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6 Monate Corona-Rally: Sind die Märkte nun reif für den Ausverkauf?

Gebannter Blick auf die Märkte (Foto: Deutsche Börse AG)
Gebannter Blick auf die Märkte (Foto: Deutsche Börse AG)

Es knirscht unter der Oberfläche: In der vergangenen Handelswoche gaben vor allem Technologieaktien so massiv nach wie seit dem Corona-Crash im März nicht mehr. Geht das halbjährige Mega-Comeback an der Börse nun auf die Zielgerade?

20 Jahre ist es her, als sich die Weltbörsen langsam, aber stetig auf die Klippe zubewegten. Der große Crash der Internetaktien lag hinter den Anlegern, der heiß gelaufene Markt schien bereinigt, Aktionäre schienen wieder Mut zu fassen. Doch nach einer mehrmonatigen Erholung folgte nach dem Labor-Day-Wochenende der Beginn einer zweieinhalbjährigen Börsenbaisse.

Hofreiter vor 'Autogipfel': Keine Zuschüsse für alte Technologien

„Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“, pflegte der große amerikanische Schriftsteller Mark Twain einst zu sagen. Das Bonmot könnte kaum besser zur aktuellen Marktsituation passen: Knapp ein halbes Jahr kennen zumindest Technologieaktien nur eine Richtung – steil gen Norden.

Getragen von der Stärke der Marktschwergewichte haben die großen Börsenindizes dies- und jenseits des Atlantiks längst wieder ihre Verluste aus dem großen Corona-Crash im März gutgemacht, während Einzeltitel signifikant höher notieren als zu Jahresbeginn oder – wie im Falle von Tesla, Apple und Amazon – von Allzeithoch zu Allzeithoch sprinten.

„Wal der Nasdaq“: Softbank-Wette pusht Nasdaq-Rally

Dass die mitunter exorbitanten Kurszuwächse durch den besonderen Kapitaleinsatz einiger großer Spieler an der Wall Street zustande gekommen sein könnten, wurde am Wochenende nach einem Bericht der Financial Times publik. Die britische Wirtschaftszeitung berichtete, dass die japanische Beteiligungsgesellschaft Softbank als „Wal der Nasdaq“ mit einer milliardenschweren Derivate-Wette aktiv geworden war.

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In anderen Worten: Softbank, das über Jahre massiv in Start-ups investiert und sich dann mit WeWork folgenschwer die Finger verbrannt hatte, hat die rational nicht mehr nachvollziehbaren Kursbewegungen wie etwa bei Tesla mit Call-Optionen, bei denen auf steigende Kurse gesetzt wird, offenbar mit ausgelöst.

Flash-Crash an der Nasdaq

Wie schnell das Pendel in die andere Richtung ausschlagen kann, wurde jedoch in der vergangenen Woche deutlich, als die Technologiebörse Nasdaq von einem auf den anderen Tag massiv einbrach. Die Anteilsscheine von Apple und Tesla, die beiden Überfliegeraktien im August, brachen binnen nur 72 Stunden zwischen 20 und 26 Prozent ein, ehe Schnäppchenjäger die vermeintliche Gunst der Stunde nutzten und mit Käufen die Verluste begrenzten.

Doch die schockartige Verkaufswelle hat an der Wall Street die große Diskussion ausgelöst, ob die große Comebackrally der vergangenen knapp sechs Monate nun vor ihrem unmittelbaren Ende stehen könnte.

„Die Märkte mögen keine Unsicherheit“

Der legendäre Hedgefondsmanager Bill Ackman, der als einer der wenigen Anleger den großen Corona-Crash kommen sah, rechnet zumindest von nun an mit steigender Nervosität an den Aktienmärkten. „Es ist sicher nicht der Anfang vom Ende, aber wir kommen nun in eine der unsicheren Perioden in der amerikanischen Geschichte“, erklärte der CEO der Investmentgesellschaft Pershing Square Capital vergangene Woche mit Blick auf die anstehende US-Präsidentschaftswahl in weniger als zwei Monaten, deren Ausgang weiter völlig offen erscheint. „Die Märkte mögen keine Unsicherheit.“

Auch Mohamed El-Erian warnt: „Wir könnten leicht um weitere 10 Prozent fallen, wenn sich Anleger mit den Fundamentaldaten beschäftigen“, erklärt der Chefökonom der Allianz gegenüber dem Finanzinformationsdienst CNBC.

Deutlichere Worte wählt unterdessen Ron William von der Investmentberatungsgesellschaft RW Advisory. Der Ausverkauf in der vergangenen Woche könnte einen „Minsky Moment“ vorwegnehmen, der nach dem Wirtschaftswissenschaftler Hyman Minsky benannt ist und einen drastischen Abverkauf nach einem Bullenmarkt von 20 und mehr Prozent beschreibt. Anleger können nach der Korrektur der vergangenen Woche zumindest behaupten, sie wären nicht gewarnt worden…

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