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"Irgendwo im dunklen Zimmer": Beckers Weckruf für Zverev

Boris Becker sah die Zeit für einen echten Weckruf an Alexander Zverev gekommen. Neuer Trainer, neue Einstellung, neuer Weg - die Tennis-Ikone hat der deutschen Nummer eins nach dem Debakel von Brisbane mit eindringlichen Worten nahegelegt, entschlossen den Reset-Knopf zu drücken.

"Er ist irgendwo in einem dunklen Zimmer gefangen und sucht den Lichtschalter. Er muss aber bereit sein, ihn suchen zu wollen", sagte der Team-Kapitän der deutschen Mannschaft beim ATP Cup der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach Zverevs 2:6, 2:6-Klatsche gegen Denis Shapovalov.

Zverev hatte sich zuvor mit finsterer Miene das Stirnband aus dem Haar gestreift, seine Schlägertasche gegriffen und war schwer frustriert aus der Pat-Rafter-Arena von Brisbane abmarschiert. Einmal mehr. Drei Klatschen hat sich der 22 Jahre alte Hamburger in Australien abgeholt.

Becker rät Zverev zu neuem Trainer

Das Aus der deutschen Mannschaft in der Vorrunde war schon am Dienstag mit einer 1:2-Niederlage gegen Kanada besiegelt. Die French-Open-Gewinner Kevin Krawietz/Andreas Mies (Coburg/Köln) verloren das entscheidende Duell mit 3:6, 6:7 (4:7) gegen Felix Auger-Aliassime/Shapovalov.

Hängen bleibt aus deutscher Sicht aber vor allem Zverevs Desaster, das nach Beckers Ansicht auch Konsequenzen auf der Trainerposition haben sollte. Seit der Trennung von Ivan Lendl im vergangenen Jahr wird Zverev wieder ausschließlich von seinem Vater betreut.

"Ich glaube, dass der Vater immer eine Rolle im Tennisleben und auch sonst bei Sascha und bei seinem Bruder Mischa spielen wird", sagte Becker: "Aber ich würde mir wünschen, er würde bald einen neuen Trainer finden. Zverev solle dann "auch mal Zeit mit dem Trainer alleine" verbringen. Er selber werde das Amt "sicher nicht" besetzen.

"Da sind eine Menge Dinge, die ich verbessern muss", hatte Zverev zuvor niedergeschlagen eingeräumt und um Geduld gebeten: "Es ist erst der Start in die Saison. Ich muss meinen Rhythmus finden." Doch die Zeit drängt, das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne (ab dem 20. Januar) steht vor der Tür.

Struff stellt Zverev in den Schatten

Zverev hatte sich nach einer zerfahrenen und von Nebengeräuschen begleiteten letzten Spielzeit den Auftakt ins Jahr ganz anders vorgestellt - genau wie das gesamte Team Deutschland, für das nur Jan-Lennard Struff (Warstein) gegen Auger-Aliassime mit einem 6:1, 6:4 punkten konnte. Stattdessen lief für Zverev in Down Under nichts zusammen. Insgesamt 31 Doppelfehler unterliefen ihm in seinen drei Matches, dazu hatte er seine Emotionen erneut nicht unter Kontrolle.

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Bei den ersten beiden Niederlagen gegen den jungen Australier Alex de Minaur und gegen den aufstrebenden Griechen Stefanos Tsitsipas leistete sich Zverev heftige Ausraster. "Ich habe keinen Aufschlag mehr, und du erzählst mir irgendeinen Scheiß", brüllte er unter anderem in Richtung seines Vaters.

Und nicht nur Becker macht sich Sorgen, dass das größte Talent im deutschen Tennis "in die falsche Richtung rennt".