Ancelotti bei Bayern: Es passt einfach nicht

Der FC Bayern bekam in Paris die Hucke voll. Ancelotti schickte seine Mannschaft mit einigen falschen Entscheidungen ins Verderben. Der Trainer ist mächtig angezählt. Ein Kommentar von Yahoo Sport-Redakteur Tommy Gaber.

Für Carlo Ancelotti (r.) dürfte es ungemütlich werden beim FC Bayern
Für Carlo Ancelotti (r.) dürfte es ungemütlich werden beim FC Bayern

“Wenn das schiefgeht, gibt es richtig Theater.” ZDF-Experte Oliver Kahn traf vor dem Anpfiff des Spiels der Bayern in Paris den Nagel auf dem Kopf. Mit unverständlichen Personalentscheidungen und einer Taktikpremiere mit drei zentralen Mittelfeldspielern, dafür aber ohne klassische Flügelspieler, schickte Carlo Ancelotti seinen FC Bayern ins Verderben.

Arjen Robben und Franck Ribery, in den wirklich wichtigen Spielen seit fast einem Jahrzehnt Stammpersonal bei Bayern – draußen. Die Weltmeister-Innenverteidigung Mats Hummels und Jerome Boateng – draußen, Boateng gar nicht im Kader. Der zuletzt so starke Sebastian Rudy – draußen. Dafür drin: David Alaba nach wochenlanger Verletzungspause. Arturo Vidal, augenscheinlich ohne die notwendige körperliche Fitness. Ancelotti spielte mit dem Feuer und verbrannte sich die Finger.

Abgesehen von den 30 Minuten nach dem frühen Gegentor lief beim FC Bayern nichts zusammen, bisweilen wurden die Münchner von Paris brutal in die Seile gedrückt und vorgeführt. Da stand eine Mannschaft auf dem Platz ohne Biss, ohne Überzeugung und vor allem ohne Plan. Insbesondere beim Spiel gegen den Ball werden die Probleme der Münchner deutlich. Wenn gepresst und Druck auf den ballführenden Spieler ausgeübt wird, dann allenfalls zaghaft und schon gar nicht im Kollektiv.

In der Offensive gab es null Überraschungseffekt und keinerlei Geilheit, die Bude zu machen. James und Lewandowski gingen komplett unter, Thomas Müller war zwar bemüht wie eh und je, reißt aber schon seit geraumer Zeit keine Bäume aus. Und Thiago, Ancelottis Lieblingsspieler, weigert sich nach wie vor beharrlich, eine Führungsrolle auf dem Platz einzunehmen, obwohl ohne Neuer, Hummels, Ribery und Robben eine ordnende Hand zwingend erforderlich gewesen wäre.

Ancelotti steht für Harmonie und eine lange Leine und wurde dafür bei seinen Ex-Klubs von vielen Spielern gefeiert. Doch der Gute-Laune-Onkel scheint allmählich den Boden unter den Füßen zu verlieren in München. Robben muss sich im Interview nach dem Spiel bei der Frage nach der Aufstellung auf die Zunge beißen. Bloß kein neues Faß aufmachen. Doch der Frust des Niederländers war klar zu erkennen.

Es brodelt gewaltig beim FC Bayern und Ancelotti wird immer mehr zur lame duck. Die Spieler brauchen dringend eine harte Hand, das Laissez-faire bekommt der Mannschaft überhaupt nicht.

Ancelotti betreibt in mehrfacher Hinsicht ein Vabanque-Spiel, anhand seiner Aufstellung in Paris könnte man ihm gar unterstellen, seinen Rauswurf zu provozieren. Kritik prallt an Ancelotti ab, er ist immun gegen die Meinungen von Experten wie Oliver Kahn. Doch nach dem schwachen Auftritt in Paris, verknüpft mit personellen und taktischen Fehlentscheidungen, wachsen die Zweifel, ob Ancelotti noch der richtige Trainer für den FC Bayern ist.