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Studie: Diverse Tierarten könnten für Coronavirus anfällig sein

Dutzende Tierarten sind möglicherweise anfällig für das Coronavirus, wie eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des University College London (UCL) vermutet.

Dutzende Tierarten auf der ganzen Welt sind möglicherweise anfällig für das Coronavirus, wie eine aktuelle Studie vermutet. (Symbolbild: Getty Images)
Dutzende Tierarten auf der ganzen Welt sind möglicherweise anfällig für das Coronavirus, wie eine aktuelle Studie vermutet. (Symbolbild: Getty Images)

Man nimmt an, dass die zuvor unbekannte Infektion bei Fledermäusen begann, bevor sie auf den Menschen „übersprang“, möglicherweise über Schuppentiere. Bedenken kamen bereits zu Beginn des Ausbruchs auf, nachdem ein Hund in Hong Kong „schwach positiv“ auf das Coronavirus getestet worden war. Allerdings betonten die Experten, dass es keine Anhaltspunkte dafür gebe, „dass Haustiere eine Infektionsquelle sein können“.

Ein Tiger in einem New Yorker Zoo sorgte ebenfalls für Schlagzeilen, nachdem er sich mit dem Virus angesteckt und sogar einen typischen trockenen Husten entwickelt hatte. Nichtsdestotrotz gäbe es laut Experten keinen Grund zur Hysterie, wenn es um die Frage geht, ob und inwiefern sich Tiere mit dem Coronavirus anstecken können.

Seitdem haben allerdings Wissenschaftler des University College London (UCL) berichtet, dass 26 Tiere, die „im regelmäßigen Kontakt zu Menschen“ stehen, möglicherweise anfällig für das Virus sein können.

Wissenschaftler untersuchten ACE2-Mutationen bei 215 Tieren

Das Coronavirus dringt in Zellen ein, wenn sein sogenanntes Stachelprotein mit einem Rezeptor namens ACE2 interagiert. Auf der Grundlage bisheriger Erkenntnisse hält es das Team des UCL für unwahrscheinlich, dass ein Virus eine Spezies infizieren könnte, ohne sich an den ACE2 zu binden.

Die Wissenschaftler untersuchten daher ACE2-Mutationen bei 215 Tieren. Diese Mutationen bedeuten, dass sich der Rezeptor von der menschlichen Version unterscheidet. Das hat eine „Verringerung der Stabilität des Bindungskomplexes“ zwischen dem Stachelprotein des Virus und dem Rezeptor des Wirts zur Folge.

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Die Ergebnisse, die jetzt in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurden, legen nahe, dass bei Tieren wie Schafen und Menschenaffen (Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos) das Stachelprotein des Virus und der ACE2-Rezeptor der Spezies „in der Lage sein könnten, sich genauso stark aneinander zu binden, wie sie es tun, wenn das Virus Menschen infiziert.“ Allerdings betonten die Wissenschaftler, dass dies für einige Arten nur eine Hypothese ist. Schafe zum Beispiel wurden nicht spezifisch auf ihr Infektionsrisiko untersucht, sondern nur auf die Bindung von Stachelprotein und ACE2.

„Wir wollten sehen, welche Tiere möglicherweise ein Infektionsrisiko haben und weitere Untersuchungen sowie eine mögliche Überwachung benötigen würden“, so die Hauptautorin und Professorin Christine Orengo. „Die Tiere, bei denen wir ein Risiko für einen Ausbruch feststellen konnten, könnten bedrohte Arten gefährden oder die Existenzgrundlagen von Bauern beeinträchtigen. Die Tiere könnten möglicherweise auch als eine Art Speicher für das Virus fungieren, mit dem Potenzial, später Menschen anzustecken, wie es bereits auf Nerzfarmen dokumentiert wurde.“ Die Nerze sind vermutlich von Arbeitern der Farm angesteckt worden. In einigen wenigen Fällen haben die Nerze das Virus auf andere Menschen übertragen, was die ersten gemeldeten Fälle einer Übertragung von Tier zu Mensch sind.

Bei der Betrachtung des Risikos bei verschiedenen Tierarten, sind die Forscher der Ansicht, dass die meisten Vögel, Fische und Reptilien nicht in der Lage zu sein scheinen, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Bei den Säugetieren könnten sich allerdings die meisten Arten, die sie untersucht haben, theoretisch infizieren, wie die Ergebnisse vermuten lassen. Das Team betont, dass dabei noch weitere Forschung notwendig sei.

„Um Tiere und auch uns selbst vor dem Risiko zu schützen, uns eines Tages durch ein infiziertes Tier mit COVID-19 anzustecken, benötigen wir eine umfassende Überwachung von Tieren - das betrifft insbesondere Haus- und Nutztiere, um Fälle oder Häufungen früh zu entdecken, solange man sie noch in den Griff bekommen kann“, sagt Co-Autorin und Professorin Joanne Santini. „Es könnte auch wichtig sein, Hygienemaßnahmen für den Umgang mit Tieren einzuführen, ähnlich den Verhaltensweisen, die wir in diesem Jahr immer wieder angewendet haben, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Und es könnte wichtig sein, dass sich infizierte Menschen nicht nur von anderen Menschen isolieren, sondern auch von Tieren fernhalten.“

Sind Haustiere eine Gefahr?

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) verbreitet sich das Virus zwischen Menschen. Dazu kommt es meistens, wenn infizierte Tröpfchen durch Husten oder Niesen ausgestoßen werden. Es gibt auch Belege dafür, dass das Virus auf Oberflächen überleben oder durch Fäkalien übertragen werden kann. Doch was sollte man bei Haustieren beachten?

Sowohl Hunde als auch Katzen wurden bereits positiv auf die Infektion getestet. Und: „Unter experimentellen Bedingungen waren sowohl Katzen auch als Frettchen in der Lage, die Infektion an andere Tiere derselben Art weiterzugeben“, so die WHO. „Es gibt allerdings keine Beweise dafür, dass diese Tiere die Krankheit auf den Menschen übertragen und COVID-19 verbreiten können.“

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Als die Meldung zum „schwach positiven“ Hund in Hong Kong erschien, betonte Professor Jonathan Ball von der University of Nottingham: „Wir müssen zwischen der realen Infektion und dem bloßen Vorhandensein des Virus unterscheiden.“ Professor Glen Browning von der University of Melbourne ist ebenfalls der Meinung, dass Tierhalter nicht in Panik verfallen sollten. Er fügt hinzu: „Menschen scheinen ein größeres Risiko für ihre Tiere zu sein als umgekehrt.“

Die WHO betont allerdings, dass jeder, bei dem der Verdacht auf Coronavirus besteht oder der positiv getestet wurde, „den Kontakt mit Haus- und anderen Tieren einschränken“ sollte. „Wenn man mit Tieren zu tun hat oder sich um sie kümmern muss, sollte man grundsätzlich immer auf Hygienemaßnahmen achten“, so die WHO weiter. „Dazu gehört das Händewaschen nach dem Berühren der Tiere, ihres Futters oder ihrer Gegenstände. Man sollte auch Küssen und Lecken sowie das Teilen von Lebensmitteln vermeiden.“

Autorin: Alexandra Thompson

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