Schubert in Gladbach: Der Beste für alle

Von Jens Fischer

Schubert in Gladbach: Der Beste für alle

Er ist der Mann der Stunde – und gut für uns alle. Gladbach-Coach Schubert verzaubert spätestens nach dem Triumph über die Bayern die Liga. Und die Bayern? Da gibt es schon Gesprächsbedarf.

Schafft er es wirklich? Ist dieser Mann mit dem grünen Hoodie und der markanten Frisur wirklich in der Lage, uns den Samstagnachmittag zu versüßen? Für ansatzweise Spannung zu sorgen, die so unendlich dominanten Bayern in dieser Saison wenigsten einmal, nur einmal, in die Schranken zu weisen. Seit diesem Samstag, 17.15 Uhr, kennen wir die Antwort. Dieser André Schubert, der seine Gladbacher seit gerade einmal zehn Bundesliga-Spielen coacht, scheint wirklich zu allem in der Lage. Mit 3:1 und einer beinahe unfassbar starken zweiten Halbzeit haben die „Fohlen“ die Bayern von ihrem ehemaligen Bökelberg gefegt.

Und uns gleichzeitig ins Reich der Nostalgie geschickt. Damals, in den 70er Jahren, aber auch in den vielen Jahren danach, als die Bundesliga noch spannend war, war Gladbach gegen Bayern das Spiel der Spiele. Immer spannend – und das Beste: Ja, die gestopften Bayern haben das eine oder andere Mal mit gesenkten Häuptern den Platz verlassen. Ein Glücksgefühl für fast alle deutschen Fußball-Fans. Die Bayern schlagen, die Großen ärgern – der Fußball lebt.

Danke Gladbach – die Bayern sind schlagbar
Ähnlich gelagerte Emotionen haben uns am Samstag ereilt. Da hat es dieser Schubert doch tatsächlich geschafft, seinen 26. Punkt im zehnten Spiel zu holen. Eine irre Bilanz, die den Trainer-Rookie in dieser Kategorie zum besten Trainer der Liga-Geschichte macht. Hört sich pathetisch an, vielleicht lassen Sie es mich einfach so sagen: Schubert ist der beste Trainer für uns alle. Er sorgt dafür, dass wir endlich wieder die Liga lieben können. Vielleicht sind die Bayern nämlich doch noch schlagbar, irdisch irgendwie.

Dafür spricht nach der Gladbach-Pleite so manches. Zwar haben die Münchner wie gewöhnlich in der ersten Hälfte mit ihrem aufrührerischen Rivalen Katz und Maus gespielt, haben Torchancen ohne Ende kreiert, nur: sie haben diese nicht vollendet. In der zweiten Halbzeit allerdings sah man, dass auch die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola verwundbar ist. Da wirkte Schuberts taktisches Konzept, da agierten sie flexibel, offensiv und vor allem effizient bei ihren wenigen Möglichkeiten. So unterschieden sie sich so wohltuend vom Rest der Liga. Keine Angst vor dem großen Tier, piesacken, schnell sein und clever – Schuberts Gladbacher können das mittlerweile.

Chaos im zweiten Durchgang beim FCB
Und die Bayern? Gleich sechs oder mehr Superstars mussten sie ersetzen, das aber war nicht der Grund für die erste Saison-Niederlage. 45 Minuten agierten sie auf höchstem Niveau, den Torabschluss ausgenommen. In der zweiten Hälfte aber herrschte Chaos. Natürlich kann man mal ausnahmsweise einen Gegentreffer kassieren, aber drei Gegentreffer in 14 Minuten – das darf der angeblich besten Mannschaft der Welt wahrlich nicht passieren. Und das zeigt, dass die Münchner trotz aller gezeigten Dominanz verwundbar sind.

„Wir haben die Basis unseres Spiels verloren“, meinte Guardiola nach der Partie. Ein bemerkenswerter Satz. Zum einen verdeutlicht er, dass die Stars von der Isar auf dem grünen Rasen geschockt werden können und menschliche Reaktionen eines Sportlers zeigen. Zum anderen verdeutlicht er aber auch – und das ist deutlich tiefer -, dass Guardiolas Zögern bei der Vertragsverlängerung Gründe hat. Der Spanier wird in Gladbach einen Flashback erlitten haben. Er wird sich erinnert haben an die 0:4-Heimdemütigung gegen Real Madrid im Champions-League-Halbfinale der letzten Saison. Auch damals sind die Bayern eingebrochen – und Guardiola war in seinen höchsten Maßstäben verletzt.

Fazit dieses Wahnsinnsspiels: Schubert ist der Mann der Stunde. Er ist ein Gewinn für alle. Und die Bayern? Die sind wieder auf dem Boden. Denn ihr Vorsprung in der Liga auf Verfolger Dortmund ist geschmolzen. Gott sei Dank.