Alles zu den Oscars 2020: Gewinner, Verlierer und Höhepunkte

Die Gewinner der 92. Academy Awards stehen fest. Als bester Film wurde das südkoreanische Werk “Parasite” ausgezeichnet. Doch wie erging es den anderen Nominierten? Gab es irgendwelche Pannen? Und welche Rede stach besonders hervor? Wir blicken zurück auf die Gewinner, Verlierer und Highlights der diesjährigen Oscar-Verleihung.

Regisseur Bong Joon-ho und Drehbuchautor Han Jin-won haben gut lachen: Ihr Film "Parasite" ist der große Gewinner des Abends. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)
Regisseur Bong Joon-ho und Drehbuchautor Han Jin-won haben gut lachen: Ihr Film "Parasite" ist der große Gewinner des Abends. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)

Dieser Film hat die meisten Oscars gewonnen:

Der südkoreanische Film "Parasite" war der große Gewinner der Oscars 2020. Der Mix aus Komödie, Thriller und Sozial-Drama hat überraschend als erstes nicht-englischsprachiges Werk überhaupt den Oscar als bester Film gewonnen und nahm mit insgesamt vier Auszeichnungen die meisten Oscars mit nach Hause - neben dem Preis als bester Film gab’s auch den Oscar als bester internationaler Film sowie für das beste Original-Drehbuch und die Regie von Bong Joon Ho.

Das ist die Panne des Abends:

Zur Panne kam es, als sich Cast und Crew des Gewinner-Films "Parasite" am Ende der Oscar-Verleihung auf der Bühne versammelten, um ihre Dankesrede zu halten. “Ich möchte meine tiefste Dankbarkeit und meinen Respekt gegenüber den Mitgliedern der Academy für diese Entscheidung ausdrücken”, bedankte sich Produzentin Kwak Sin Ae, bevor es auf einmal dunkel um das "Parasite"-Team auf der Bühne wurde. Das Publikum, darunter Stars wie Charlize Theron und Tom Hanks, reagierten amüsiert und feuerten die Verantwortlichen an, das Licht auf der Bühne wieder einzuschalten - was dann auch prompt geschah. Offensichtlich war es bloß ein Versehen, das letztlich für gute Laune sorgte: Das Publikum amüsierte sich darüber und die "Parasite"-Macher meisterten die Panne, indem sie das Ganze total gelassen nahmen.

Oscar-Abräumer: Mehr über "Parasite" erfährt man hier

Das sind die Verlierer des Abends:

Am härtesten hat es “The Irishman” getroffen. Das Gangster-Drama von Regie-Altmeister Martin Scorsese hat trotz seiner zehn Nominierungen und Schauspielgrößen wie Al Pacino nicht einen einzigen Award ergattert. Auch das ebenfalls zehnfach nominierte Kriegs-Drama “1917” zählt zu den Verlierern des Abends - zwar erhielt der Film drei Preise (für Ton, Visuelle Effekte und Kamera), jedoch räumten viele dem Werk bei den Kategorien “Bester Film” und “Regie” die besten Chancen ein.

Kommentar zu den Oscars 2020: Am Ende überraschte die Academy

Obwohl "The Irishman" leer ausging, scheint Regisseur Martin Scorsese (rechts im Bild) seine gute Laune nicht verloren zu haben. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)
Obwohl "The Irishman" leer ausging, scheint Regisseur Martin Scorsese (rechts im Bild) seine gute Laune nicht verloren zu haben. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)

Diese Schauspielstars haben gewonnen:

Bester Hauptdarsteller: Für seine Rolle als Batman-Bösewicht Joker im gleichnamigen Film erhielt Joaquin Phoenix den ersten Oscar seiner Karriere. Zuvor wurde er bereits dreimal nominiert - für "Gladiator", "Walk the Line" und "The Master".

Joaquin Phoenix hat seinen Oscar fest im Griff. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)
Joaquin Phoenix hat seinen Oscar fest im Griff. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)

Beste Hauptdarstellerin: Renée Zellweger wurde für ihre Verkörperung der legendären "Zauberer von Oz"-Darstellerin Judy Garland geehrt. Zuvor wurde Zellweger für ihre Rollen in "Bridget Jones's Diary" und "Chicago" nominiert und erhielt vor 16 Jahren den Oscar als beste Nebendarstellerin in "Unterwegs nach Cold Mountain".

Da haben sich zwei gefunden: Renée Zellweger und ihr Oscar. (Bild: CRAIG SJODIN via Getty Images)
Da haben sich zwei gefunden: Renée Zellweger und ihr Oscar. (Bild: CRAIG SJODIN via Getty Images)

Beste Nebendarstellerin: Laura Dern - zuvor für "Rambling Rose" und "Wild" nominiert - erhielt ihren ersten Oscar für ihre Rolle in “Marriage Story”. Im Ehe-Drama ist sie als toughe Scheidungsanwältin zu sehen.

Sichtlich glücklich über ihren Oscar: Laura Dern. (Bild: Kevork Djansezian/Getty Images)
Sichtlich glücklich über ihren Oscar: Laura Dern. (Bild: Kevork Djansezian/Getty Images)

Bester Nebendarsteller: Brad Pitt erhielt den Oscar für seine Rolle als Stuntman in “Once Upon a Time... in Hollywood”. Es ist sein erster Schauspiel-Oscar, nachdem er in der Vergangenheit bereits für seine Rollen in "Twelve Monkeys", "Der seltsame Fall des Benjamin Button" und "Moneyball" nominiert wurde. Als Produzent konnte er allerdings auch schon einen Oscar einheimsen - im Jahr 2014 für "12 Years a Slave".

Endlich hat Brad Pitt auch einen Schauspiel-Oscar. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)
Endlich hat Brad Pitt auch einen Schauspiel-Oscar. (Bild: Kevin Winter/Getty Images)

Das ist die eindringlichste Dankesrede des Abends:

Die Auszeichnung für Joaquin Phoenix für seine Verkörperung des Jokers hat sicherlich niemanden überrascht. Angesichts der eindringlichen Dankesrede, die er daraufhin hielt, dürfte der ein oder andere aber kurz mal die Luft angehalten haben. “Gott, ich bin gerade so dankbar”, begann Phoenix seine Rede. “Und ich komme mir dabei nicht erhabener als die anderen Nominierten oder irgendwer sonst in diesem Raum vor, weil wir alle dieselbe Liebe teilen, die Liebe für die Filmkunst, und diese künstlerische Ausdrucksmöglichkeit hat mir das denkbar außergewöhnlichste Leben beschert.”

Im weiteren Verlauf seiner Dankesrede nimmt er dann das große Ganze in den Blick und betont den gemeinsamen Kampf gegen Sexismus und Rassismus sowie das gemeinsame Engagement für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender, die Rechte der Ureinwohner und die Rechte von Tieren - kurzum: “Es geht um den Kampf gegen Unrecht.” Für den sozial engagierten und vegan lebenden Star ist das Gesagte offensichtlich nicht bloß eine nette Sonntagsrede, sondern ein wirkliches Anliegen, das ihm selber nahe geht, wie seine zunehmend angespannte Haltung vermuten lässt, als er kritisch fortfährt: “Ich denke, dass wir uns von der Natur entfremdet haben. Viele von uns haben ein egozentrisches Weltbild und glauben, das Zentrum des Universums zu sein. Wir gehen in die Welt hinaus und plündern die natürlichen Ressourcen. Wir glauben im Recht zu sein, wenn wir eine Kuh künstlich befruchten und nach der Geburt ihr Baby stehlen, auch wenn ihre Schreie der Qual unmissverständlich sind.”

Brillanter Film: Die komplette Kritik zu Todd Philipps' "Joker" gibt's hier

Phoenix geht aber auch hart mit sich selbst ins Gericht: “Ich war egoistisch, manchmal grausam und es war schwer, mit mir zusammenzuarbeiten und ich bin dankbar, dass so viele von euch in diesem Raum mir eine zweite Chance gegeben haben. Genau dann kommt das Beste in uns zum Vorschein - wenn wir uns gegenseitig unterstützen, statt uns gegenseitig aufgrund früherer Fehler abzukanzeln.”

Zum Schluss zitiert er seinen Bruder River Phoenix, der als Hollywood-Schauspieler ebenfalls auf dem Weg nach ganz oben war, bevor er 1993 mit nur 23 Jahren verstarb: “Als er 17 war, hat mein Bruder diese Zeile zu Papier gebracht, er sagte: ‘Eile zu Hilfe mit Liebe und der Frieden wird folgen.”

Das ist der deutlichste Anti-Trump-Moment:

Nachdem er den Oscar für seine Rolle in “Once Upon a Time... in Hollywood” überreicht bekam, haute Brad Pitt einen bissigen Kommentar über das erfolglose Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump raus: “Mir wurde gesagt, dass ich nur 45 Sekunden hier oben habe, was 45 Sekunden mehr ist, als der Senat diese Woche John Bolton gegeben hat”, sagte Pitt mit Bezug auf Trumps ehemaligen Sicherheitsberater, der während des Verfahrens gegen den US-Präsidenten nicht aussagen durfte.

Pitt weiter: “Vielleicht macht Quentin einen Film darüber, in dem am Ende die Erwachsenen das Richtige tun.” Eine Anspielung darauf, dass Tarantino in Filmen wie “Inglourious Basterds” und “Once Upon a Time... in Hollywood” gerne mal den Verlauf geschichtlicher Ereignisse zugunsten einer fiktiven Alternativ-Version der Historie ändert.

Auch in puncto Style wussten die Oscars zu begeistern:

Und hier alle Gewinner der Oscar-Verleihung 2020 im Überblick:

Bester Film

Parasite

Beste Hauptdarstellerin

Renée Zellweger für “Judy”

Bester Hauptdarsteller

Joaquin Phoenix für “Joker”

Beste Nebendarstellerin

Laura Dern für “Marriage Story”

Bester Nebendarsteller

Brad Pitt für “Once Upon a Time... in Hollywood”

Beste Regie

Bong Joon Ho für “Parasite”

Bester internationaler Film

Parasite - Südkorea

Bester Animationsfilm

A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando

Bestes Originaldrehbuch

Parasite

Bestes adaptiertes Drehbuch

Jojo Rabbit

Bester Dokumentarfilm

American Factory

Beste Kamera

1917

Bester Schnitt

Le Mans 66 – Gegen jede Chance

Beste visuelle Effekte

1917

Beste Filmmusik

Joker

Bester Song

“I'm Gonna Love Me Again” aus “Rocketman”

Bester Ton

1917

Bester Tonschnitt

Le Mans 66 – Gegen jede Chance

Bestes Szenenbild

Once Upon a Time... in Hollywood

Bestes Kostümdesign

Little Women

Bestes Make-up und Beste Frisuren

Bombshell

Bester Kurzfilm

The Neighbors' Window

Bester animierter Kurzfilm

Hair Love

Bester Dokumentar-Kurzfilm

Learning to Skateboard in a Warzone (If You're a Girl)