sein wahres Gesicht ... (Bild: GAB Archive / Redferns) (GAB Archive / Redferns)
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Private Hölle
Im Privaten und für das Umfeld der Turners verborgen, machte Ike Turner seiner Ehefrau das Leben zur Hölle und wurde zum zügellosen Gewalttäter. Körperliche Misshandlung, Vergewaltigung und regelmäßige Schläge steckte Tina Turner jahrelang ein. "Ich führte das Leben einer Toten, ich existierte nicht", beschrieb sie in dem HBO-Dokumentarfilm "Tina" (2021). "Ich war gefangen in Schuld und Angst." (Bild: Evening Standard / Getty Images) (Evening Standard / Getty Images)
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Erste Solo-Platte floppt
1966 versuchte Tina Turner, sich erstmals von ihrem Ehemann zu emanzipieren - zumindest musikalisch. Mit Produzent Phil Spector nahm sie im Studio ihr Album "River Deep - Mountain High" auf, auf dem sie neue Facetten zeigte. Doch die Platte floppte, und Tina kehrte wie ein geprügelter Hund nach Hause zurück. (Bild: Keystone / Hulton Archive / Getty Images) (Keystone / Hulton Archive / Getty Images)
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Am Tiefpunkt
1971 folgte der große Hit: "Proud Mary". Von den Erlösen baute Ike Turner ein eigenes Studio. Doch die Glückssträhne riss, Ike verfiel den Drogen und ließ seine Wut immer stärker an Tina aus. Die Sängerin suchte in mehreren Selbstmordversuchen einen letzten Ausweg. Erst weitere fünf Jahre später sagte sie sich endgültig von Ike los - mit allen Konsequenzen. (Bild: Michael Ochs Archives / Getty Images) (Michael Ochs Archives / Getty Images)
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Die Scheidung als Wendepunkt
Die Scheidung war für Tina Turner ein schmerzhafter Einschnitt. Sie verlor alles: Geld, die Lizenzrechte an ihrer Musik, die Häuser. Nur ihren Namen, Tina Turner, erstritt sie sich vor Gericht. Der Neuanfang als Sängerin ohne finanzielle Mittel gestaltete sich hart, keine Plattenfirma wollte ihr einen Vertrag geben. (Bild: Gary Merrin / Getty Images) (Gary Merrin / Getty Images)
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Ackern für den Lebensunterhalt
Mit Auftritten bei McDonalds und Shows in Las Vegas hielt Tina Turner sich und ihre Söhne über Wasser. Unterhalt zahlte Ike keinen, und die damals 37-Jährige musste auch für die finanziellen Schäden der ausgefallenen Auftritte mit Ike aufkommen. Erst Ende der 1970-er fand Turner mit Manager Roger Davies einen Förderer, der an einen Neustart glaubte. (Bild: Duncan Raban / Popperfoto via Getty Images) (Duncan Raban / Popperfoto via Getty Images)
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Große Träume
Gemeinsam hegten sie große Träume: Tina Turner wollte als erste schwarze Sängerin Stadien füllen. Für den späten Karrierestart, Turner war damals bereits 40 Jahre alt, änderten Davies und die Sängerin ihr Image radikal, sollte heißen: Rock als neuer Musikstil, neue Outfits, Haare ab. (Bild: Keystone / Getty Images) (Keystone / Getty Images)
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Auf Steppvisite bei Plattenlabels
Die Realität sah zunächst allerdings weitaus weniger glamourös aus. Erst John Carter, damals beim Label Capitol Records angestellt, glaubte an eine neue Erfolgsgeschichte und kämpfte wie ein Löwe um ein Album für Tina Turner. Es sollte sich lohnen ... (Bild: Paul Bergen / Redferns / Getty Images) (Paul Bergen / Redferns / Getty Images)
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Triumph bei den Grammys
"Private Dancer" stellte sich 1984 als Eintrittskarte für neue Karriere heraus. Das Album, für das Tina Turner nur zwei Wochen im Studio war, verkaufte sich 20 Millionen Mal, die Single "What's Love Got To Do With It" erklomm Platz eins der Billboard-Charts und bei den Grammys 1985 war Turner mit vier Preisen die große Gewinnerin. (Bild: CBS via Getty Images) (CBS via Getty Images)
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Weltrekord in Rio de Janeiro
Es folgte zunächst eine Tour mit 50 Konzerten, später tourte Turner 18 Monate durch die Welt und begeisterte in 230 Shows ihre Fans. Mit 50 Jahren hatte die Sängerin sich ihren Traum erfüllt, Stadien mit ihrer Musik zu füllen. 1988 stellte Tina Turner einen Rekord auf, der bis heute Bestand hat: Im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro hörten ihr unglaubliche 188.000 Fans zu. (Bild: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.) (Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.)
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Ab nach Hollywood
Auch Hollywood blieb der Erfolg von Tina Turner nicht verborgen. 1985 spielte sie im Action-Kracher "Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel" eine der Hauptrollen und bot als Bösewichtin Aunty Entity niemandem Geringeren als Hollywoodstar Mel Gibson die Stirn. Für den Film sang Turner auch den Titelsong "We Don't Need Another Hero", einen ihrer größten Hits. (Bild: Warner Bros. Pictures / Sunset Boulevard / Corbis via Getty Images) (Warner Bros. Pictures / Sunset Boulevard / Corbis via Getty Images)
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Endlich Seelenverwandschaft
Auch privat fand Tina Turner endlich ihr Glück. Am Düsseldorfer Flughafen traf sie 1985 Erwin Bach, der für sie als Fahrer eingeteilt war. Es habe damals sofort gekribbelt, erzählte Turner später. Trotz des Altersunterschieds von 16 Jahren - sie war damals 46, er 30 Jahre alt - wurden die beiden ein glückliches Paar. (Bild: Dave Hogan / Hulton Archive / Getty Images) (Dave Hogan / Hulton Archive / Getty Images)
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Schmerzhafte Erinnerungen
Schon 1985 hatte Tina Turner in ihrer Autobiografie "I, Tina" ihr bisheriges Leben Revue passieren lassen - in der Hoffnung, endlich die Fragen der Medien nach ihrer Beziehung zu Ike Turner zu beenden. Funktioniert hat der Plan nicht, stattdessen wurde sie 1992 mit dem schmerzhaften Kapitel ihres Lebens erneut konfrontiert, im Film "Tina - What's Love Got To Do With It?" (1992) mit Angela Bassett in der Hauptrolle. (Bild: Walt Disney) (Walt Disney)
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Rockröhre trifft 007
Apropos Kino: Drei Jahre später, 1995, sang Turner den Titelsong zum James-Bond-Film "GoldenEye". Zwar verpasste das gleichnamige Lied den Einzug in die US-Charts, dafür wurde "GoldenEye" unter anderem in Deutschland und Großbritannien ein Top-Ten-Hit. (Bild: Dave Hogan / Hulton Archive / Getty Images) (Dave Hogan / Hulton Archive / Getty Images)
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Alben stürmen Charts in Europa
Neben ihren Ausflügen ins Schauspielbusiness blieb Tina Turner ihrer Profession als Sängerin treu. Mit "Break Every Rule" veröffentlichte sie 1986 erneut ein Top-Fünf-Album in den US-Charts. Bis 1999 folgten weitere drei Alben, die zwar in den USA nicht mehr in die oberen Chart-Regionen vordrangen, dafür aber in Europa absahnten. (Bild: Patrick Riviere / Getty Images) (Patrick Riviere / Getty Images)
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Übergabe des Staffelstabs
Um ihr finales Album als Solokünstlerin zu promoten, ging Tina Turner 2000 auf die "24/7"-Welttournee. 2004 veröffentlichte sie ein Best-of-Album ihrer größten Hits. Einen bemerkenswerten Auftritt legte die Rockröhre 2008 bei den Grammys hin, als sie mit Beyoncé den Hit "Proud Mary" darbot - und trotz ihrer 68 Jahren mit Stimmgewalt und Bühnenpräsenz beeindruckte. (Bild: Kevin Mazur / WireImage / Getty Images) (Kevin Mazur / WireImage / Getty Images)
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Abschied von der Bühne
Und noch immer hatte Tina Turner nicht genug: Ab Oktober 2008 feierte sie ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum mit einer letzten Welttournee, die am 5. Mai 2009 mit einem Auftritt in Sheffield nach 90 Konzerten ihr Ende fand - und die Bühnenkarriere von Tina Turner beendete. Kein Solo-Künstler hat je mehr Konzertkarten als die US-Amerikanerin verkauft. (Bild: 2009 Shirlaine Forrest/Shirlaine Forrest) (2009 Shirlaine Forrest/Shirlaine Forrest)
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Ruhe im Buddhismus
Nach ihrem Abschied von der großen Bühne zog sich Tina Turner größtenteils in ihr Privatleben in der Schweiz zurück. Bis 2017 fanden vier weitere CDs den Weg ins Verkaufsregal, die allerdings nichts mit der Sängerin Tina Turner zu tun hatten. Stattdessen enthielten die Alben spirituelle Gesänge und Mantras, die die praktizierende Buddhistin zusammengetragen hatte. (Bild: EMI) (EMI)
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Ein Musical zu Turners Ehren
Im Rahmen einer ihrer wenigen öffentlichen Auftritte zeigte sich Tina Turner 2019 bei der Premiere von "Tina - The Tina Turner Musical". In New York wurde sie unter großem Applaus des Publikums von der Musicaldarstellerin Adrienne Warren auf die Bühne geführt. Zuvor war das Stück über das Leben der Sängerin bereits in London uraufgeführt worden. (Bild: John Lamparski / Getty Images) (John Lamparski / Getty Images)
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Rückblick auf ein bewegtes Leben
2021 erschien der Dokumentarfilm "Tina", der das bewegte Leben und die Karriere der Künstlerin Revue passieren ließ. Zu dem knapp zweistündigen Porträt von T. J. Martin und Dan Lindsay sagte Tina Turner in einem Interview mit der "Welt": "Ich habe diesen Dokumentarfilm deshalb gemacht, weil ich aufhören wollte, immer nur über mein Leben zu reden. Ich möchte mich darauf konzentrieren, es zu leben." (Bild: 2020 TFD Films Limited) (2020 TFD Films Limited)
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Gesundheitliche Probleme
In den vergangenen Jahren hatte Tina Turner immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie erlitt einen Schlaganfall und kämpfte gegen Darmkrebs. 2017 rettete ihr die Nierenspende ihres Mannes Erwin Bach, den sie vier Jahre zuvor geheiratet hatte, das Leben. Heute lebt das Paar abseits der Öffentlichkeit weiterhin in der Schweiz, Turner ist mittlerweile Schweizer Staatsbürgerin. (Bild: Jacopo Raule / Getty Images for Giorgio Armani) (Jacopo Raule / Getty Images for Giorgio Armani)
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Späte Ehre
2021 wurde Tina Turner eine späte Ehre zuteil, als sie gemeinsam mit anderen Künstlern und Bands wie Carole King oder den Foo Fighters in die "Rock & Roll Hall of Fame" aufgenommen wurde. Eine letzte von zahlreichen Ehrungen: Am 24. Mai ist die Rocklegende nun im Alter von 83 Jahren nach lange Krankheit verstorben. (Bild: Getty Images / John Lamparski) (Getty Images / John Lamparski)
Musiklegende Tina Turner war eine der größten Sängerinnen aller Zeiten. Doch der Weg bis an die Spitze der Rockmusik war weit - und voller Schicksalsschläge, privater Dramen und beruflicher Rückschläge. Die Galerie blickt auf eine bemerkenswerte Karriere zurück.