BBL-Finale: Einmalige Chance oder vielmehr Risiko?

Zehn Teams der easycredit BBL kämpfen ab Samstag in München um die Deutsche Meisterschaft (SPORT1 überträgt sechs Livespiele ab dem 6. Juni im TV und Stream).

Wenige Tage bevor es zum großen Showdown in der Basketball-Bundesliga kommt, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Doch bei dem Finalturnier, das vom 6. bis 28. Juni im Münchner Audi Dome stattfindet, geht es nicht nur um den Titel - die Mannschaften kämpfen auch für ihre Sportart.

Denn während im Handball, Eishockey oder Volleyball der Spielbetrieb für diese Saison komplett abgebrochen wurde, darf die BBL als einzige große deutsche Sport-Liga neben dem Fußball wieder spielen.

Eine einmalige Gelegenheit für eine Sportart, die lange im Schatten stand.

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BBL-Turnier als Chance für den Basketball

"Es ist eine Chance zu zeigen, was für eine tolle Liga die BBL ist. Vielleicht gibt das Leuten, die normalerweise kein Basketballspiel schauen würden, die Chance, sich mit Basketball zu beschäftigen", sagte Rickey Paulding, Small Forward und lebende Legende der EWE Baskets Oldenburg, bei SPORT1.

Auch Bundestrainer Henrik Rödl sieht die besondere Gelegenheit für den Basketball, "Aufmerksamkeit für sich zu generieren." Denn: "Es gibt im Moment nicht viele Sportarten, die sich zeigen können. Man ist da in einem anderen Fokus als sonst." Ligachef Stefan Holz sprach davon, "ins Scheinwerferlicht zu rücken. Es kann uns im Idealfall einen Schub geben".

Es werde in den nächsten vier Wochen nur Fußball und Basketball geben, stellte Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern im Bayerischen Fernsehen fest. "Und das ist eine gute Chance für Basketball, zu zeigen, wie toll dieser Sport ist."

Pesic: Aufmerksamkeit nicht primäres Ziel

Doch auch wenn sich die Beteiligten positive Effekte vom Finalturnier versprechen, wurde die Entscheidung für den Restart nicht aus Marketingszwecken getroffen.

"Das mag unter Umständen ein positiver Begleiteffekt sein", erklärte Alexander Reil im Gespräch mit SPORT1. Aber es gehe nicht darum, "in Konkurrenz zu treten und zu sagen: 'Handball und Eishockey haben aufgehört, wir sind so toll und machen weiter'. Das war nicht das Motiv", so der BBL-Präsident und Vorsitzende der MHP Riesen Ludwigsburg.

Dem pflichtete auch Marko Pesic bei, dem als Geschäftsführer des FC Bayern Basketball und damit als Ausrichter eine besondere Verantwortung zukommt. "Die Aufmerksamkeit ist jetzt in diesem Moment nicht das primäre Ziel. Wir sind in einer Phase, in der wir nicht darüber reden sollten, was die Auswirkungen des Turniers sein könnten. Es geht darum, dass wir es konzentriert und gut vorbereiten", betonte der 43-Jährige im Interview mit SPORT1.

Für Ingo Enskat schafft vor allem der Turniermodus einen großen Vorteil. "Jedes Spiel zählt direkt, das bringt eine hohe Attraktivität mit sich. Für den Zuschauer wird es sehr interessant", so der Sportliche Leiter der HAKRO Merlins Crailsheim bei SPORT1.

Kritik an BBL-Finalturnier

Doch das System mit zwei Gruppen à fünf Mannschaften sorgte auch für Kritik, da es sich um einen komplett anderen Modus im Vergleich zur normalen Saison handelt.

"Es gilt in einer solchen Lage ein Konzept zu finden, das viel Sicherheit bietet, aber auch nicht unbegrenzt lang sein kann und zudem noch eine gewisse Attraktivität bietet", machte Enskat die Problematik deutlich.

Es sei schlichtweg nicht möglich, alle Spiele bis zum Saisonende zu absolvieren. "Natürlich ist es so keine reguläre Saison mit kompletten Playoffs, aber ich glaube es ist trotzdem eine sehr attraktive Turnierform. Es ist wie eine kleine Europameisterschaft."

Spieler befürchten erhöhtes Verletzungsrisiko

Daneben löste der BBL-Restart auch Bedenken über das Verletzungsrisiko der Spieler sowie eine Ausbreitung des Coronavirus aus.

Akeem Vargas von den Frankfurt Skyliners sagte gegenüber der FAZ: "Als Profisportler erachte ich es als schwierig, sich nach der Wettkampfpause in dieser kurzen Zeitspanne auf ein Level zu bringen, mit dem man spielfähig ist. Das Verletzungsrisiko ist in meinen Augen relativ hoch."

Bastian Doreth - selbst nicht beim Finalturnier dabei - sprach auf dem Portal Basketball.de von "gemischten Gefühlen" bei den Spielern: "Man weiß nicht, ob irgendwelche Corona-Fälle auftreten werden und man weiß derzeit auch nicht, welche Langzeitschäden bei Sportlern auftreten könnten, wenn sie Corona bekommen sollten und dabei Leistungssport betreiben", erklärte der Athletensprecher.

Reil: "Halle einer der sichersten Orte, die es gibt"

Auch das erhöhte Verletzungsrisiko beschäftigte Doreth. Gerade bei "neu zusammengewürfelten" Mannschaften sei vielleicht nicht jeder einzelne Spieler in einem top-fitten Zustand. Daher sei offen, "ob die Vorbereitungszeit nach so langer Pause ausreichen wird, um so viele Spiele innerhalb einer so kurzer Zeit zu absolvieren".

Oldenburg-Profi Paulding hingegen zeigte sich unbesorgt: "Ich freue mich einfach nur, dass ich wieder spielen kann. Aber ich verstehe, dass sich andere Spieler Gedanken machen. Das ist durchaus berechtigt."

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Was eine Virusausbreitung unter den Spielern anbelangt, stellte Liga-Präsident Reil klar: "Wenn sich jeder an das Konzept hält, sehe ich eigentlich überhaupt keine Gefahren. Denn das ist ein sehr sicheres Konzept. Wenn die Spieler nach den Testungen alle Corona-frei sind, dort antreten und sich an die Vorgaben halten, dann ist die Halle einer der sichersten Orte, die es gibt."

Die Wiederaufnahme des BBL-Spielbetriebs scheint Chance und Risiko zugleich zu sein. Doch unabhängig davon, welche Seite überwiegt, ist es ein Privileg, in dieser Zeit Mannschaftssport ausüben zu dürfen.

Und damit gehe für alle Beteiligten laut Bundestrainer Rödl auch "eine gewisse Verantwortung" einher.