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Druck in der Bundesliga: Welcher Trainer muss als erstes gehen?

Sieben Topklubs haben eine neuen Trainer und der Druck auf sie ist groß - auch auf Julian Nagelsmann, der beim FC Bayern eine besondere Herausforderung meistern muss. Eine Kolumne von Tobias Holtkamp.

Bayern ist für Nagelsmann ein großes Puzzle geworden
Julian Nagelsmann und der FC Bayern scheinen sich noch nicht eingespielt zu haben. (Bild: Sport1)

Im Büro eines größeren Spielerberaters kam es vergangene Woche zu einer interessanten Wette, ein Abendessen als Einsatz, zwischen zwei Mitarbeitern, welchen Trainer es in der neuen Bundesliga-Saison denn wohl als erstes erwischen würde.

Während der eine Kollege komplett überzeugt auf Wolfsburgs Mark van Bommel setzte, konnte sich sein Gegenüber nicht wirklich entscheiden. Allerdings hatten es beide Namen durchaus in sich.

Oliver Glasner, neu in Frankfurt, oder Jesse Marsch, Nachfolger von Julian Nagelsmann in Leipzig, einen der beiden Trainer, mutmaßte der Betreuer mehrerer Profispieler in der 1. und 2. Bundesliga, würde es bestimmt schon relativ bald treffen.

Genug orakelt. Oder weiß da etwa jemand mehr?

Druck für Glasner und Marsch

Ganz klar, die Erwartungshaltung sowohl in Frankfurt, nach fünf starken Jahren unter Sportvorstand Fredi Bobic und dessen Trainer-Volltreffern Niko Kovac und Adi Hütter, als auch in Leipzig, wo weiter in jeder Saison eine Steigerung zum Vorjahr erwünscht wird, ist riesig.

Vermeintlich sind sie gut aufgestellt, trotz Corona-Einbußen, ihren neuen Trainern wurden die Wünsche erfüllt. Was den Staff betrifft, was die Qualitäten des Kaders betrifft.

Aber am Ende, so ist es nun mal, ist auch das wieder Druck. Und dass zumindest einem der großen Liga-Kaliber die Saison schon im Laufe der Hinrunde aus den Händen gleitet, das war in den letzten Jahren im Grunde fast immer so. Dabei wurde auf den vorderen Plätzen nie so viel neues Führungspersonal eingestellt wie in diesem Sommer.

Sieben Top-Klubs der Bundesliga mit neuen Trainern

Gleich sieben (!) Top-Klubs sind mit neuen Cheftrainern in die Saison gestartet. Und nur zwei davon konnten ihre Auftaktspiele gewinnen.

Die anderen, so zeichnet es sich ab, könnten schon bald Probleme bekommen mit den großen Fußstapfen, in die sie in ihren neuen Klubs getreten sind.

Gerade Marsch und Glasner, aber auch Julian Nagelsmann, nach 46 Arbeitstagen und mittlerweile fünf Partien immer noch ohne Sieg als Bayern-Trainer, haben Höllenjobs - eben wegen der maximalen Erwartungen.

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Bayern für Nagelsmann ein großes Puzzle

Doch die Bayern, bei denen mit David Alaba und Javier Martinéz zwei langjährige Topspieler und Eckpfeiler den Abgang machten, sind für Nagelsmann zunächst mal zu einem großen Puzzle geworden. Sowohl das Gesicht seiner Mannschaft, als auch die Art und Weise, wie sie dann spielen wird - beides ist im Moment noch nicht abzusehen.

Nagelsmann muss "seinen" FC Bayern formen, während die Saison läuft und alle paar Tage hoch motivierte Gegner warten. Mönchengladbach zeigte zum Auftakt ziemlich gut, welche Probleme die Bayern in den kommenden Wochen immer wieder erleben können.

Eingespielt und aufeinander abgestimmt ist da aktuell noch nichts.

Frankfurt durcheinander und oft überfordert

Es ist an vielen Standorten das gleiche Problem: Nach den starken Ergebnissen ihrer Vorgänger liegt die Messlatte hoch. Sehr hoch. Doch die taktischen Umstellungen und inhaltlichen Neuorientierungen verlangen den Teams alles ab.

Auch die Frankfurter wirkten zurzeit noch durcheinander, oft überfordert und viel leichter zu knacken als zuletzt. Das ist nicht unnormal unter den gegebenen Bedingungen - aber es ist verdammt gefährlich. Denn aus vielen kleinen Problemen, hat auch das Fußballgeschäft schon oft gezeigt, kann schnell ein großes werden.

Welcher Trainer als erstes gehen muss? Ganz schwierig. Aber er wird in dieser Saison vermutlich relativ schnell in guter Gesellschaft sein.

Tobias Holtkamp, der Autor dieses Textes, war in der Chefredaktion von Sport Bild und Chefredakteur von transfermarkt.de. Heute berät er Sportler und Marken in ihrer inhaltlichen und strategischen Ausrichtung. Für SPORT1 schreibt Holtkamp als Kolumnist die wöchentliche "Bundesliga-Kolumne".

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