Alles für den Kaiser - Shitstorm gegen Höfl-Riesch

Alles für den Kaiser - Shitstorm gegen Höfl-Riesch

Das ehemalige Ski-Ass Maria Höfl-Riesch wollte mit einen Tweet Franz Beckenbauer unterstützen und erntete einen Socialmedia-Shitstorm. Der Aufreger gibt auch einen Einblick in das System Beckenbauer.

Von Moritz Piehler

Beim Super-G muss braucht es viel Risikofreude, beim Gebrauch von Socialmedia empfiehlt es sich dagegen, manchmal etwas zögerlicher zu sein. Es scheint so, als wäre es bei manchen Spitzensportlern nach wie vor einfach nicht vorstellbar, dass das wunderbare Sommermärchen eventuell nicht auf rechtmäßige Art und Weise zustande gekommen sein könnte. Wenn dann auch noch die Lichtfigur, der Sonnenkaiser, das Gesicht des deutschen Fußballs angegriffen wird, lässt man keine Argumente mehr gelten.

Das jüngste Beispiel dafür ist die ehemalige Spitzenskiläuferin Maria Höfl-Riesch. Die 31-jährige steht momentan im Zentrum eines Twitter-Shitstorms, weil sie einen Text vom selbsternannten Spielerbetreuer Michael F. Kohl retweeted hat, der klar macht, wie verblendet sich das Umfeld Beckenbauers nach wie vor jeglicher Aufklärung der Sommermärchen Affäre verweigert. Es half dabei nicht, dass der Vorschaumodus des Kurznachrichtendienstes es so erscheinen ließ, als habe die Ex-Athletin selbst den kruden Text verfasst. Dies zumindest stellte Höfl-Riesch schnell richtig, viele der aufgebrachten Reaktionen bezogen sich aber auch auf das Verbreiten von Kohls Pamphlet.

„..der Franz der kanns ...!!!“

Irgendwo zwischen Til Schweiger und Wutbürger schimpft Kohl in seinem Text gegen den „schlechten Journalismus“ der immer nur auf Schlagzeilensuche sei und  schwärmt von den „bezaubernden 7 Monaten“ die er miterleben konnte. Dazu ein klares Bekenntnis zu Beckenbauer: „Denn was war das ist nun mal vorbei und was bleibt ist die Erinnerung an eine tolle Fußballzeit! Nochmals... Danke Franz.... der Franz der kanns...!!!“ Und überhaupt solle man nicht überflüssigen Dingen nachgehen, wenn doch das Resultat so erfolgreich sei. Gemeint ist damit die Untersuchung der nach wie vor ungeklärten Zahlungen über die ominösen 6,7 Millionen Euro, die Beckenbauer im Vorfeld der WM unterzeichnete.

Es ist genau diese Attitüde die hier zutage tritt, die ein System der Korruption und Verschleierung überhaupt ermöglicht. Das Kleinreden von unredlichen Geldgeschäften, das Unangreifbare der Lichtgestalten, denen man Fehltritte aufgrund ihrer fraglos großen Leistungen für den Sport gerne verzeiht. Und es spricht Bände, dass sich auch unter Spitzensportlern nach wie vor eine derart entschuldigende Haltung finden lässt.

MHR – im Hofstaat des Kaisers

Nun ist Höfl-Riesch nicht völlig unbelastet, ihr Mann Marcus Höfl ist seit Jahren Franz Beckenbauers Berater. Beide gehören zum bayrischen Glamour-Zirkel um den Kaiser. Es sagt auch viel über das System Beckenbauer aus, das letztlich ähnlich wie bei der FIFA darauf basierte, sich mit treuen Unterstützern zu umgeben, die auch dann noch die Unschuld beteuern, wenn eigentlich schon Hopfen und Malz verloren sind.  Die dreifache Olympiasiegerin arbeitet aber zudem inzwischen als ARD-Expertin und hätte sich zumindest in dieser Funktion den Tweet an ihre immerhin 185.000 Follower besser dreimal überlegt. Denn bei der ARD dürfte die emotionale Unterstützung für Beckenbauer nicht gerade gut angekommen sein. Vielleicht hätte Höfl-Riesch besser daran getan, sich die vielgelobte arte Doku über das System der FIFA anzugucken, dann wäre ihr die bedingungslose Unterstützung vermutlich nicht mehr ganz so leicht gefallen.