Bayerns Last-Minute-Transfers: Wie oft Salihamidzic danebenlag

Bayerns Last-Minute-Transfers: Wie oft Salihamidzic danebenlag

Dass sich die Geister an Hasan Salihamidzic scheiden, ist nicht wirklich Neues.

Während manche Fans und Experten den Sportvorstand des FC Bayern in Sachen Transfer-Politik kritisch sehen und dabei auf Personalien wie zum Beispiel Fiete Arp oder Álvaro Odriozola verweisen, halten ihm andere Top-Verpflichtungen wie unter anderem Leroy Sané, Leon Goretzka, Alphonso Davies und Lucas Hernández zugute - oder zuletzt auch 42,5-Millionen-Euro-Mann Dayot Upamecano von RB Leipzig.

Bisweilen hatten die Bayern durchaus auch erst kurz vor Ende der Transferperiode Vollzug gemeldet. In diesem Jahr mag das anders sein: Unlängst hatte Salihamidžić erklärt, die Bayern seien im Transferkampf der Topklubs chancenlos und wollten auch wegen der finanziell spürbaren Pandemie einen anderen Kurs fahren.

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„Gegen manche finanziellen Kräfte ist nichts zu machen“, so der Bosnier mit Blick auf Paris-Saint-Germain und andere Krösus-Klubs. „Es ist nicht einfach, wenn man sieht, was andere investieren“, doch der Rekordmeister müssen eben versuchen, „auf andere Art und Weise sexy zu sein.“

Aussagen, die Salihamidzic schon als Kapitulation gegenüber der internationalen Konkurrenz ausgelegt werden – oder ist es doch eine Mischung aus Bluff, rhetorischer Nebelkerze und Understatement?

Denn: Auch in der jüngeren Vergangenheit hatten die Bayern um ihren Sportvorstand vor Toreschluss an der Wechselbörse den Eindruck erweckt, die Füße still zu halten. Um am Ende doch noch Neuverpflichtungen aus dem Hut zu zaubern – mit durchwachsenem Erfolg. SPORT1 gibt einen Überblick, welche Last-Minute-Transfers von Salihamidzic einschlugen und welche zum Fehlgriff wurden. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Michael Cuisance:

Erst Ende August 2019 vermeldete der Rekordmeister, dass man das damals 20 Jahre alte Toptalent Michael Cuisance von Borussia Mönchengladbach an die Isar lotsen wird. Kostenpunkt: 12 Millionen Euro. „Michael hat seine Stärken im Ballbesitzfußball. Er hat eine hervorragende Technik, einen starken linken Fuß und eine top Mentalität“, sagte Salihamidzic über den Mittelfeldspieler.

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Doch Cuisance blieb ein uneingelöstes Versprechen, kam nur sporadisch zum Einsatz und wurde 2020/‘21 an Olympique Marseille ausgeliehen. Auch dort konnte sich der Franzose nicht sonderlich weiterentwickeln – und ist nun zurück beim FCB, wo der ersehnte Durchbruch fraglich bleibt.

Philippe Coutinho:

Vom FC Barcelona heuerte Philippe Coutinho Mitte August 2019 für eine Leihgebühr von 8,5 Millionen Euro bei den Bayern an. Der brasilianische Techniker tat sich zunächst monatelang schwer, kämpfte sich nach der Coronapause aber in die Startelf und hatte mit einigen Treffern auch nicht unerheblichen Anteil am Champions-League-Triumph.

Gleichwohl ließen Salihamidzic und der damalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge die Option verstreichen, Coutinho fest zu verpflichten – was auch an den dafür notwendigen 120 Millionen Euro lag.

Ivan Perisic:

Auch der Rückkehr-Deal mit dem Kroaten wurde erst kurz vor Beginn der Saison 2019/20 eingetütet. Perisic kam auf Leihbasis von Inter Mailand – als Alternative auf den Flügeln nach den dortigen Abgängen von Arjen Robben und Franck Ribéry.

Der Kroate überzeugte durchaus, stach dabei Coutinho aus und harmonierte mit seinen Pendants Serge Gnabry oder Kingsley Coman. Perisic wurde ebenfalls zu einem wichtigen Faktor beim Triple 2020.

Im vergangenen Sommer war trotzdem Schluss, obwohl die Bayern über eine Weiterbeschäftigung nachgedacht hatten – doch die war ihnen für den heute 32-Jährigen dem Vernehmen nach zu teuer.

Bouna Sarr:

Das zweite Transferfenster im Herbst 2020 drohte bereits zu schließen, da verkündeten die Bayern am 5. Oktober nach langer Suche doch noch einen neuen Rechtsverteidiger - Bouna Sarr wechselte von Olympique Marseille für kolportierte zehn Millionen Euro Ablöse. Doch der Ersatzmann für Weltmeister Benjamin Pavard ließ wie zuvor Odriozola viele Wünsche unbefriedigt.

„Bouna Sarr ist ein dynamischer Rechtsverteidiger, der sehr gut zu unserer Spielauffassung passt“, hatte Salihamidžić zwar bei der Vorstellung des 29-Jährigen erklärt. Doch in den bisher 15 Pflichtspielen für die Bayern ließ der mit einem Vertrag bis 2025 ausstaffierte Sarr insbesondere im Stellungsspiel, in den Zweikämpfen und im Passpiel Defizite erkennen.

Marc Roca:

Auch der Spanier kam erst spät am 4. Oktober 2020 an die Säbener Straße. Für Marc Roca sollen die Bayern eine Ablöse von neun Millionen Euro an Espanyol Barcelona überwiesen haben. „Er passt fußballerisch und charakterlich hervorragend in unsere Mannschaft und wird sich bei uns weiterentwickeln. Wir sind uns sicher, dass er unserem Team einen großen Mehrwert geben wird“, sagte Salihamidzic.

Unterm Strich hob der Mittelfeldmann die Bayern aber mitnichten auf eine andere Stufe, blieb unter Ex-Coach Hansi Flick oftmals außen vor. Ganze elf Pflichtspiele und insgesamt 519 Minuten durfte der heute 24-Jährige im ersten Bayern-Jahr aufs Feld.

Spannende Frage, ob der aktuell verletzte Roca (Außenbandriss) nun bei Neucoach Julian Nagelsmann doch noch zu großer Form aufläuft.

Eric Maxim Choupo-Moting:

Unmittelbar nach Roca vermeldeten die Bayern 2020 auch den Transfer von Choupo-Moting als perfekt. Der Angreifer mit viel Bundesliga-Erfahrung (Hamburger SV, 1. FC Nürnberg, FSV Mainz 05 und FC Schalke 04) kam ablösefrei von PSG – und etablierte sich recht zügig als Backup für Toptorjäger Robert Lewandowski, insbesondere bei dessen Verletzungszwangspause im vergangenen April.

Choupo-Moting brauchte nicht nur wenig Anlaufzeit, der 32-Jährige gilt auch als wichtiger Faktor für einen guten Teamgeist. So verwunderte es auch wenig, dass der Vertrag mit dem Deutsch-Kameruner vor einigen Wochen bis zum 30. Juni 2023 verlängert wurde. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Douglas Costa:

Noch so ein Spät-Ankömmling: Anfang Oktober 2020 kehrte Costa kurz vor Ende der Transferperiode für eine Leihgebühr 250.000 Euro von Juventus Turin nach München zurück – allerdings auch deshalb, weil Salihamidzic vergebens an Wunschspieler Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea) gebaggert hatte.

Zudem gab es schon bei der Verkündung Verwunderung über die Rückholaktion, hatte Bayern-Ehrenpräsident Costa doch nach dem Verkauf an Juve als „ziemlichen Söldner“ bezeichnet.

Anders als zu Beginn seiner ersten Bayern-Zeit (2015 bis 2017) konnte Linksaußen Costa dann auch nur bedingt Impulse geben – schließlich sorgte auch ein Haarriss im Fuß dafür, dass es für den Brasilianer ein vorschnelles Ende gab, sein Vertrag im Mai 2021 noch vor Saisonschluss aufgelöst wurde. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Tiago Dantas:

Manche Beobachter sahen im 19 Jahre jungen Portugiesen, der ebenso in den Herbsttagen 2020 auf Leihbasis von Benfica Lissabon anlandete, schon ein neues Juwel im Anflug. Schnell indes wurde deutlich, dass der offensive Mittelfeldspieler im Profikader erst mal Reifezeit benötigen würde. Zu sieben Einsätzen für Bayerns Amateure in der 3. Liga kamen dann auch nur zwei Spiele in der Bundesliga (drei und 66 Minuten).

Beim Triumph bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft in Katar im Februar war Dantas immerhin als Ersatzspieler mit von der Partie. Inzwischen wurde der Youngster von Benfica in der Heimat an den portugiesischen Erstligisten CD Tondela weiterverliehen.

Fazit:

Die Last-Minute-Bilanz der Bayern unter dem neuen Sportvorstand Salihamidzic ist durchwachsen. Während die Spätankömmlinge Perisic und Coutinho beim Triple wertvolle Ergänzungen waren, überzeugte aus der Klasse von 2020 nur Choupo-Moting in seiner Rolle als Backup wirklich.