Athleten Deutschland fordern Debatte über „Rote Linien“

Athleten Deutschland fordern Debatte über „Rote Linien“
Athleten Deutschland fordern Debatte über „Rote Linien“

Die unabhängige Sportlervertretung Athleten Deutschland fordert in der Frage nach der Wiedereingliederung russischer Athletinnen und Athleten eine umfassendere Diskussion über „Rote Linien“ im Weltsport.

„Der aktuelle Vorstoß des IOC“ ersticke „diese überfällige Debatte erneut im Keim und lenkt von der eigenen Verantwortung sowie den systemischen Problemen“ ab, hieß es in einer Erklärung des Vereins am Freitag.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte in einer Sitzung der Exekutive die Tür für die Rückkehr russischer und belarussischer Sportler "unter strengen Bedingungen" geöffnet. Die internationalen Verbände sollen demnach eigenständig darüber entscheiden. Der Zusammenschluss der Nationalen Olympischen Komitees Asiens OCA hat bereits mehrfach signalisiert, russische und belarussische Aktive starten zu lassen.

"Auch angesichts der kürzlich intensivierten Angriffe gegen die ukrainische Zivilbevölkerung sollte es derzeit keine Veranlassung geben, eine Wiedereingliederung Russlands und Belarus in den Weltsport zu ermöglichen", erklärte der deutsche Athletenverein: "Dieser Schritt würde signalisieren: Eine Nation kann die Werte und Regeln des Sports und der Weltgemeinschaft Mal um Mal verletzen ? ohne ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen."

Werte wie "Frieden, Völkerverständigung, die Wahrung der Menschenwürde und Solidarität" seien fundamental für die Olympische Bewegung. "Ein Ausschluss Russlands aus dem Weltsport war und bleibt deshalb folgerichtig."

Athleten begrüßten „deutlichen Worte“ von Bundesinnenministerin

Zudem seien zu viele Fragen offen: Darunter die der geforderten Neutralität der Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus, der Nachweis ihrer Haltung zum Krieg gegen die Ukraine - oder auch die Frage nach dem Anti-Doping-Kampf, "nachdem Russland den Weltsport systematisch betrogen und die RUSADA (Anti-Doping-Agentur, d.Red) immer noch keine Wiederzulassung hat".

Die Athletenvertreter äußerten Verständnis für den "schmalen Grat", den "das IOC und die Weltverbände mit Sanktionen und Ausschlüssen in Anbetracht der verbindenden und Frieden stiftenden Mission des Sports" beschreiten müssten. Die politische Neutralität dürfe "aber nicht als Ausrede herhalten, schwerwiegende Verletzungen von universell geltenden Menschenrechten hinzunehmen und dadurch möglicherweise sogar zu tolerieren".

Die notwendige, komplexe Debatte benötige "Zeit, Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit. Der Verein forderte nationale und internationale Sportverbände auf, "glaubwürdig für die Werte des Sports einzutreten". Auch die Regierungen "demokratisch verfasster Staaten sowie Sponsoren" seien gefragt, hieß es in der Stellungnahme.

Gleichzeitig begrüßten die Athleten die „deutlichen Worte“ von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die sich in der FAZ klar gegen den Plan des IOC zur russischen Wiedereingliederung ausgesprochen hatte.