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Bei diesem Spieler ist Löw sehr über seinen Schatten gesprungen

Bei diesem Spieler ist Löw sehr über seinen Schatten gesprungen
Bei diesem Spieler ist Löw sehr über seinen Schatten gesprungen

Hallo Fußball-Freunde,

Joachim Löw hat in seiner Ära als Bundestrainer wirklich den ganzen Spagat hingelegt.

Er hat das Höchste erreicht. Mehr als die WM kannst du als Trainer nicht holen. Und dazu kommt ein für deutsche Verhältnisse unsägliches Turnier in Russland. (DFB-Pressekonferenz: Löw nimmt Spieler in die Pflicht)

Er hat für sich einen guten Zeitpunkt gewählt, zurückzutreten und die Deutungshoheit behalten. So wie er sich jetzt verhält, macht er es gut. Ihm ist es nicht so wichtig, ob er nach dem Turnier eine Lichtgestalt ist, sondern er will ein Turnier spielen und das ist gut so. (Deutschland gegen Lettland am Montag ab 20.45 im LIVETICKER)

Löw hat für dieses Turnier genug Feuer

Und ich glaube, dass er für dieses Turnier genug Feuer hat. In dem Moment, in dem er für sich selbst entschieden hat, dass nach dem Turnier Schluss ist, ist er nicht mehr der große Umbruch-Gestalter. Die ganze Last der Zukunftsgestaltung des deutschen Fußballs ist von ihm abgefallen.

Dann hat er eben Thomas Müller und Mats Hummels wieder zurückgeholt. Das hat er sehr gut hingekriegt. Da braucht es Pragmatismus. Das ist immer die beste Lösung.

Es ist ein Turnier zu spielen und da nimmt man die bestmöglichen Spieler mit. Die EM ist keine EM der Umbrüche, sondern eine EM um den Titel und sonst gar nichts.

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Die Jungen waren ohne Herbergsväter wie Hummels und Müller überfordert

Löw wollte den totalen Umbruch, er hat die Jungen machen lassen, aber ohne Herbergsväter wie Hummels und Müller waren sie überfordert. Sie konnten Löw nicht das liefern, was er in ihnen gesehen hat. Ein Totalausfall wie das 0:6 in Spanien hat Gründe. Ich glaube, das lag daran, dass Spieler fehlten oder die, die da waren, überfordert waren.

Beim Blick auf den EM-Kader sehe ich Kevin Volland als Option. Da ist Löw sehr über seinen Schatten gesprungen, weil er eigentlich nie ein Fan von Volland war.

Das ist ein Mittelstürmer-Typ. Er ist ein Stoßstürmer, der das hat, was in Deutschland über die Jahre wegtrainiert wurde. Es hieß, solche Typen brauchst du nicht, bis man sich das mit Robert Lewandowski mal angeschaut hat und gemerkt hat, dass man mit einem richtigen Stürmer auch gut Fußball spielen kann. Volland ist vielleicht keiner für die Anfangself, aber es ist sehr gut, ihn dabeizuhaben.

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Joshua Kimmich verfügt über eine gewisse Demut und das macht ihn zu einem so außergewöhnlichen Spieler. Er ist ein Mannschaftsdiener. Wenn Löw sagt, er soll in einem System mit Dreierkette auf der rechten Außenbahn spielen und er das nachvollziehen kann, wird er das ohne Murren machen und ohne dabei Leistung zu verlieren. Aber im Moment fällt es mir schwer, ihn von der Sechs wegzunehmen.

Sané muss verlässlich zurückzahlen

Kommen wir zu Leroy Sané. Er muss bei dem Renommee, das er mit sich herumschleppt, auch mal ein bisschen verlässlicher werden. Es muss ein Tiefstniveau geben, unter das er nicht drunter darf.

Er hat zuweilen eine Attitüde und steht mit einer Körpersprache an der Linie, bei der ich sage: Es gibt so viele schöne andere Dinge, dann fahr doch nach Hause. Am Ende geht es um das Mannschaftsgefüge, das muss die Überlegungen des Trainers auch mittragen.

Seine Teamkollegen versuchen es immer wieder und sie mögen ihn, er ist ja kein falscher Fuffziger. Er ist so, wie er ist. Man sieht es auch bei Bayern wie Kimmich und Müller ihn pushen, wenn er mal einen Zweikampf gewinnt. Fehlt nur noch, dass sie ihn auf den Schultern wieder nach vorne tragen. Aber er muss zurückzahlen. Und auch mal verlässlich zurückzahlen.

Guardiola hat Sané mit einem fröhlichen Lächeln ziehenlassen

ManCity-Trainer Pep Guardiola hat bei ihm aufgegeben, sonst wäre Sané jetzt nicht bei den Bayern. Für Guardiola, der die Zufälligkeiten aus dem Fußball herausrechnen möchte, war Sané nicht lernfähig genug. Guardiola hat ihn mit einem fröhlichen Lächeln ziehenlassen. Alle wollen ihm helfen, weil sie ihn ja mögen.

Abschließend noch ein Wort zum Vertragspoker zwischen Kingsley Coman und dem FC Bayern.

Die Bayern haben immer anders gehandelt. Aber sie werden sich entscheiden müssen, ob sie bei Coman ins Risiko gehen.

Die Diskussionen mit seiner Verletzungsanfälligkeit gab es immer wieder. Coman ist ein international wichtiger Spieler. Wenn er sich in so ein Gefüge mit seinem neuen Berater Pini Zahavi hineinbastelt, muss der Klub sagen: Das machen wir nicht mit. Dann musst du auch die Kraft haben zu sagen: Drei von vier Endspielteilnehmern im Europapokal waren englische Klubs und wir können mit denen so nicht mithalten.

Der Marktwert der Spieler wird nicht von den Beratern bestimmt, sondern von den Klubs, die das mitmachen.

Bis demnächst
Euer Marcel Reif

Marcel Reif ist nach rund 1.500 kommentierten Spielen eine Reporter-Legende. Für seine Arbeit erhielt Reif unter anderem den "Grimme Preis", den "Deutschen Fernsehpreis" und den "Bayerischen Fernsehpreis". Seit Sommer 2016 begleitet Marcel Reif als Experte den CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.