Ribéry exklusiv: „Götze braucht Zeit – und Vertrauen“

Rechtzeitig vor der heißen Saison-Phase hat sich Franck Ribéry wieder zurückgemeldet. Im Exklusiv-Interview mit Yahoo Sport spricht der Bayern-Star  über Juventus Turin, sein Verhältnis zu Pep Guardiola – und Mario Götze.

Franck Ribéry, bei wieviel Prozent Ihres tatsächlichen Leistungsvermögens liegen Sie derzeit?

Es wird immer besser. Natürlich bin ich noch nicht bei 100 Prozent.  Aber beinahe. Nach so einer langen Verletzungszeit ist es immer schwer. Jetzt bin ich schon wieder seit fünf, sechs Spielen bei der Mannschaft und habe sogar zwei Mal 90 Minuten durchgespielt.

Merken Sie eigentlich, dass Sie mit den Jahren langsamer werden? Sie sind jetzt 33.

Nein das nicht. Aber wenn ich alle drei, vier Tage ein Spiel habe und immer auf dem Platz stehe,  bin ich schon müder als früher. Da merke ich meinen Körper. Ich trainiere viel in der Freizeit. Das tut mir gut.

Haben Sie in Ihren langen Verletzungszeiten eigentlich jemals über ein vorzeitiges Karriereende nachgedacht?

Nein, zu keinem Zeitpunkt. Es  waren  schwierige Zeiten. Auch für den Kopf.  Es ist wichtig, in diesen Phasen weiter zu arbeiten und den Kopf oben zu halten. Jetzt bin ich wieder bei der Mannschaft und kann spielen. Das ist ein anderes Leben.

Wir würden Sie ihr Verhältnis zu Pep Guardiola beschreiben?

Die ersten sieben Monate unter ihm war ich richtig gut, topfit und zu dem Zeitpunkt ja auch Europas bester Spieler. In der Phase war ich wichtig für ihn. Danach war ich eben lange Zeit verletzt. Pep ist ein guter Trainer. Er hat seine eigene Philosophie und kennt den Fußball sehr gut.

Wie oft sprechen Sie mit Guardiola? Gibt es Vier-Augen- Gespräche?

Ja, schon. Aber nicht jeden Tag. Er hat seine eigene Mentalität. Dennoch weiß er auch, was ich brauche.

Woher kommt eigentlich Ihre komödiantische Ader?

Das war schon als Kind so bei mir. Das Leben ist schon schwer genug. Bei uns ist es oft ein bisschen eintönig. Jeden Tag Training. Es ist schön, wenn man hier auf dem Trainingsgelände ist und auch mal Spaß hat. Das ist wichtig für das Team. Ich war so lange verletzt, aber jetzt auf den vielen Reisen und in den Hotels bin ich endlich wieder dabei. Das merkt auch die Mannschaft.  Das ist positiv.

Sie sind jetzt beinahe zehn Jahre bei den Bayern.  Was ist deutsch an Franck Ribery?

Ribéry und der FC Bayern, das ist eine ganz spezielle Verbindung. Wir haben so viel zusammen gewonnen. Auch auf dem Platz merke ich die große Zuneigung der Fans. Das ist brutal. Das will ich zu 100 Prozent immer zurückgeben. Für mich ist der FC Bayern wie eine Familie. Auch für meine Frau und meine Kinder ist München, ist der FC Bayern, ein Zuhause.

Ist das ein Bekenntnis von Ihnen, nach der Karriere in München zu bleiben?

Ja, warum nicht! Meine Tochter ist zehn Jahre alt, ich bin fast zehn Jahre hier. Meine kleinen Kinder sind auch hier geboren. Ihre Mentalität ist deutsch und darüber freue ich mich. Hier ist alles super. Das Leben ist gut. Es ist sauber. Es herrscht Sicherheit.

Könnten Sie sich vorstellen, später etwas beim FC Bayern zu machen?

Klar kann ich es mir vorstellen. Schauen wir einfach, was nach meiner Karriere passiert. Vieles ist möglich. Jetzt will ich aber erstmal noch weiter spielen.

Mittwoch geht es  gegen Juventus Turin. Mit welcher Taktik würden Sie spielen lassen? 2:2 ist ja nicht ganz ohne ...

Das wird ein schwieriges Spiel. Wir müssen intelligent sein, dürfen keine Angst haben. Wir kennen Juventus sehr gut. Die Defensive ist stark, aber sie können eben auch sehr schnell nach vorne spielen und kontern. Es geht um die kleinen Details in diesem Spiel. Wir dürfen keine Fehler machen. Im Hinspiel haben wir 2:0 geführt.  Jetzt kommt Juventus mit einem 2:2 nach München...

Müssen Sie abwartend spielen?

Nein. Wir müssen so spielen, wie wir es immer tun. Wir haben die Fans im Rücken. Das gibt uns zusätzlich ein gutes Gefühl. Wir dürfen nichts Verrücktes machen. Unsere Ausgangslage ist gut, weil Juventus unbedingt ein Tor machen muss. Aber nochmal: Wir müssen mit Köpfchen spielen.

Mario Götze hat zuletzt mal wieder gespielt, aber er hat es schwer in München. Auch bei den Fans. Ganz anders als Sie. Hat er unter den Vorraussetzungen überhaupt eine reelle Chance, sich hier zu etablieren?

Ich freu mich, dass Mario gegen Werder mal wieder gespielt hat, er ist ein guter Junge.  Er arbeitet jeden Tag und verhält sich sehr professionell.  Er war lange verletzt. Das war nicht einfach für ihn. Der Druck war groß, als er aus Dortmund hierher nach München kam. Er hat schon einen großen Namen.  Vielleicht ist er noch nicht so groß wie mein Name, aber alle Deutschen kennen Mario Götze. Er braucht noch Zeit. Er ist nicht 25 oder 30.

Kommt er mit dem Druck klar, der beim FC Bayern herrscht?

Er braucht Vertrauen.

Vertrauen in sich selbst?

Ja vielleicht auch das. Aber er braucht auch Vertrauen aus der Mannschaft und vom Trainer. 

Interview: Klaus Bellstedt