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Asamoah: "Tönnies hat mich sehr, sehr wütend gemacht"

Der 43-malige deutsche Nationalspieler Gerald Asamoah hat sich im Podcast Gute Deutsche mit Fernsehmoderatorin Linda Zervakis über seine Erfahrungen mit Rassismus und damit einhergehende persönliche Anfeindungen geäußert.

Noch in Diensten von Hannover 96 musste der frühere Stürmer 1997 in der Aufstiegsrelegation gegen Energie Cottbus hässliche Beleidigungen und Szenen über sich ergehen lassen.

Mit-Leidtragender dabei war der ebenfalls dunkelhäutige Otto Addo, heute Nachwuchstrainer bei Dortmund: "Er war auch noch dabei, und in der Cottbuser Mannschaft gab es auch einen Schwarzen. Der war fertig. Als du nach Hause zurückkamst, wusstest du nicht, was du machen solltest", sagte Asamoah.

Addo und Asamoah mit Bananen beworfen

Asamoah, der mittlerweile als U23-Manager beim FC Schalke 04 arbeitet, wurde wie auch Addo unter anderem mit Bananen beworfen. "Ich war 18. Das hat mein Leben schon sehr geprägt. So viel Hass entgegengebracht zu bekommen, das war hart", erinnert sich der ehemalige Angreifer.

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Zu allem Übel verloren die Niedersachsen das Spiel und verpassten am Ende den Aufstieg in die 2. Bundesliga. "Dadurch gab es ein anderes Problem, um dass sich gekümmert wurde", so Asamoah. Die Folge: Der Rassismus geriet fast zur Randnotiz.

"Du musstest damit klarkommen. Es gab viel Wut. Es war hart. Ich habe mit meinen Freunden darüber gesprochen", so Asamoah.

Tönnies-Eklat: "Hat mich sehr wütend gemacht"

Es sollte nicht sein letztes Erlebnis mit Rassismus bleiben: Bei Schalke sorgte Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies im Sommer vergangenen Jahres ebenfalls für einen Eklat.

Über Entwicklungshilfe in Afrika hatte der 64-Jährige gesagt, man solle lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren anstatt die Abgaben zu erhöhen: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."

"Das hat mich sehr, sehr überrascht und sehr wütend gemacht, weil ich den Clemens sehr, sehr lange kenne und wir sehr viel zusammen erlebt haben", erklärte Asamoah. Er sei nach dieser Äußerung offen auf Tönnies zugegangen: "Ich habe ihm klar gesagt, was ich davon halte. Ich war wütend. Wie kann man sowas raushauen?"

Tönnies, der als Fleischunternehmer aktuell wegen eines Corona-Ausbruchs in seinem Schlachtbetrieb im Landkreis Gütersloh gewaltig unter Druck steht, habe sich dann indes einsichtig gezeigt. "Er sollte merken, dass er was Falsches getan hat", sagte Asamoah. "Das hat er mir dann bestätigt."

Nach den jüngsten rassistischen Ereignissen auch in Deutschland zeichnet der 41-Jährige insgesamt ein düsteres Bild für die Gesellschaft: "Wenn wir 2020 noch hier sitzen und über Rassismus reden, merkt man, dass wir zurückgeblieben sind und nichts verstanden haben."