Oscar Pistorius hat "Angst vor Entlassung": Vertrauter offenbart neue Details
Oscar Pistorius soll sich mehr darum sorgen, dass Reeva Steenkamps Familie seine Entschuldigung annimmt, als um seine Entlassung aus dem Gefängnis. Das zumindest behauptet ein Vertrauter von Pistorius, der Kontakt zu dem inhaftierten Ex-Sportler hat.
Der Sportler, der den Spitznamen „Blade Runner“ hatte, wurde zu einer Gefängnisstrafe von 13 Jahren verurteilt, nachdem er seine damalige Freundin Steenkamp 2013 in ihrem gemeinsamen Zuhause erschossen hatte.
Pistorius behauptete, er sei mitten in der Nacht aufgewacht und habe Geräusche im Badezimmer gehört. Er schoss auf den vermeintlichen Einbrecher.
Pistorius im Knast: Zigaretten statt Sport - und der Wunsch nach Vergebung
Bill Schroder, der ehemalige Schulleiter und ein guter Freund des südafrikanischen Athleten, besuchte ihn kürzlich im Gefängnis und erzählte The Sun on Sunday, wie es Pistorius geht. Schroder sagte, Pistorius habe „mit dem Sport aufgehört, angefangen zu rauchen, sich einen Bart wachsen lassen“ und habe „sich Gott zugewandt“.
Eines sei bei Pistorius deutlich zu spüren: „Was er sich wirklich, wirklich wünscht, ist Vergebung.“
Schroder glaubt Pistorius’ Geschichte nicht - seine Reue schon
„Ich habe zu ihm gesagt, dass ich ihm wahrscheinlich nicht vergeben würde, wenn er meine Tochter umgebracht hätte. Er sorgt sich mehr um Vergebung, als darum, auf Bewährung entlassen zu werden. Er hat sogar Angst vor einer Bewährung, weil er weiß, dass es zu Gegenreaktionen kommen wird.“
Hartes Umfeld: Vor wenigen Jahren wurde Oscar Pistorius im Knast verprügelt
„Ich hatte wirklich das Gefühl, dass er Reue zeigt“, fügte Schroder hinzu. „Er zitierte eine Studie von Experten, dass man, wenn man aus einem tiefen Schlaf erwacht und dann einer angsteinflößenden Situation ausgesetzt wird, ganz anders handeln würde, als wenn man bei vollem Bewusstsein ist. Ich habe es mir angehört, aber habe es ihm nicht abgekauft.“
Im Jahr 2018 sagte Steenkamps Mutter June, dass sie Pistorius vergeben habe. Sie wolle allerdings nie wieder mit ihm sprechen.
Pistorius könnte 2023 auf Bewährung freikommen
2017 wurde die Gefängnisstrafe von Pistorius mehr als verdoppelt, nachdem es zu einer überraschenden Intervention des Obersten Berufungsgerichtes von Südafrika kam.
Willie Seriti, Richter am Obersten Berufungsgericht, sagte, ein Richtergremium habe einstimmig eine Berufung der Staatsanwaltschaft gegen Pistorius' ursprünglich sechsjährige Haftstrafe bestätigt.
Die Tragik um Oscar Pistorius: Hintergründe zum Fall und dem Sportler selbst
Nach dem ersten Urteil, das das Gericht als “schockierend nachsichtig“ bezeichnete, hätte der Paralympics-Star Mitte 2019 auf Bewährung entlassen werden können. Nun kann er frühestens 2023 auf eine Bewährung hoffen.
Die Entscheidung des Obersten Berufungsgerichts beendete eine fast fünf Jahre andauernde Gerichtssaga um Pistorius.
Steenkamps Eltern Barry und June waren “emotional”, als sie sich live im Fernsehen von zu Hause aus ansahen, wie Seriti das Urteil verkündete, so Familienanwältin Tania Koen. “Sie haben das Gefühl, dass es Gerechtigkeit für Reeva gegeben hat. Sie kann jetzt in Frieden ruhen“, so Koen gegenüber The Associated Press. “Aber gleichzeitig müssen die Menschen begreifen, dass sie damit nicht am Ende ihres Weges angekommen sind... sie müssen immer noch jeden Tag mit dem Verlust von Reeva leben.“
Ein skandalträchtiger Fall, der um die Welt ging
Pistorius tötete Steenkamp in den frühen Morgenstunden am Valentinstag 2013, indem er viermal mit seiner Pistole durch die Toilettentür feuerte.
Er hatte behauptet, er habe das 29-jährige Model für einen Einbrecher gehalten. Deshalb wurde er anfangs von Thokozile Masipa, der Richterin des Prozesses, nur wegen Totschlags verurteilt.
Schwerer Anfang: 2016 war Pistorius wegen Suizidgefahr im Gefängnis unter Dauerbeobachtung
Dieses Urteil wurde schließlich überworfen, und Pistorius wurde vom Obersten Gericht 2015 wegen Mord verurteilt. Anschließend wurde er von Masipa zu sechs Jahren wegen Mordes verurteilt – ein Urteil, das vom Obersten Gericht erneut abgelehnt wurde, welches aus sechs Jahren schließlich 13 machte.
Der gesamte Fall war ein großer Skandal, denn Pistorius hatte sich zu einem der meistgefeierten Sportler der Welt hochgearbeitet. Er war mehrfacher Meister bei den Paralympics und brach alle Rekorde. Er war zudem der erste Läufer, der mit Beinprothesen zu den Olympischen Spielen antrat.
Sam Goodwin