Alphonso Davies zwischen Golden Boy und 3. Liga

Als Alphonso Davies nach 66 Minuten das Feld verließ, wurde er von den 17.126 Zuschauern im BMO Field von Toronto mit Standing Ovation gefeiert.

Drei Minuten zuvor hatte der Bayern-Youngstar denn Ball, nach Hereingabe von Kapitän Scott Arfield, zum ersten Tor Kanadas gegen den großen Erzrivalen aus den USA seit 2007 über die Linie gedrückt und sein Team damit auf die Siegerstraße gebracht.

In der Nachspielzeit machte Lucas Cavallini den Sack dann mit seinem Treffer zum 2:0-Endstand endgültig zu. Neben dem dritten Sieg im dritten Spiel der CONACAF Nations League beendeten die Kanadier damit auch die 17 Spiele andauernde Serie ohne Sieg gegen die USA.

Kanada-Trainer warnt vor Lobgesängen auf Davies

Letztmals hatte Kanada im April 1985 ein Spiel gegen die USA für sich entscheiden können, 15 Jahre bevor der gefeierte Held des Abends das Licht der Welt erblickte.

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"Phonzie war fantastisch", stimmte dementsprechend auch Nationaltrainer John Herdman in die Lobgesänge auf Davies mit ein, nur um direkt darauf zu mahnen: "Er muss ein Kind sein und es genießen. Lasst Phonzie einfach seinen Fußball spielen. Wir brauchen ihn nicht ins Licht setzen."

Zugleich erinnerte er daran, dass der Linksaußen gerade einmal 18 Jahre alt ist. "Er hat uns gerade erst erzählt, dass er sich ein BMX gekauft hat. Er wollte schon immer eins", verdeutlichte er seine Aussage anschaulich.

FC Bayern führt Davies langsam an Bundesliga heran

Während der in einem Flüchtlingslager in Ghana geborene Sohn liberianischer Eltern seit seinem Länderspieldebüt im Juni 2017 inzwischen zu den Leistungsträgern im Nationalteam zählt, sieht seine Rolle beim FC Bayern aktuell noch deutlich anders aus.

Als absoluter Wunschspieler von Hasan Salihamidžić wechselte er im vergangenen Winter für zehn Millionen Euro aus Vancouver an die Säbener Straße. "Alphonso Davies ist ein sehr großes Talent. Er verspricht mit seinen erst 17 Jahren sehr viel für die Zukunft. Alphonso bringt bereits großartige Fähigkeiten mit und war nicht umsonst von vielen Spitzenklubs heiß umworben", zeigte sich der Sportdirektor seinerzeit glücklich über die Verpflichtung.

Seitdem wird er von Niko Kovac Schritt für Schritt und mit vereinzelten Kurzeinsätzen an die Bundesligamannschaft herangeführt, für die er bislang auf lediglich zehn Einsätze (172 Minuten) in der Liga kommt, in denen ihm aber bereits zwei Tore gelangen.

Druck, in naher Zukunft eine größere Rolle im Kader der Münchner zu spielen, macht er sich aber nicht. "Ich denke nicht so weit. Ich möchte Schritt für Schritt gehen. Ich bin aber sehr dankbar. Der Trainer sieht etwas in mir und erlaubt mir, zu spielen", erklärte er nach der Partie gegen RB Leipzig am vierten Spieltag auf SPORT1-Nachfrage.

Trotz Lob von Kovac: 3. Liga statt Champions League

Doch obwohl Kovac bei der Verpflichtung vor einem Jahr erklärt hatte, "wenn man so viel Geld für einen Spieler ausgibt, parkt man ihn nicht bei der zweiten Mannschaft", heißt es für Davies in dieser Spielzeit zumeist 3. Liga statt Bundesliga und Champions League, Hallescher FC und FC Ingolstadt anstelle von Tottenham Hotspur und Roter Stern Belgrad.

Zwar durfte er in den beiden bisherigen Gruppenspielen, wie schon im Vorjahr im Achtelfinale gegen den FC Liverpool, zumindest auf der Bank Platz nehmen, auf sein Debüt in der Königsklasse wartet der kanadische Shooting Star aber noch immer vergeblich.

"Ich glaube, es kommt noch etwas zu früh", hatte Kovac bereits vor dem ersten Gruppenspiel gegen die Serben zu einem möglichen Einsatz von Davies für den damals verletzten David Alaba gesagt.

Dennoch stellte er schon während der USA-Reise in der Vorbereitung klar, dass er sich Davies durchaus auch in der Rolle des Linksverteidigers vorstellen könne. "Alphonso kann auf beiden Positionen spielen, sowohl als Winger oder als Fullback. Wir sind sehr froh, dass wir Alphonso verpflichten konnte, wenn man sieht, welche Fähigkeiten er besitzt", schwärmte der Kroate damals.

Davies Kandidat für den "Golden Boy Award"

Fähigkeiten, die auch der italienischen Zeitung Tuttosport nicht verborgen geblieben sind, die seit 2003 jährlich den "Golden Boy Award" für den besten Nachwuchsspieler der Saison vergibt.

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Zusammen mit seinen Bundesliga-Kollegen Jadon Sancho (Borussia Dortmund), Kai Havertz (Bayer Leverkusen) und Dejan Joveljic (Eintracht Frankfurt) zählt das Bayern-Juwel zu den 20 Kandidaten, die noch im Rennen um die begehrte Auszeichnung sind und in die Fußstapfen von Spielern wie Matthijs de Ligt, Lionel Messi, Kylian Mbappé oder Mario Götze treten könnten.

Ob ihm dann im Anschluss eine ähnliche Weltkarriere blüht, wird die Zeit zeigen. Bis dahin darf Davies aber noch ein wenig Kind sein - und es genießen.