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Bayerns Abwehrprobleme: Müller redet Klartext

Bayerns Abwehrprobleme: Müller redet Klartext

Kein großer Jubel, stattdessen schlichte Erleichterung - vielleicht fehlte den erschöpften Stars des FC Bayern nach dem 4:3-Krimi gegen Hertha BSC auch einfach die Kraft für ausgelassene Feierlichkeiten.

"Ich glaube, dafür wurde das Wort Arbeitssieg erfunden", meinte Leon Goretzka bei Sky. Und Thomas Müller ergänzte: "Wir sind natürlich froh, dass wir die ganz wichtigen drei Punkte hier behalten haben."

Dank des Viererpacks von Robert Lewandowski erkämpften sich die Bayern den zweiten Saisonsieg. Doch der Kraftakt ging an die Substanz. "Jeder Außenstehende hat sich wahrscheinlich geärgert, dass wir doch noch das 4:3 gemacht haben. Für uns war es enorm wichtig, dranzubleiben in dieser Periode, die sicher anstrengend war. Wir hatten zwei Finals zu spielen und jetzt das dritte Ligaspiel", sagte Müller.

Bayern-Trainer Flick: "Nicht alle bei 100 Prozent"

Doch so treffsicher sich Lewandowski auch präsentierte, so löchrig agierte auch die Defensive. Aus Gründen der Belastungssteuerung hatte Trainer Hansi Flick Rechtsverteidiger Benjamin Pavard eine Pause gegönnt und den 20-jährigen Chris Richards erstmals in der Bundesliga in die Startelf berufen.

Doch an ihm allein lag es freilich nicht, dass die Viererkette um Lucas Hernández und die beiden zentralen David Alaba und Jérôme Boateng einige Lücken offenbarte. Vor allem die unzureichende Konterabsicherung müssen sich die erfahreneren Abwehrrecken ankreiden.

"Man muss die Gesamtumstände mit einbeziehen", sagte Trainer Hansi Flick. "Wir haben zweimal zwei Wochen Pause und immer nur eine kurze Vorbereitung gehabt. Das ist nicht ganz so einfach für die Spieler. Das hat man auch heute gemerkt, es sind nicht alle bei 100 Prozent, deswegen kommen auch solche Ergebnisse zustande."

Müller nahm in Bezug auf die wackelige Defensive alle in die Pflicht: "Wir können natürlich nicht zufrieden sein, wie wir aktuell unser eigenes Tor verteidigen. Das geht natürlich die ganze Mannschaft an, das hat nicht immer etwas mit taktischen Positionen zu tun."

Das Konter-Tor von Jhon Córdoba, der Sololauf von Matheus Cunha durch die nur zaghaft eingreifende Bayern-Defensive und das Kopfballtor von Jessic Ngankam deckten die Münchner Nachlässigkeiten schonungslos auf.

Müller redet Klartext: "Nicht unser Anspruch"

Dass die Bayern einen vermeintlich sicheren Zwei-Tore-Vorsprung noch aus der Hand gaben, ärgerte Müller dabei besonders.

"Sobald wir nicht hinten sind, haben wir das Gefühl: 'Ja, das läuft schon irgendwie'", analysierte Müller. "Jetzt kann man sagen: 'Hat ja trotzdem gepasst, eigentlich hat sich ja der Eindruck bestätigt, also können wir so weitermachen.' Aber wie viele Gegentore wir in den letzten Spielen gefangen haben, ist nicht unser Anspruch."

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Die Bayern haben zwar - auch dank des fulminanten 8:0 gegen Schalke zum Auftakt - schon 13 Tore erzielt, die zweitbeste Offensive von Spitzenreiter RB Leipzig kommt "nur" auf acht.

Müller appelliert an Bayern-Mentalität

Auf der anderen Seite mussten die Münchner aber bereits sieben Gegentore hinnehmen - dazu jüngst zwei im Supercup gegen Borussia Dortmund, ebenfalls nach einer vermeintlich sicheren 2:0-Führung.

"Wir denken dann: 'Es läuft schon und am Ende gewinnen wir dann'", monierte Müller. Es gehe um "die Mentalität, nach einer 2:0-Führung weiter dranzubleiben", forderte Müller und verwies auf den Vollgas-Fußball der Bayern unmittelbar nach der Coronapause: "Da müssen wir wieder hin, dass wir uns wieder quälen, wenn das Ergebnis für uns steht."

Von körperlicher Müdigkeit wollte der Bayern-Angreifer aber nichts wissen, der Kopf sei entscheiden.

"Natürlich ist es so, wenn du fünf Titel in der Tasche hast, ist der Schritt zu diesem Stehenbleiben und dem 'Ja, das passt schon' natürlich nah", gestand Müller. "Das ist irgendwo logisch und vielleicht auch verständlich. Aber wir sind nicht auf dem Platz, um verständliche Dinge zu tun. Wir wollen Dinge tun, die nur der FC Bayern tut und für die er bewundert wird und für die wir bewundert wurden. Und da müssen wir wieder hinkommen und da nehme ich mich selbst auch gar nicht aus."

Müller wollte aber nicht alles schlechtreden. "Wir machen viele Dinge gut, aber dieses griffig sein trotz Führung - da müssen wir wieder hinkommen."