"100 Morddrohungen nach Niederlage"

Taylor Fritz spricht beim Diriyah Tennis Cup in Riad ganz offen über Tabu Themen im Tennis.

Der Amerikaner ist momentan auf dem neunten Rang der ATP Tennis Weltrangliste und ist damit der zurzeit erfolgreichste Spieler seiner Nation. Im Interview mit Clay spricht er über sportliche Themen und über Themen, die abseits des Platzes passieren. (SERVICE: ATP-Weltrangliste)

So zeigt sich der 25-Jährige offen gegenüber Homosexualität im Tennis. „Es ist seltsam (dass kein Spitzenspieler herausgekommen ist, Anm. der Redaktion), weil ich denke, dass es akzeptiert würde. Niemand auf der Tour hätte damit ein Problem.“

Statistisch gesehen glaube er, dass homosexuelle Spieler dabei sein müssen, aber wissen tue er es nicht.

Morddrohungen nach Niederlagen

„Vielleicht wollen die Leute einfach nicht im Rampenlicht stehen, vielleicht wollen sie nicht die Ablenkung, all die Aufmerksamkeit und so etwas bekommen“, vermutetet Fritz als Grund. (NEWS: Alles zur ATP)

Morddrohungen nach Spielen ist ein weiteres Thema, über das der Amerikaner spricht. So sagt er, dass die Spieler 50 bis 100 Morddrohungen nach jeder Niederlage, bekommen. Das liegt an den Sportwetten, die auf die Tennisspieler gesetzt werden. (NEWS: Wette futsch! Youngster soll zahlen)

„Ich denke nur, dass jeder im Tennis einen Gewinn aus Wetten macht, mit Ausnahme der Spieler“, klagt der 25-Jährige. Die Spieler Mardy Fish und Bob Bryan erhielten erst eine Strafe, da sie Werbung für einen Wettanbieter gemacht haben. „Was mit Bob und Marty passiert ist, ist bedauerlich. Die Zeiten ändern sich und die Regeln müssen sich wahrscheinlich wieder ändern“, findet Fritz.

„Gibt einen Grund, warum Kyrgios Spiele voll sind“

Weiter ergänzt er: „Auf keinen Fall sollten Tennisspieler den Leuten sagen, dass sie auf Tennis wetten sollen, aber ich denke nicht, dass es ein Problem sein sollte, wenn etwas außerhalb des Tennis ist.“

Generell sieht der Amerikaner, dass mehr junge Fans für Tennis begeistert werden sollten. Und das gelinge, wenn die Tennisspieler nicht für das Zerschmettern des Schlägers bestraft werden würden, wie Fritz findet: „So sehe ich es: Die jüngeren Fans, die mögen es, wenn die Leute verrückt sind.“

Dabei sollte allerdings niemand in Gefahr gebracht werden und er sehe es auch als in Ordnung, wenn die Schlägerfirma eine Strafe fordert. „Ich denke nur, dass die Fans das lieben. Es gibt einen Grund, warum alle Spiele von Nick (Kyrgios, Anm. der Redaktion) voll sind“, sagt der Tennisspieler. (SERVICE: ATP-Kalender)

„Im Tennis bestrafen wir Dinge, die Fans mögen“

Fritz respektiere die älteren Fans, die es „edel und höflich“ mögen, aber findet, dass es wichtig ist, ein jüngeres Publikum anzuziehen und was die anzieht, ist „Drama“, ist sich der Mann aus San Diego sicher. „Ich denke, im Tennis bestrafen wir Dinge, die die Fans mögen. Als Sport müssen wir ein jüngeres Publikum anziehen.“

Sportlich tritt der Amerikaner selbstbewusst auf. „Um gut zu sein oder in allem, was man tun, großartig zu sein, denke ich, dass man sehr selbstbewusst sein und ein bisschen Ego haben müssen. Man muss daran glauben, der Beste sein zu können. Es wird nie passieren, wenn man nicht wirklich an sich selbst glauben.“

Druck mache sich der Spieler allerdings nur selbst: „Wenn es Leute gibt, die Druck auf mich ausüben, fühle ich das nicht wirklich. Ich habe sehr hohe Erwartungen an mich selbst, und all der Druck, den ich fühle, ist immer Druck, den ich auf mich selbst ausübe. Ich mache es für mich.“

Tennisumbruch mit dem Abgang der drei Großen

Bereits vier Titel konnte der Amerikaner in seiner Karriere gewinnen. Er hat das Gefühl, dass „die großen Titel so viel gewinnbarer sind als früher“, sobald die drei großen die Tennisbühne verlassen. Damit sind Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic gemeint.

Als Fritz 2015 seine Karriere begann, „konnten im Grunde nur vier oder fünf Personen große Veranstaltungen gewinnen“, wie der 25-Jährige findet. Das hat sich mit der Zeit schon geändert: „Die Tür öffnet sich schon langsam ein bisschen mehr und man kann es sehen: In den letzten zwei Jahren gab es so viel mehr Masters 1000-Gewinner als wahrscheinlich je zuvor.“