Bayerns Scherbenhaufen

Die Weltmeisterschaft in Katar ist Geschichte!

Einer umstrittenen Endrunde folgte ein historisches WM-Finale - und für den FC Bayern lief die WM 2022 sogar desaströs.

Der deutsche Rekordmeister stellte die meisten Spieler aller Vereine in Katar ab, nun aber kehrt nicht ein einziger als Weltmeister zurück. Zu den Enttäuschten gesellen sich zudem einige Verletzte.

Und das ausgerechnet vor dem Champions-League-Duell mit Paris Saint-Germain um die größten Stars dieser WM: Lionel Messi und Kylian Mbappé.

Bayern-Coach Julian Nagelsmann wird in den kommenden Wochen wohl einiges an Aufbauarbeit zu verrichten haben. Allem voran bei den deutschen Akteuren, nachdem die deutsche Nationalmannschaft bereits in der Gruppenphase sang- und klanglos ausgeschieden war.

AL KHOR, QATAR - NOVEMBER 27: Thomas Müller und Joshua Kimmich bei der WM in Katar (Photo by Harry Langer/DeFodi Images via Getty Images)
AL KHOR, QATAR - NOVEMBER 27: Thomas Müller und Joshua Kimmich bei der WM in Katar (Photo by Harry Langer/DeFodi Images via Getty Images)

Die desolaten Deutschen um Kimmich & Co.

Dabei überzeugte Jamal Musiala noch als Einziger, während die arrivierten Akteure um Joshua Kimmich und Thomas Müller hingegen öffentlich angezählt wurden.

Kimmich räumte gar selbst ein, Sorge vor einem deutlichen Karriereknick zu spüren. „Ich habe ein bisschen Angst davor, in ein Loch zu fallen“, sagte er nach dem Vorrunden-Aus, „für mich ist heute der schwierigste Tag meiner Karriere.“

Nagelsmann wird als Psychologe auftreten müssen, um seine Stars wieder aufzupäppeln. Zumal: Sechs Stammkräfte (Kimmich, Müller, Musiala, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Leroy Sané) mit einem emotionalen Tief dürften sich Bayern-Coach kaum erlauben angesichts der großen Ambitionen.

Hinzu kommt: Manuel Neuer verletzte sich auch noch bei einer Skitour schwer. Der Nationalkeeper war zwar bei der Auftaktniederlage gegen Japan nicht unumstritten, dennoch gilt er weiterhin als feste Stütze im Bayern-Kader.

Sein Ausfall für die gesamte Rückrunde wiegt schwer - und so entbrennt eine Torwartdiskussion an der Säbener Straße, die es für Nagelsmann und Sport-Vorstand Hasan Salihamidzić zu regeln gilt.

LUSAIL CITY, QATAR - DECEMBER 18:  Ein frustrierter Benjamin Pavard nach dem WM-Finale (Photo by Juan Luis Diaz/Quality Sport Images/Getty Images)
LUSAIL CITY, QATAR - DECEMBER 18: Ein frustrierter Benjamin Pavard nach dem WM-Finale (Photo by Juan Luis Diaz/Quality Sport Images/Getty Images)

Die frustrierten Franzosen um Pavard & Co.

Noch deutlich schwerer getroffen bei den Münchnern hat es das französische Lager. Zur Erinnerung: Bereits nach neun Minuten im Auftaktspiel hatte Linksverteidiger Hernández einen Kreuzbandriss im rechten Knie erlitten.

Der personelle Verlust für Bayern ist immens, immerhin agierte der 26-Jährige als Linksverteidiger-Backup von Alphonso Davies oder komplettierte die Innenverteidigung neben Dayot Upamecano.

Letzterer dürfte zusammen mit seinen Kollegen Benjamin Pavard und Kingsley Coman mental auch so am Boden zerstört sein.

In einem dramatischen WM-Finale im Elfmeterschießen den Kürzeren zu ziehen, geht an die Substanz und dürfte die französischen Bayern-Spieler auch auf Klubebene noch länger beeinflussen.

DOHA, QATAR - DECEMBER 17: Josip Stanisic (Photo by Ulrik Pedersen/DeFodi Images via Getty Images)
DOHA, QATAR - DECEMBER 17: Josip Stanisic (Photo by Ulrik Pedersen/DeFodi Images via Getty Images)

Der stolze Kroate: Josip Stanišić

Die kroatische Nationalmannschaft wiederum träumte nach der Vize-Weltmeisterschaft 2018 vom WM-Titel in Katar als großen Coup, doch im Halbfinale gab es ein deutliches 0:3 gegen den späteren Weltmeister aus Argentinien.

Aus der Traum - immerhin sollte die Enttäuschung nach dem Sieg im Spiel um Platz drei gegen Marokko und der Bronze-Medaille einigermaßen gedämpft sein. Für Bayerns Abwehr-Juwel Josip Stanišić verlief die erste WM dagegen durchwachsen: Bei den routinierten und abgezockten Kroaten durfte der 22-Jährige „nur“ gegen die Löwen vom Atlas ran, als Coach Zlatko Dalić zum WM-Abschluss einigen aus der zweiten Garde eine Chance gab.

Stanišić spielte 90 Minuten gegen Marokko durch und wusste zu überzeugen. Nach der Endrunde dürfte es im Team nun zu einem Umbruch kommen -der vielseitig einsetzbare Abwehr-Allrounder gehört auf jeden Fall zur Zukunft des kroatischen Fußballs. Das sollte ihm in München etwas Auftrieb geben.

Der traurige und verletzte Senegalese: Sadio Mané

Die Verletzungssorgen drehten sich auch um seine Person: Sadio Mané. Vor der WM machten Gerüchte die Runde, er würde das Finalturnier verpassen, letztlich nahm ihn Nationaltrainer Aliou Cissé doch mit.

Vier Tage vor WM-Beginn kam dann allerdings das endgültige WM-Aus: Die Verletzung am Wadenbeinköpfchen erwies sich als zu schwerwiegend, um einsatzbereit zu sein.

Bereits im November war der Bayern-Star operiert worden und meldete auf Instagram: „Gott sei Dank ist die Operation unter der Woche gut verlaufen“. Eine genaue Ausfallzeit ist dennoch nicht abzusehen.

Das WM-Märchen der Marokkaner: Noussair Mazraoui

Ähnlich verhält es sich bei der sportlich positiven Überraschungen bei dieser WM!

Marokko machte den gesamten arabischen Raum stolz und zog als erstes afrikanisches Team in ein WM-Halbfinale ein. Dabei überzeugte auch die Nummer zwei: Noussair Mazraoui.

Doch der Schock folgte im Spiel um Platz drei, als der Rechtsverteidiger plötzlich in der Aufstellung fehlte. Laut Trainer Walid Regragui hatte er im Halbfinale gegen Frankreich einen „kleinen Schlag“ abbekommen - eine genaue Diagnose ist noch nicht bekannt.

CL-Achtelfinale: Diese PSG-Stars muss der FC Bayern fürchten

Wie also die nächsten Wochen gestalten, sich vorbereiten auf die anstehenden Duelle gegen internationale Hochkaräter?

Der 14. Februar und 8. März im Jahr 2023 könnten entscheidende Tage für den Rekordmeister sein. Im Achtelfinale der Champions League wartet der französische Meister Paris Saint-Germain. Und mit ihm kommen die zwei großen Superstars der WM.

Messi krönte dabei seine Karriere, stieg mit dem WM-Titel wohl zum größten Spieler aller Zeiten auf, holte sich zudem den Goldenen Ball für den besten Spieler des Turniers.

Messis vergangene Wochen waren von Superlativen gepflastert, und so könnte die Stimmung von „La Pulga“ vor dem After-WM-Zyklus der Champions League kaum besser sein.

Dazu stürmt mit Mbappé der beste Torschütze der vergangenen WM für die Pariser. Mit 12 Toren bei WM-Endrunden macht sich der 23-Jährige auf den Weg, bereits in vier Jahren den Rekord von Miroslav Klose (16 Tore) zu knacken.

Zwar wirkte der Superstar nach dem Finale äußerst geknickt und musste gar von Staatspräsident Macron getröstet werden.

Doch mit einiger Zeit Abstand wird der Franzose stolz sein können auf ein herausragendes Turnier - und dann auch den Bayern das Leben gehörig schwer machen.