500 Millionen für Mahomes - Wahnsinn oder gerechtfertigt?

Der neuen 10-Jahres-Vertrag für Patrick Mahomes bei den Kansas City Chiefs erschüttert die NFL, einen Deal dieser Größenordnung gab es noch nie.

SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zum Mahomes-Mega-Deal.

Wie sind die Zahlen des Mahomes-Vertrages?

Gigantisch. Der Super-Bowl-MVP bekommt einen neuen Deal, der ihn für weitere 10 Jahre an die Chiefs bindet. Bis ins Jahr 2031! Das sind die kommenden 12 Spielzeiten.

Noch unglaublicher wird es beim Gehalt für den Superstar: Rund 450 Millionen Dollar soll Mahomes über diese 10 Jahre kassieren, 45 Millionen pro Jahr, wie ESPN-Insider Adam Schefter berichtet.

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Doch Mahomes kann sogar die 500 Millionen knacken. Mit diversen Bonus-Zahlungen (z.B. je 1,25 Mio. für Einzug in den Super Bowl und Auszeichnung als NFL-MVP ) kann das Gesamtvolumen auf 503 Millionen steigen.

Selbst im allerschlimmsten Fall würde der Quarterback immer noch 140 Millionen bekommen. Das nämlich ist die garantierte Summe, selbst im Falle einer Verletzung.

Vorerst muss Mahomes aber mit deutlich weniger auskommen. Weil die Chiefs zunächst seinen Rookie-Deal verlängerten, spielt er bis 2021 noch unter dessen Konditionen - diese Saison gibt es 2,8 Millionen, 2021 dann immerhin 24,8 Millionen.

"Ausgeglichen" wird das durch insgesamt über 83 Millionen an Bonuszahlungen alleine für seine Vertragsunterschrift: 21,7 Mio. im Jahr 2021, 27,4 Mio. dann 2022 und 34 Million in der dritten Charge 2023.

Wo steht Mahomes im Vergleich zu bisherigen Mega-Deals?

An der Spitze, wie sollte es anders sein.

Der bisher fetteste Deal im Sport war der, den MLB-Star Mike Trout (Los Angeles Angels) 2019 unterschrieb: 426,5 Millionen für 12 Jahre. Unterschied: Trouts Deal ist garantiert. Komplett. Boxer Canelo Alvarez bekommt für 11 Jahre und fünf Kämpfe 365 Millionen.

In der NFL, wo gerade Quarterbacks kaum Verträger über fünf oder sechs Jahre hinaus unterschreiben, pulverisiert Mahomes den bisherigen Rekord. Satte zehn Millionen pro Jahr greift er mehr ab als der bisherige Spitzenreiter Russell Wilson (140 Mio. für 4 Jahre). Den bislang größten Gesamtvertrag der NFL hatte Matt Ryan (QB, Atlanta Falcons, 150 Mio. für 5 Jahre).

Immerhin in Sachen Gehalt pro Jahr ist Mahomes nicht die Nummer 1. NBA-Star Dame Lillard, der sich mit den Portland Trail Blazers auf einen Supermax-Deal geeinigt hat, wird im letzten Vertragsjahr satte 54,3 Millionen einsacken - selbst bei maximaler Auslastung (503 Mio. für 10 Jahre) noch fast 10 Prozent mehr als Mahomes.

Warum zahlen die Chiefs diese irre Summe?

Weil Mahomes der perfekte NFL-Quarterback ist.

Würde man im Labor einen QB entwickeln - der Chiefs-Star wäre verdammt nah dran. Der 24-Jährige ist das komplette Paket: groß, unglaublich mobil, Kanonen-Arm, schüttelt Pässe aus dem Handgelenk, die kein Anderer im Repertoire hat - und besitzt sogar die Fähigkeit, mit beiden Händen ultrapräzise zu werfen, teils sogar in der Bewegung noch die Hand zu wechseln.

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Entsprechend irre liest sich seine bisherige Karriere: Seine Rookie-Saison verbrachte er noch auf der Bank hinter Alex Smith und lernte. In Jahr zwei - dem erste, in dem er überhaupt in der NFL spielte - wurde er direkt MVP und warf 50 Touchdowns. Im dritten NFL-Jahr führte er die Chiefs zur Meisterschaft und wurde Super-Bowl-MVP (als jüngster QB der Geschichte).

Um das mit Zahlen zu untermauern. In den vergangenen zwei Jahren (seit Mahomes wirklich spielt) führt er inklusive Playoffs ALLE Quarterbacks der Liga an in Sachen Touchdowns (89), Yards (10.602), Siege (27), Quarterback-Rating (79) und Yards pro Pass (8,5).

Noch dazu feiert der Mann mit dem Kanonen-Arm am 17. September erst seinen 25. Geburtstag - seine Prime, die beste Zeit seiner Karriere, kommt also erst noch. Wenn man als NFL-Franchise diese absoluten Ausnahmeathleten nicht mit Geld zuwirft - wen dann?

Zumal Mahomes und die Chiefs ein Herz und eine Seele sind. "Seine Fähigkeiten sind so außergewöhnlich, das in Kombination mit seiner unglaublichen Persönlichkeit ist außergewöhnlich", lobt Chiefs-GM Brett Veach. Teampräsident Clark Hunt schwärmt vom "dynamischen Spielstil" und der "ansteckenden Art" seines Quarterbacks und lobt diesen als "unglaublichen Anführer. Er ist einer der meist-angesehenen und geliebten Menschen, die jemals das Chiefs-Trikot getragen haben."

Wie groß ist das Risiko für die Chiefs?

Auf den ersten Blick enorm angesichts der Laufzeit und des unfassbaren Volumens - gerade wenn man die Gefahren für NFL-Spieler betrachtet.

Trotz aller Regeländerungen zum Schutz von Quarterbacks ist das Risiko von schweren Verletzungen durch den unglaublichen Speed und die heftigen Kollisionen beim Football so groß wie kaum wo anders. Kaum ein Sport „zerstört“ seine Superstars so oft wie die NFL.

Mahomes‘ Chiefs-Vorgänger Alex Smith brach sich 2018 (nach dem Wechsel zu den Washington Redskins) brutal das Bein, hätte es danach fast verloren und kämpfte zwischenzeitlich sogar um sein Leben. Ein solches Szenario wäre natürlich der absolute Super-GAU für die Chiefs, die Gefahr von schweren Verletzungen ist in der NFL aber real. Bei jedem Spiel, bei jedem Snap.

Das musste auch Mahomes schon erleben. 2019 sprang ihm die rechte Kniescheibe raus, Beobachter befürchteten schon das Schlimmste, aber Mahomes hatte Glück und verpasste nur zwei Spiele.

Da im neuen Vertrag des Quarterbacks als eine Art Domino-Effekt bis 2024 die Gehälter für zwei weitere Jahre im Voraus garantiert werden (danach jeweils ein zusätzliches Jahr), ist es für die Chiefs nahezu unmöglich, ihn einfach zu entlassen, sollte er sich schwer verletzten. Beispiel: In der Saison 2022 ruiniert sich Mahomes die Schulter und kann nie wieder spielen - zu diesem Zeitpunkt bekommt er per Garantie von KC aber noch zusätzlich zu 2023 und 2024 sein volles Gehalt, bis man ihn von den Büchern bekommt.

Dafür ist die zunächst garantierte Summe mit 140 Millionen noch vergleichsweise gering - und man hat eben den vielleicht besten Spieler der kommenden Dekade so gut wie sicher an sich gebunden. Und selbst wenn in fünf Jahren die QB-Preise explodieren sollten, am Ende sogar noch einen teamfreundlichen Deal, so absurd das aktuell angesichts von 500 Millionen Gesamtvolumen klingen mag.

Gibt es auch Nachteile für Mahomes?

Kaum, denn der Superstar hat - obwohl er theoretisch 10 Jahre gebunden ist - viel Macht in seinen Händen.

Natürlich könnte es passieren, dass die Chiefs irgendwann abstürzen und Mahomes bei einem miesen Team festsitzt. Aber der Deal soll Ausstiegs-Optionen enthalten, wenn bestimmte „garantierte Mechanismen“ nicht eintreten.

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Laut Vertrag müssen die Chiefs ihrem Superstar jeweils ein oder zwei Jahre im Voraus sein Gehalt garantieren. Andernfalls müssten sie ihn entlassen.

Die Option, durch einen kürzeren Deal in ein paar Jahren noch einmal Free Agent zu werden, noch einmal abzukassieren, noch mehr Geld pro Jahr rauszuschlagen, hat Mahomes zwar aus der Hand gegeben - dafür aber jetzt schon eine unheimlich große finanzielle Sicherheit.

Durch die No-Trade-Klausel kann er außerdem weiterhin über sein Schicksal mitbestimmen und nicht einfach irgendwo hingeschickt werden.