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1:0 gegen Chile - DFB-Team gewinnt Confed Cup

Hoch oben auf der Tribüne des Krestowski-Stadions in Sankt Petersburg – es lief gerade die 30. Minute beim Finale dieses Confederations Cups zwischen Deutschland und Chile – machte Diego Armando Maradona gerade ein kleines Nickerchen. Die TV-Kameras fingen die Szene perfekt ein. Der vielleicht beste Fußballer, den diese Erde womöglich gesehen hat, schien nicht viel Gefallen zu finden an diesem Endspiel. Dabei war die Partie zwischen der Reservetruppe der Eliteeinheit des deutschen Fußballs und „La Roja“ ein munteres Spielchen. Das lag – bis zu Maradonas Schläfchen – vor allem an den Chilenen.

Angriff auf Angriff rollte in der Anfangsphase auf das von Marc-Andrè Ter Stegen gehütete deutsche Tor. Immer wieder attackierten die Chilenen früh den ballführenden Gegner, eroberten die Kugel und initiierten so kluge Offensiv-Aktionen. Arturo Vidal und Alexis Sanchez waren in dieser Phase die bestimmenden Akteure auf dem Rasen. Beide suchten auch immer wieder selber den Abschluss.

Chile geschockt

Die DFB-Elf suchte lange die nötige Stabilität in diesem Endspiel. Und tatsächlich, sie fand sie noch vor der Pause. Aus zwei Gründen. Erstens: Leon Goretzka und Julian Draxler, die beiden prägenden Spieler in der Mannschaft von Joachim Löw bei diesem Turnier, fanden langsam zu ihrem Spiel. Und zweitens: Chile half dem DFB-Team gewissermaßen selber auf die Sprünge. Nach einer Eselei des Ex-Hamburgers Marcelo Diaz bedankten sich Passgeber Timo Werner und Torschütze Lars Stindl, der die Kugel nur noch ins leere Gehäuse schieben musste, ganz herzlich (20.). Urplötzlich stand es 1:0 für Deutschland. Und das Spiel nahm eine Wendung.

Die Chilenen waren geschockt. Unbekümmertheit und Angriffslust waren wie weggepustet und auch der Respekt vor diesen so unberechenbaren Deutschen nahm von Minute zu Minute zu. So hätte Draxler kurz vor der Pause mit einer wunderbaren Direktabnahme aus 18 Metern fast noch auf 2:0 erhöht. Der Ball strich aber knapp am Pfosten vorbei. Zugegeben: Es wäre ein bisschen too much gewesen.

Viel Hektik und Gift

Nach dem Wechsel bot sich den Zuschauern zunächst das gleiche Bild: Die DFB-Youngsters setzten immer wieder kluge Nadelstiche und kamen zu vereinzelten Gelegenheiten (Draxler, Werner), während Chile mit teilweise wütenden Aktionen versuchte, dieses Finale wieder in den Griff zu bekommen. Das gelang aber auch deshalb nicht, weil die Mannschaft von Arturo Vidal sich mit zunehmender Spieldauer in erster Linie auf Diskussionen mit dem serbischen Schiedsrichter Milorad Mazic einließ und sich auch sonst in giftigen Zweikämpfen verlor. Der Spielfluß war jedenfalls dahin. Schön anzuschauen, war das Endspiel Mitte der zweiten Hälfte schon lange nicht mehr.

In der Schlussphase waren die Rollen klar verteilt: Chile lief blind an und kam lediglich durch Sagal (84.) zu einer großen Gelegenheit, die DFB-Auswahl ging voll auf Konter. Weil diese aber oft viel zu hektisch abgeschlossen wurden, blieb es bei diesem einen Tor für Deutschland. Als schließlich Ter Stegen in der fünften Minute der Nachspielzeit einen Freistoß von Valencia mit einer herrlichen Parade aus dem Eck fischte, war klar: Chile würde an diesem Abend in Sankt Petersburg nicht mehr der Ausgleich gelingen. Kurz darauf war Schluss in Sankt Petersburg – und Deutschland nach einer vor allem kämpferisch überzeugenden Leistung Confed-Cup-Sieger.

Wer schafft es in den WM-Kader?

Es ist der zweite Titelgewinn innerhalb von zwei Tagen für den DFB, nachdem das U21-Team in Polen die EM gewinnen konnte. Es sind schöne und beachtenswerte Erfolge für den deutschen Fußball – gerade auch der Sieg beim anfangs belächelten Confed Cup beweist, dass es dem Bundestrainer und seinem Betreuerstab immer wieder gelingt, vielversprechende Talente zu formen und an die erste Mannschaft heranzuführen.

Die entscheidende Frage gerade auch im Hinblick auf die WM in nächsten Jahr lautet jetzt: Wer von den Siegern von Sankt Petersburg und Krakau schafft es tatsächlich in den Kader? Es gibt in diesen Tagen Schlimmeres, als in der Haut von Joachim Löw zu stecken.