Der Absturz eines einstigen Wunderkindes

Es sind harte Zeiten für Isco.

Erst die Nicht-Berücksichtigung für Spaniens Kader bei der Europameisterschaft, nun eisiges Reservisten-Dasein bei Real Madrid. Nicht nur sportlich läuft es für den Mittelfeldspieler von Real Madrid unrund, zu allem Überfluss bremst ihn nun auch noch eine Corona-Infektion aus.

Dabei hätte er besonders jetzt einen Lauf nötig: Im Sommer läuft sein Vertrag aus und eine Verlängerung des Arbeitspapiers ist unwahrscheinlicher denn je. Das nächste halbe Jahr könnte für den 29-Jährigen die letzte Chance sein, seiner Karriere noch einmal Schwung zu verleihen

Danach sieht es derzeit jedoch nicht aus. Zwar war Isco bei Real Madrid nie unumstrittener Stammspieler, in dieser Saison droht der Golden-Boy-Award-Gewinner von 2012 allerdings endgültig der Karriere-Kollaps.

Für Real Madrid kam er in dieser Spielzeit in gerade einmal sieben von 24 möglichen Partien zum Zuge, in fünf davon sogar nur sporadisch für einige Minuten.

Isco: Zerwürfnis mit Ancelotti?

Beim letzten dieser Kurzeinsätze soll es dann schließlich zum Zerwürfnis mit dem Trainerteam gekommen sein.

Beim 4:1-Erfolg der Königlichen Ende November gegen Granada schickte ihn der Assistenztrainer Davide Ancelotti gemeinsam mit Eduardo Camavinga und Luca Jovic zum Aufwärmen.

Als diese zur Einwechslung gerufen wurden, widersetzte sich Isco angeblich der Anweisung, das eigene Aufwärmen fortzusetzen und trat mit seinen Mitspielern den Weg zur Ersatzbank an, um sich auf den Einsatz vorzubereiten.

Carlo Ancelotti dementiert Zoff mit Isco

Isco kam schließlich zu elf Minuten Spielzeit, seither kam jedoch keine weitere Sekunde hinzu.

„Es gab keine Auseinandersetzung mit Isco. Er hat sich in den letzten drei Spielen nicht aufgewärmt, weil die Spiele so liefen, wie sie liefen“, dementierte sein Trainer Carlo Ancelotti im Nachhinein die Gerüchte um einen Konflikt mit dem Edelreservisten.

Stattdessen seien die Entscheidungen aufgrund taktischer Überlegungen gefallen: „Wenn wir führen und wir verteidigen müssen, muss ich einen Spieler mit anderen Eigenschaften einwechseln.“

Passt Isco zum System von Real Madrid?

Ein fader Beigeschmack haftet dem Vorfall dennoch an, zumal er den wohl ausschlaggebenden Konflikt in der Beziehung zwischen Real Madrid und dem einstigen Hoffnungsträger offenbart: Isco bringt für das Real-System schlicht nicht die richtigen Eigenschaften mit.

Denn ebenso wie sein Vorgänger Zinedine Zidane, bevorzugt auch Carlo Ancelotti ein 4-3-3 mit einem defensiven Mittelfeldspieler und zwei Achtern, was den gelernten Zehner immer zwingt, in ungewohnte Rollen zu schlüpfen - wahlweise als zentraler Mann oder als Rechtsaußen wie gegen Villarreal am siebten Spieltag.

Scheitert im Fall Isco also eine vielversprechende Karriere am Spielsystem des jeweiligen Trainers?

Das wäre nur die halbe Wahrheit - zur ganzen gehört nämlich auch, dass der Spanier in den wenigsten seiner 343 Partien für Real Madrid wirklich glänzen konnte.

Nur in 66 Spielen stand er über 90 Minuten auf dem Platz, ein Hattrick gelang ihm dabei ebenso nie. Drei Scorerpunkte in einem Spiel schaffte er auch nur ein einziges Mal im spanischen Pokal gegen den damaligen Drittligisten UE Cornellá.

Isco liefert für Real zu wenig ab

Zu wenig, um die hohen Erwartungen zu erfüllen und zu wenig, um an der derzeit überragenden Konkurrenz namens Casemiro, Toni Kroos und Luca Modric vorbeizukommen. Selbst als Einwechselspieler genießen andere Spieler den Vorzug.

Festzuhalten bleibt, dass weder Zidane noch sein einstiger Förderer Carlo Ancelotti, unter dem er seine ersten beiden Spielzeiten verbracht hatte, es schafften, Isco zu Höchstleistungen anzuspornen.

Ab Januar kann der einstige 30-Millionen-Transfer nun frei mit anderen Klubs verhandeln. Gerüchten zufolge soll unter anderem bereits der FC Arsenal seine Fühler nach dem Offensiv-Mann ausgestreckt haben.

Für das einstige Wunderkind wäre ein Wechsel auch die Chance, sich noch einmal für höhere Aufgaben in der Nationalmannschaft zu empfehlen, wo er seit 2019 keine Rolle mehr spielt.

Bei Real Madrid scheint sein Weg jedenfalls zu Ende zu sein.