Ein Bayern-Talent macht von sich reden

Ein Bayern-Talent macht von sich reden

Kurz vor Ende der Partie ließ Sarpreet Singh seine Klasse aufblitzen.

Sein Freistoß von der linken Seite wurde abgewehrt, der Ball flog senkrecht in die Luft. Doch der 22-Jährige setzte nach, holte sich den Abpraller, lief noch ein paar Schritte und versenkte den Ball dann mit dem linken Vollspann aus kurzer Distanz im oberen Eck.

Es war zwar “nur” das 4:1 für seinen Klub, den SSV Jahn Regensburg, dennoch setzte der Neuseeländer ein Ausrufezeichen. Schließlich war kein Geringerer als Schalke 04 der Gegner. Die Szene zeigte nicht nur das fußballerische Potenzial, dass Singh besitzt - er verfügt aktuell auch über eine gehörige Portion Selbstvertrauen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Kein Wunder nach diesem Saisonstart. Nach vier Spielen liegt das Team von Mersad Selimbegovic mit der Maximalausbeute von 12 Punkten und 12:1 Toren an der Spitze der 2. Bundesliga. Und Singh ist mittendrin. In allen vier Spielen stand der Mittelfeldspieler in der Startelf, steuerte zwei Treffer und drei Assists bei. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Singhs Engagement bei den Donaustädtern könnte sich als echter Glücksgriff erweisen. Zur Erinnerung: Als 20-Jähriger kam er vom neuseeländischen Klub Wellington Phoenix zum FC Bayern München, war dort zunächst für die zweite Mannschaft vorgesehen.

Singh überzeugt beim Audi Cup

Beim Audi Cup zu Saisonbeginn machte er aber direkt derart auf sich aufmerksam, dass der damalige Trainer Niko Kovac ihn ausdrücklich lobte und ihm Chancen bei den Profis in Aussicht stellte. Die bekam Singh dann auch, der Trainer hieß da aber bereits Hansi Flick.

Vom aktuellen Bundestrainer wurde Singh Ende 2019 zu den Profis hochgezogen, kam allerdings im Saisonverlauf nur zu zwei Einsätzen für die erste Mannschaft. In der vergangenen Spielzeit sollte er dann beim 1. FC Nürnberg leihweise Spielpraxis sammeln. Gemeinsam mit Nachwuchskeeper Christian Früchtl wurde er an den Club ausgeliehen.

Während es für Früchtl ein Jahr zum Vergessen war (er verlor den Kampf im Tor gegen Christian Mathenia und saß die komplette Saison auf der Nürnberger Bank), verlief Singhs Start bei den Franken durchaus verheißungsvoll.

Nürnberg-Leihe vorzeitig beendet

An den ersten 17 Spieltagen kam Singh immerhin elf Mal zum Einsatz, fünfmal davon stand er in der Startelf. Er blieb allerdings ohne Scorerpunkt - trotz seiner offensiven Rolle auf den Flügeln. Nürnberg gewann nur zwei Spiele, in denen Singh auf dem Platz stand.

Ende Januar wurde die Leihe dann überraschend vorzeitig beendet. Nach SPORT1-Informationen haben allein sportliche Gründe den Abbruch der Leihe herbeigeführt, Singh hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Die Verantwortlichen der Nürnberger führten Gespräche mit Singhs Berater und kamen gemeinsam zu dem Ergebnis, dass es am sinnvollsten sei, die Leihe zu beenden.

In der Rückrunde kam er dann für die zweite Mannschaft der Bayern in der 3. Liga zum Einsatz. Überzeugen konnte er aber auch dort nicht. Drei Treffer erzielte er in 16 Einsätzen, stieg mit dem Team in die Regionalliga ab.

Regensburg-Trainer gerät ins Schwärmen

Nun also der neue Anlauf in Regensburg - und dort wissen sie, was sie an dem dribbelstarken Linksfuß haben. “Er ist ein überragender Spieler. Wir sind froh, so einen Spieler bei uns zu haben”, schwärmte Selimbegovic im Doppelpass 2. Bundesliga bei SPORT1.

Abheben sollte Singh trotz seines Traumstarts dennoch nicht. “Es gibt keinen Star bei uns. Wenn wir damit beginnen, müssen wir bald über ganz andere Sachen bei uns reden”, stellte Selimbegovic klar.

Der 39-Jährige ist seit 15 Jahren im Verein, zunächst als Spieler, dann als Nachwuchstrainer. Seit 2019 ist er Cheftrainer des Zweitligisten. Er kennt den Klub also in- und auswendig. “Bei uns funktioniert auch nicht jeder Spieler, der zu uns kommt”, erklärte er und ergänzte: “Umso schöner, dass es bei ihm der Fall ist.”

Am Sonntag kann Singh dann vermutlich erneut zeigen, welches Potenzial in ihm schlummert. Da gastiert der SSV beim FC St. Pauli. (2. Bundesliga: FC St. Pauli - Jahn Regensburg ab 13.30 Uhr im LIVETICKER)

Und vermutlich werden auch die Verantwortlichen in München ganz genau hinsehen.