Bürkis Wechsel-Absage: Eine Frage der Loyalität?

Wenn der dritte Torwart eines Klubs kurz vor Ende des Transferfensters eine Option zu einer Leihe hat, dann gibt es eigentlich keine langwierig überdachte Entscheidungsfindung.

Immerhin handelt es sich um eine klassische Win-win-Situation: Der Klub kann sich Gehaltszahlungen sparen und der Ersatzkeeper bleibt im besten Fall auch im Spielrhythmus. Denn für den Keeper ergibt sich eine neue Chance auf Einsätze und einen Stammplatz zwischen den Pfosten.

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Bei Roman Bürki ergab sich genau jene Szenerie - und trotzdem entschied er sich gegen einen Wechsel.

Eine außergewöhnliche Situation beim BVB

Der FC Basel hatte Borussia Dortmund bereits vor einigen Wochen ein Leih-Angebot für den Schweizer unterbreitet. Der Top-Klub aus der Schweiz hakte immer wieder nach und der BVB war angetan - sogar bereit, große Teile des Gehalts für den 30 Jahre alten Schlussmann zu übernehmen. Doch zu solch einem Deal gehören bekanntlich drei Parteien. Und Bürki senkte den Daumen. (NEWS: Alles zum Transfermarkt im SPORT1-Transferticker)

Es ist eine außergewöhnliche Situation, denn Bürki dürfte als Nummer drei hinter Gregor Kobel und Marwin Hitz kaum Chancen auf Einsätze für die Schwarz-Gelben haben. In der vergangenen Saison hatte Bürki seinen Stammplatz in der Rückrunde an seinen Landsmann Hitz verloren. Nun wurde den beiden mit einem deutlich jüngeren Landsmann eine neue Nummer eins vor die Nase gesetzt.

Der 23 Jahre alte Kobel kam für 15 Millionen Euro vom VfB Stuttgart. Bürki dürfte diese Entwicklung weniger lustig finden. Nachdem sein Vertrag in Dortmund im Sommer 2020 zu besseren Konditionen verlängert wurde, dachte er, dass der Klub auch über die nächsten Jahre auf ihn setzen würde.

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Bürki der bestbezahlte BVB-Torwart

Bürki ist seit dem Jahr 2015 in Dortmund, hat mittlerweile 232 Pflichtspiele für den BVB absolviert. Da überraschte die Vertragsverlängerung bis 2023 wenig. Auch die fünf Millionen Euro, die der Keeper im Jahr kassiert, sind wohl als angemessene Summe zu bezeichnen.

Doch diese Millionen werden jetzt zum Problem, denn Bürki wird von den drei Torhütern aus der Schweiz am besten bezahlt - obwohl er die Nummer drei ist. Für den BVB sind es zudem fünf Millionen Euro für einen Akteur, der eventuell kein einziges Mal zwischen den Pfosten stehen wird. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Ist der Klub daher Opfer von der Ambitionslosigkeit eines Spielers? Oder ist der BVB selbst schuld, da die Verantwortlichen dem Keeper einen neuen Vertrag gegeben haben und nun nicht mehr auf ihn setzen?

Bürki wollte nach Spanien oder Italien

Dazu muss zunächst gesagt werden, dass sich Bürki durchaus einen Wechsel vorstellen konnte. Er wollte gerne nach Spanien oder Italien - doch passende Angebote trudelten nicht in Dortmund ein. Es gab Offerten aus Frankreich, die sich aber verliefen.

Klar ist: Der Keeper ist nicht in der Situation, jedes Angebot annehmen zu müssen. Immerhin hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen. Im Gegenteil war das Verhalten des Torhüters immer loyal und vorbildlich, auch wenn er gerade nicht gesetzt war.

“Roman hat hier keine goldenen Löffel geklaut”, sagt Sportdirektor Michael Zorc. “Er war jahrelang unsere Nummer eins und wenn sich kein Transfer darstellen lässt, dann bleibt er und ist Mitglied unseres Kaders.”

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Daher wirkt es nun auch nicht so, dass Bürki in dieser Saison eine ruhige Kugel schieben und seine fünf Millionen einstreichen will, ohne dafür etwas zu tun. Seine Entscheidung gegen einen Wechsel könnte andere Gründe haben.

Wechsel-Absage aus Loyalität?

Einer ist wohl, dass Bürki den Kampf beim BVB annehmen will. Kobel überzeugte zu Saisonbeginn durchaus, doch ein erfahrener Mann wie Bürki weiß, wie schnell es auf der Torwartposition gehen kann. Erst in der letzten Spielzeit verlor er seinen Stammplatz an Hitz wegen einer Verletzung.

Falls Kobel ausfallen sollte, könnte Bürki doch wieder ein Platz zwischen den Pfosten winken. Das Duell gegen Hitz könnte er immerhin für sich entscheiden. Das hatte er bei dessen Ankunft in Dortmund im Sommer 2018 auch geschafft.

Ein anderer Grund könnte beim FC Basel selbst liegen. Der Klub unterhält eine Rivalität zu zwei Ex-Klubs von Bürki: den Grashoppers Zürich und dem FC Thun. Loyalität zu seinen früheren Vereinen könnte also auch eine Rolle gespielt haben. Und Loyalität zum BVB schwingt eben auch irgendwie mit.

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