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Attacke auf die Supermächte

Während sich Real Madrid und der FC Barcelona auf dem Transfermarkt auffällig zurückhalten, rüsten andere europäische Großklubs mächtig auf. Darunter zwei Klubs, die Europa vor nicht allzu langer Zeit dominierten, danach aber tief fielen. Ein Überblick über das aktuelle Kräfteverhältnis.

FC Chelsea
Der FC Chelsea wurde 2017 souverän englischer Meister

FC Chelsea

Zugänge:

Willy Caballero (35, Torwart, ablösefrei von Manchester City)

Antonio Rüdiger (24, Innenverteidiger, für 25 Mio. Euro vom AS Rom)

Tiemoue Bakayoko (22, defensives Mittelfeld, für 40 Mio. Euro vom AS Monaco)

Alvaro Morata (24, Stürmer, für 80 Mio. Euro von Real Madrid)

Der FC Chelsea lässt sich von der souverän errungenen Meisterschaft nicht blenden. Trainer Antonio Conte will aus den Blues auch in Europa wieder eine Topadresse machen und drückt in Sachen Neuverpflichtungen aufs Gas. Klub-Besitzer Roman Abramowitsch liest seinem Erfolgscoach jeden Wunsch von den Augen ab.

Knapp 150 Millionen Euro hat Chelsea in Rüdiger, Bakayoko und Morata investiert. Alles Spieler, die den Konkurrenzdruck auf die Meistermannschaft deutlich erhöhen. Bakayoko wurde von Halb-Europa gejagt, auch der bei Real Madrid unzufriedene Morata weckte das Interesse vieler Topvereine.

Dass sich beide Spieler für einen Wechsel an die Stamford Bridge entschieden haben, ist ein deutliches Zeichen: Chelsea ist wieder eine Nummer im europäischen Fußball. Nach dem Gewinn der Champions League 2012 hatten die Blues Schwierigkeiten, auf höchstem Niveau in der Premier League und in der Königsklasse mitzuhalten. Conte brachte den Erfolg zurück in den Westen Londons.

Vor allem die Verpflichtung von Morata lässt aufhorchen. Der Spanier soll seinen Landsmann Diego Costa ersetzen, mit dem sich Conte Ende der letzten Saison überworfen hat. Noch ist Costa Spieler von Chelsea, doch Conte hat dem Stürmer unmissverständlich klargemacht, dass er nicht mehr mit ihm plant.

Die Großmächte in Europa sollten den FC Chelsea schon in der kommenden Saison auf der Rechnung haben.

Paris Saint-Germain

Zugänge:

Yui Berchiche (27, Linksverteidiger; für 16 Mio. Euro von Real Sociedad)

Dani Alves (34, Rechtsverteidiger, ablösefrei von Juventus)

Im Gespräch:

Neymar (25 Stürmer, FC Barcelona)

Der 2013 vorgelegte Fünfjahresplan von PSG sah eigentlich den Gewinn der Champions League vor. Mehr als das Viertelfinale sprang in der Königsklasse allerdings bislang nicht heraus. Schlimmer noch: Selbst in der heimischen Ligue 1 musste PSG in der letzten Saison dem AS Monaco den Vortritt lassen. Grund genug für die Klub-Besitzer Nasser Ghanim Al-Khelaifi, die nächste Transferoffensive zu starten, man wird allmählich ungeduldig an der Seine.

Mit Yuri Berchiche und Dani Alves hat PSG bereits die Lücken auf den Außenverteidigerpositionen geschlossen. Im Fokus steht jetzt die Verstärkung der Offensive und da wollen sich die Pariser ganz oben bedienen. Das starke Interesse an Neymar wird mittlerweile auch offiziell kommuniziert.

“Seit er bei Barcelona ist, hat er sich enorm weiterentwickelt und zählt jetzt zu den besten 5 Spielern der Welt. Der Präsident und der Klub arbeiten seit Jahren daran, die besten Spieler zu bekommen. Die Mannschaft, aber auch die Fans, wären froh darüber, wenn wir zusätzlich zu den starken Spielern, die schon da sind, noch einen Spieler der Top 5, 6 oder 7 hinzufügen”, sagte PSG-Coach Unai Emery.

Neymar besitzt einen Ausstiegsklausel in Höhe von 222 Millionen Euro – offenbar kein Problem für Al-Khelaifi. Laut Radio Catalunya ist der Wechsel zu 95 Prozent fix. Neymar soll im Kreise der brasilianischen Nationalmannschaft seinen Wunsch, nach Frankreich zu wechseln, klar ausgesprochen und bereits ein stattliches Handgeld mit den PSG-Verantwortlichen ausgehandelt haben. Barca-Präsident Josep Maria Bartomeu kämpft dagegen weiter um Neymar. “Er ist nicht auf dem Markt”, sagte Bartomeu der Associated Press.

Neymar
Objekt der Begierde von PSG: Barca-Star Neymar

Manchester City

Zugänge:

Ederson (27, Torwart, für 40 Mio. Euro von Benfica)

Kyle Walker (27, Rechtsverteidiger, für 51 Mio. Euro von Tottenham)

Douglas Luiz (19, zentrales Mittelfeld, für 12 Mio. Euro von Vasco da Gama)

Bernardo Silva (22, Flügelstürmer, für 50 Mio. Euro vom AS Monaco)

Im Gespräch:

Ousmane Dembele (Stürmer von Borussia Dortmund)

Alexis Sanchez (Stürmer, FC Arsenal)

Danilo (Rechtsverteidiger, Real Madrid)

Kyle Walker
Kyle Walker (l.) in seinem Dress im ICC-Match gegen Manchester United

Nach der eher enttäuschenden ersten Saison unter Pep Guardiola toben sich die Skyblues erneut auf dem Transfermarkt aus. Ederson soll endlich die Probleme im Tor lösen, mit Walker konnte City einen der Stars der Spurs in den Nordwesten Englands holen. Luiz gilt in seiner Heimat Brasilien als riesen Talent und Silva hatte großen Anteil am Erfolg des AS Monaco in der letzten Saison.

Mit Danilo sind sich die Skyblues weitgehend einig, Guardiola macht kein Geheimnis aus seinem Interesse am Real-Verteidiger. Fehlt nur noch eine Verstärkung im Angriff. Neben Dortmunds Dembele ist vor allem Alexis Sanchez ein Thema.

“Alexis ist Spieler von Arsenal. So wie ich Arsene Wenger verstanden habe, wird er das auch bleiben. Aber wir werden sehen”, sagte Guardiola geheimnisvoll.

Auch wenn City in der Champions League bislang weit hinter den selbst gesteckten Ziele blieb, sind die Skyblues eine potentielle Gefahr. Guardiola kann in seinem zweiten Jahr den Kader mehr und mehr nach seinen Vorstellungen formen, die “Altlasten” werden weniger. Von Spielern wie Leroy Sane oder Kevin de Bruyne ist in ihrem jeweils zweiten Jahr in Manchester viel zu erwarten. Punktuell war City schon in der letzten Saison stark.

Manchester United

Zugänge:

Victor Lindelöf (23, Innenverteidiger, für 35 Mio. Euro von Benfica)

Romelu Lukaku (24, Stürmer, für 85 Mio. Euro vom FC Everton)

Im Gespräch:

Ivan Perisic (Stürmer, Inter Mailand)

Kylian Mbappe (Stürmer, AS Monaco)

In der Liga hinkte United in der letzten Saison der Musik hinterher, der Titel in der Europa League hievt die Red Devils aber zurück auf die Champions-League-Bühne. Jose Mourinho würde am liebsten die nächsten 15 Jahre in Manchester bleiben und eine Ära a la Alex Ferguson prägen.

Dafür muss Manchester seinen Kader aber überarbeiten. Über 30 hochbezahlte Profis hat Mourinho unter seinen Fittichen, eine vernünftige Balance ist dennoch nicht vorhanden. Die Mannschaft war 2016/17 selten in der Lage, Druck auf den Gegner auszubauen und tat sich vorn allem in den Heimspielen schwer, spielerisch zu überzeugen. “Was Manchester im Old Trafford abgeliefert hat, war das Schlechteste, was ich von diesem Klub seit vielen Jahren gesehen habe”, sagte Ex-United-Star Rio Ferdinand.

Hinsichtlich der Verpflichtungen von Lindelöf und Lukaku gehen die Meinungen weit auseinander. Vor allem die 85 Millionen Ablöse für Lukaku sorgen selbst im Land der horrenden Spielerpreise für Kopfschütteln.

Manchester United wird in der kommenden Saison mit dem aktuellen Kader keine tragende Rolle in der Champions League spielen.

AC Milan

Zugänge:

Leonardo Bonucchi (30, Innenverteidiger, für 42 Mio. Euro von Juventus)

Mateo Musacchio (26, Innenverteidiger, für 18 Mio. Euro vom FC Villarreal)

Ricardo Rodriguez (24, Linksverteidiger, für 18 Mio. vom VfL Wolfsburg)

Andrea Conti (23, Rechtsverteidiger, für 25 Mio. Euro von Atalanta Bergamo)

Lucas Biglia (31, defensives Mittelfeld, für 17 Mio. Euro von Lazio Rom)

Hakan Calhanoglu (23, offensives Mittelfeld, für 22 Mio. Euro von Bayer Leverkusen)

Andre Silva (19, Stürmer, für 38 Mio. Euro vom FC Porto)

Im Gespräch:

Renato Sanches (offensives Mittelfeld, FC Bayern München)

Karim Benzema (Stürmer, Real Madrid)

AC Milan
Im Rahmen des ICC unterlag der AC Milan Borussia Dortmund mit 1:3

Mitte der Nuller-Jahren war der AC Milan das Nonplusultra in Europa. Zwischen 2003 und 2007 standen die Rossoneri dreimal im CL-Finale, zweimal räumten sie den Titel ab. Danach begann der tiefe Fall, Stars wie Pirlo, Shevchenko, Seedorf oder Nesta wurden nicht ansatzweise adäquat ersetzt. Milan verpasste den Umbruch und dümpelte jahrelang vor sich hin.

Silvio Berlusconi verlor allmählich die Lust an seinem Spielzeug und entschied sich im Frühjahr angeblich “schweren Herzens” zum Verkauf. Für 520 Millionen Euro wechselte Milan den Besitzer, neuer Herrscher in San Siro ist die chinesische Investoren-Gruppe Sino-Europe Sports Investment Management Changxing.

“Wir werden wieder groß werden, in Italien und Europa”, versprach Chef Li Yonghong. An Investitionen mangelt es nicht. 190 Millionen Euro hat Milan bereits für neue Spieler ausgegeben und der Kaufrausch soll noch lange nicht zu Ende sein. Ein Wechsel von Renato Sanches vom FC Bayern zu den Rossoneri ist wahrscheinlich, zudem sucht Milan nach wie vor einen Topstürmer. Nach der Absage des BVB im Kampf um Pierre-Emerick Aubameyang geht der Fokus nach Spanien – zu Karim Benzema von Real Madrid.

Zu Champions-League-Ehren kommt der AC Milan in der anstehenden Saison nicht. Nach Platz sechs in der Serie A müssen die Rossoneri mit der Europa League Vorlieb nehmen. Fest steht aber, dass da ein eingeschlafener Riese zu neuem Leben erweckt wird. Es wird noch ein bisschen dauern, ehe Milan in Europa wieder voll konkurrenzfähig ist, die depressiven Zeiten in San Siro sind aber vorbei.