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30 Jahre nach Wimbledon-Sieg: Agassi war schon 1992 in Steffi Graf verknallt

Paradiesvogel Andre Agassi hatte das sittenstrenge Wimbledon jahrelang boykottiert - und wendete 1992 ausgerechnet dort sein sportliches Schicksal. Eine erhoffte Annäherung mit Steffi Graf wurde durchkreuzt.

Andre Agassi war schon damals in Steffi Graf verknallt
Andre Agassi mit seiner damaligen Partnerin Wendi Stewart 1992 in Wimbledon.

Eigentlich hatte er Wimbledon gehasst. Drei Jahre lang hatte Andre Agassi das Traditions-Turnier in England gemieden, nachdem er 1987 eine Erstrunden-Pleite gegen Henri Leconte kassiert hatte - und sich generell wie der falsche Mann am falschen Ort fühlte.

"Das Essen, die Busse, die ehrwürdigen Traditionen - alles gibt mir das Gefühl, fehl am Platz zu sein", blickte der US-Superstar später in seiner Autobiografie "Open" zurück.

Und dann auch noch der Dresscode, der den für seine farbenprächtigen Outfits bekannten Jungstar zwang, ganz in weiß anzutreten: „Was geht es diese Leute an, was für Klamotten ich trage?“

Agassi und Wimbledon: Das schien so gar nicht zu passen. Doch am 5. Juli 1992 - heute vor 30 Jahren - wendet sich ausgerechnet dort sein sportliches Schicksal. Und auch auf die Liebesgeschichte mit seiner späteren Ehefrau Steffi Graf gibt es einen kleinen Vorgeschmack.

Wimbledon 1992: Andre Agassi kämpft sich als Außenseiter ins Finale

Seinen persönlichen Wimbledon-Boykott hatte Agassi schon 1991 aufgegeben: Im Jahr des deutschen Finals mit dem Sieg von Michael Stich über Boris Becker stößt er zumindest bis ins Viertelfinale vor, wo gegen David Wheaton Schluss ist.

Im Jahr darauf nimmt er einen neuen Anlauf, an Nummer 12 gesetzt und als Return- und Grundlinien-Experte auf Rasen keinesfalls Favorit unter Serve-and-Volley-Spezialisten wie Becker, Stich, Stefan Edberg und dem jungen Pete Sampras.

Nach und nach stolpern in diesem Jahr jedoch alle Top-Favoriten: Der an Nummer 1 gesetzte Jim Courier schon in Runde 3, im Viertelfinale erwischt es den Rest der Top 4: Edberg gegen Goran Ivanisevic, Stich gegen Sampras und Becker gegen Agassi - der den dreimaligen Sieger in fünf Sätzen niederringt.

Agassi lässt einen Halbfinal-Triumph über Altmeister John McEnroe folgen - und steht dann im Endspiel trotzdem vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe.

Agassis Returns hebeln Aufschlag-Monster Goran Ivanisevic aus

Im Finale bekommt es der Paradiesvogel mit der (falschen) Haarmähne nicht nur mit dem 1,93 Meter großen Aufschlagmonster Ivanisevic zu tun, sondern auch mit kräftigem mentalen Ballast.

Nach drei verlorenen Grand-Slam-Endspielen in zwei Jahren (1990 in Paris gegen Andres Gomez und bei den US Open gegen Sampras, 1991 nochmal in Roland Garros gegen Courier) haftet Agassi der Ruf des ewigen Zweiten an, dem im entscheidenden Moment die Nerven versagen. Doch diesmal kommt es anders.

Agassi - Ivanisevic wird zum erwarteten Duell der Gegensätze: Der Kroate haut Agassi 37 Asse um die Ohren, aber jedesmal, wenn er den ersten Aufschlag verpatzt, ist Return-Gott Agassi da. Fünf Sätze lang neutralisieren sich die beiden mit ihren jeweiligen Stärken weitgehend gegenseitig - dann kippt das Match beim Stand von 5:4 für Agassi im letzten Durchgang zu seinen Gunsten.

Ivanisevic läutet den eigenen Aufschlag mit seinen Doppelfehlern 6 und 7 ein, kassiert schließlich einen Matchball und haut den Ball nach einem Agassi-Return nach zweitem Service ins Netz. 6:7, 6:4, 6:4, 1:6, 6:4 für Agassi!

Steffi Graf und Andre Agassi bei einem Show-Match in Wimbledon im Mai 2009.
Steffi Graf und Andre Agassi bei einem Show-Match in Wimbledon im Mai 2009. (Bild: REUTERS/Kieran Doherty )

Schon damals in Steffi Graf "verknallt"

Der damals 22-Jährige hat seinen Grand-Slam-Fluch gebrochen - und obwohl es sein einziger Sieg in Wimbledon bleiben soll, ist der Grundstein für sieben weitere Major-Triumphe und 101 Wochen als Nummer 1 der Welt gelegt.

Nicht nur deshalb blieb Agassi der Tag in Erinnerung: Am Abend begegnet er auch der Siegerin der Damenkonkurrenz, von der er schon damals fasziniert war - obwohl noch liiert mit seiner Ex Wendi Stewart.

"Ich bin in Steffi verknallt, seit ich mal im französischen Fernsehen ein Interview mit ihr gesehen habe. Ich war vom Donner gerührt, absolut hingerissen von ihrer bescheidenen Anmut, ihrer natürlichen Schönheit", erinnerte sich Agassi in "Open": "Ich habe sie nach den French Open 1991 kontaktiert, aber sie hat nicht geantwortet."

Schlechtes Timing bei gemeinsamem Sieg

In Wimbledon ist dann Agassis Vorfreude auf den Siegertanz mit Graf groß - doch zu seiner Enttäuschung gibt es den nicht, die Wimbledon-Organisatoren haben die Tradition abgeschafft, nachdem zu viele Klagen tanzuntalentierter Spielerinnen und Spieler gekommen waren. Ausgerechnet jetzt.

Agassi versucht trotzdem, mit Graf Kontakt zu knüpfen: "Ich sage ihr: 'Ich würde gern irgendwann mit dir reden.' Aber sie antwortet nicht, lacht nur ein rätselhaftes Lächeln - und ich kann nicht sagen, ob sie sich freut oder nervös ist."

Graf kommt im Jahr darauf stattdessen mit Rennfahrer Michael Bartels zusammen, Agassi - der zwischenzeitlich auch eine Affäre mit der 20 Jahre älteren Hollywood-Ikone Barbra Streisand hat - ein weiteres Jahr später mit Hollywood-Star Brooke Shields. Im Jahr 1999 startet dann doch die Liebesgeschichte - ebenso unverhofft wie Agassis Liebesgeschichte mit Wimbledon.

Im Video: Andre Agassi: Süße Liebeserklärung an Steffi Graf