TV-Doku zeigt Stimmung in "Trumps Amerika"

Trotz harscher Kritik an seinem Corona-Krisenmanagement und schlechter Umfragewerte: Donald Trump sieht sich auch nach der Wahl im November noch als US-Präsident. Doch was denken die US-Bürger, insbesondere in den Swing States? Eine TV-Doku hat nachgefragt.

Es sah sehr gut aus für ihn. Anfang des Jahres schien es noch, als könne Donald Trump eine zweite Amtszeit als US-Präsident kaum mehr genommen werden. Vor allem weil die Wirtschaft brummte. Unter Trump waren die Arbeitslosenzahlen gerade auf ein 50-Jahres-Tief gesunken. Womöglich wären seine Umfragewerte noch weiter in die Höhe geschossen. Doch dann kam das Virus. Corona als der Stolperstein für Trump? Die ARD-Reporterinnen Claudia Buckenmaier und Marion Schmickler gingen für die Dokumentation "Die Story im Ersten: Trumps Amerika" auf Stimmenfang in den Swing-States Arizona, Wisconsin und Michigan, die den Ausgang der Wahl maßgeblich mitentscheiden dürften. Der Film, der am späten Montagabend ausgestrahlt wurde, lässt ahnen, dass die Wahl auch diesmal bei Weitem spannender werden könnte, als gerade hierzulande viele glauben.

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Unter anderem besuchten die Filmemacherinnen das Unternehmerpaar Dodie und Steve Bell in Arizona, die trotz Trumps miserablen Krisenmanagements noch immer hinter ihm stehen, wie Dodie erklärte: "Hat er alles richtig entschieden? Nein. Hat er einiges richtig entschieden? Ja. Egal welcher Präsident im Weißen Haus gesessen hätte, wie sollte irgendjemand etwas einschätzen können, was wir so noch nie erlebt haben."

Dennoch: Auch die Bells verschließen nicht gänzlich die Augen vor Trumps scharfer Rhetorik und seinen falschen Versprechungen. "Ich habe gerade das Gefühl, er killt sich gerade selbst. Er sollte lernen, einfach mal den Mund zu halten", urteilte Steve über den US-Präsidenten. Doch Zurückhaltung scheint für Trump ein Fremdwort. Noch im März hatte Trump in Bezug auf das Coronavirus getönt: "Jeder Arzt sagte, wie können Sie so viel darüber wissen? Vielleicht habe ich eine natürliche Begabung. Vielleicht hätte ich das machen sollen, statt Präsident zu werden." Heute sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Die USA sind das am stärksten betroffene Land der Pandemie mit mehr als fünf Millionen Infektionen, über 160.000 US-Bürger starben.

"Ich habe das Gefühl, es gibt gar keine Demokratie mehr"

Trotzdem gibt es noch immer Zweifel an der Gefahr, die von Corona ausgeht - sogar im Gesundheitswesen, wie die Krankenschwester Katie im Film berichtete: "Selbst unter Kollegen gibt es welche, die glauben, es sei nur eine Grippe. Sogar die mit wissenschaftlicher Ausbildung tun sich manchmal schwer mit Corona." Ihr Mann Matt forderte langfristige Entscheidungen, ein besseres Gesundheitssystem und eine Krankenversicherung. Von Trump scheint er nicht viel zu erwarten: "Das ist kein Thema für einfache Lösungen und schnelle Sprüche."

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Eine zwiespältigere Meinung vertrat da schon der Milchproduzent Dave Daniels aus Wisconsin. Traditionell hat er bislang die Republikaner gewählt, doch jetzt wünschte er sich ein vereinfachtes Einwanderungsrecht für seine Arbeiter und, "dass wir nicht so sehr unter den Zöllen zu leiden hätten". Auch die zunehmende Polarisierung auf der politischen Bühne mache ihm Sorge: "Es gibt mehr Menschen in der Mitte. Aber die Lauten stehen rechts und links. Sie lassen der Mitte keine Chance und der Art, wie wir uns wünschen würden, dass das Land regiert wird."

Deutlich eindeutiger gegen Donald Trump positionierte sich die Umweltschützerin Maxie, die in Arizona gegen die Umweltzerstörung im Zuge der Arbeiten am Grenzzaun kämpft. "Die Leute haben Jahre für diese Gesetze gekämpft, die sind nicht über Nacht entstanden. Sie sollten uns schützen und das, was wir so sehr lieben." Doch Trump habe sie einfach ausgesetzt: "Absurd, wie frustrierend das ist. Ich habe das Gefühl, es gibt gar keine Demokratie mehr." Doch selbst bei einer Niederlage Trumps glaubt Maxie: "Von dem werden wir noch Jahre hören."

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