0:0 gegen den Weltmeister: Ein gelungener Neustart der DFB-Elf

Die deutsche Nationalmannschaft hat das WM-Debakel verdaut. Gegen Frankreich reichte es im ersten Spiel der Nations League zwar nicht zum Sieg, doch am Auftritt der Mannschaft von Joachim Löw gab es nicht allzu viel zu bemängeln.

Die Yahoo Sport-Analyse von Tommy Gaber

Timo Werner hatte die ersten Torchance der DFB-Elf, scheiterte aber an Torhüter Areloa
Timo Werner hatte die ersten Torchance der DFB-Elf, scheiterte aber an Torhüter Areloa

Die Aufstellungen

Löw überrascht mit seiner Starelf. Mit Rüdiger, Hummels, Boateng und Ginter stellt er vier Innenverteidiger in die Viererkette. Davor spielt Kimmich auf der Sechs, Werner und Müller besetzen die Flügel, Kroos und Goretzka das zentrale Mittelfeld und vorne stürmt Reus. Deutschland im 4-1-4-1 mit ausschließlich WM-Fahrern.

Neuer -Ginter, Hummels, Boateng, Rüdiger – Kimmich – Müller, Goretzka, Kroos, Werner – Reus

Frankreich muss auf den verletzten Stammkeeper und Kapitän Lloris verzichten, ansonsten spielt die Elf, die am 15. Juli in Moskau gegen Kroatien Weltmeister wurde.

Areola – Pavard, Varane, Umtiti, Lucas – Pogba, Kante – Mbappe, Griezmann, Matuidi – Giroud

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Taktik/Spielverlauf

Ballsicherheit, Spielkontrolle, reduziertes Risiko. Was Joachim Löw vor dem Spiel angekündigt hatte, setzte seine Mannschaft von Beginn an um. Es war in Spiel eins nach der WM-Blamage auch nicht anders zu erwarten, zumal auf der anderen Seite der Weltmeister stand. Frankreich perfektionierte in Russland das Umschaltspiel nach dem Ballgewinn.

So legte die DFB-Elf den Fokus darauf, möglichst wenig Fehler im Spielaufbau zu machen. Statt aggressivem Pressing tief in der gegnerischen Hälfte baute Deutschland auf Kompaktheit und kontrolliertes Pressing im Mittelfeld. Das temporeiche, vertikale Offensivspiel, für das Deutschland unter Löw stand, wurde eingetauscht gegen sicheres Passspiel über viele Stationen und Spielverlagerung durch diagonale Bälle, vor allem von Boateng und Kroos. Allerdings blieb vieles im Angriffsspiel Stückwerk. Außer einer Chance von Werner, der aus 13 Metern an Areola scheiterte, gab es keine brauchbare Offensivszene der deutschen Elf.

Frankreich ließ die DFB-Elf zu Beginn gewähren und konzentrierte sich darauf, Passwege zuzustellen. Kante und Pogba ließen im Zentrum null Raum für Kombinationen, auch Griezmann und Matuidi erledigten Defensivaufgaben. Das ging zunächst auf Kosten der Offensive. Ab Mitte der ersten Halbzeit griffen die Franzosen früher an und kamen dem deutschen Tor immer näher. Doch außer einem Kopfball von Giroud, den Neuer von der Linie kratzte, war auch vom Weltmeister wenig zu sehen.

Nach der Paus wurde schnell vieles besser. Es entwickelte sich fast schon ein offener Schlagabtausch. Zunächst war Frankreich an der Reihe, Griezmann scheiterte zweimal an Neuer. Doch auch Deutschland legte die Ketten ab und ging nach und nach mehr Risiko. Der sehr starke Lloris-Ersatz Areola parierte erst einen 16-Meter-Schuss von Reus, später dann einen Gewaltschuss des aufgerückten Hummels und wenig später einen Kopfball von Ginter.

Deutschland hatte zwischen der 65 und 80. Minute eine ganz starke Phase und den Weltmeister im Schwitzkasten. Leider fehlte das Quäntchen Glück für den Siegtreffer. Hinsichtlich Einsatz und Laufbereitschaft konnte man der DFB-Elf nichts vorwerfen und nach einer sehr vorsichtigen ersten Halbzeit gab’s nach dem Wechsel ein kleines Feuerwerk. Auch wenn am Ende “nur” ein 0:0 steht, war das ein sehr vernünftiger Neustart.

Die Szene des Spiels

72. Minute: Hummels fängt in der eigenen Hälfte einen Ball ab, spielt zu Reus und legt den Turbo ein. Reus schüttelt zwei Franzosen ab und spielt links raus zu Hummels, der am 16er zu Müller flankt. Der vergisst den schnellen Abschluss, stoppt lieber nochmal ab, stochert die Kugel dann per Seitfallzieher zu Hummels und der lädt per Dropkick ab. Areola entschärft den Gewaltschuss.

Der Star des Spiels

Cristiano Ronaldo und Lionel Messi steuern allmählich auf ihr Karrierende zu. Doch es gibt da einen, der definitiv als Thronfolger taugt: Kylian Mbappe. Der Junge ist immer noch erst 19, aber schon sowas von gut. Ballbehandlung und Tempo sind einzigartig und für die Galerie ist auch immer etwas dabei. Mbappe spielte mindestens vier Pässe mit der Hacke. Einfach ein brutal starker Kicker. Ebenfalls überragend: Frankreichs Torhüter Areola in seinem ersten Länderspiel.

Der Schiedsrichter

Daniele Orsato aus Italien hatte mit der jederzeit fairen Partie keinerlei Schwierigkeiten und lang bei seinen Entscheidungen stets richtig.