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Das bedeutet der Derbysieg für den HSV

Das bedeutet der Derbysieg für den HSV

Von Michael Steinkamp

Es gibt wohl nichts Schöneres für einen HSV-Fan als einen Derbysieg. Auch deshalb kosteten die knapp 1000 HSV-Anhänger im Weserstadion jede Sekunde des 2:0-Erfolges aus und wollten das Stätte des Triumphes einfach nicht verlassen.

Nach den vielen Enttäuschungen der letzten Jahre und den bisher drei erfolglosen Versuchen endlich wieder in die Bundesliga aufzusteigen, war dieser Erfolg im ersten Nordderby dieser beiden Klubs in der 2. Bundesliga Balsam für den Verein und die leiderprobten Anhänger. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Der Sieg ist umso kostbarer, da er für das Team von Trainer Tim Walter eine Initialzündung für den Rest der Saison sein könnte.

Nach einem verheißungsvollen Saisonstart und dem beeindruckenden 3:1-Auswärtssieg am ersten Spieltag beim FC Schalke schaffte es der Verein, wie schon fast traditionell, die aufkeimende Euphorie der Fans in der Hansestadt schnell wieder zu zerstören. Es folgten vier sieglose Partien mit der 2:3-Stadtderbypleite beim FC St. Pauli als negativem Höhepunkt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Walters Spielidee trägt Früchte

Die Stimmung rund um den Volkspark schien langsam aber sicher wieder ins Negative abzudriften. Sollte es wieder eine Saison geben, in der der HSV zwar teilweise starke Auftritte zeigte, aber mehrheitliche doch zu oft nur biederen Fußball anbot? Auch die Schonzeit von Neu-Coach Tim Walter schien vorbei zu sein. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

Er geriet mehr und mehr in den Fokus. Seine offensive und risikoreiche Spielweise ist für den neutralen Zuschauer zwar äußerst attraktiv anzusehen, für einen Fan und Vereinsverantwortlichen aber manchmal doch schwer zu ertragen.

HSV-Kenner und Blogger Marcus Scholz unterstellte bereits nach wenigen Spielen, dass Walter wie schon seine Vorgänger stur und engstirnig seinen eigenen Weg verfolge und beratungsresistent sei. Auch HSV-Investor Klaus-Michael Kühne war von der Entwicklung enttäuscht: „Beim HSV wird herumgewurstelt wie eh und je“, sagte er dem Abendblatt. Damit bezog er sich vor allem auch auf die Transferpolitik der Hamburger.

Doch beim Derbysieg im Bremen und auch zuvor beim hart erkämpften Last-Minute-Heimsieg gegen Sandhausen zeigte sich, wie stark der HSV mit der Walterschen Spielidee auftreten kann. Hohes Pressing, laufintensives Spiel – ein Torwart mit Daniel Heuer Fernandes, der das Spiel von hinten als „Libero“ mit initiiert.

Als Prototyp für die Spielidee von Walter kann man Moritz Heyer sehen. In der Vorsaison vom Ex-Trainer Daniel Thioune aus Osnabrück geholt, war Heyer als Innenverteidiger eingeplant. Mittlerweile ist er die Allzweckwaffe des Trainers und personifiziert all das, was Walter wichtig ist: Heyer ist laufstark, ambivalent einsetzbar und sogar noch torgefährlich.

HSV kann wieder über sich selbst lachen

Dass der HSV in der zweiten Halbzeit in Bremen doch hektisch wurde und nicht cleverer agierte, gestand Walter seiner unerfahrenen Mannschaft zu. Dennoch sieht er das Team auf dem richtigen Weg: „In solchen Situationen sehen wir, in welchen Bereichen wir uns noch entwickeln können.“, sagte er im Gespräch mit SPORT1. Ein hart erkämpfter, aber letztlich verdienter Sieg im Nordderby passt da nur perfekt ins Bild. Auf die Tabelle schauen mag Walter jedoch noch nicht.

Am nächsten Sonntag gastiert dann der Tabellenvierte aus Nürnberg im Volkspark. Bei einem Sieg wäre es weiterer Schritt Richtung Wiederaufstieg, auch wenn dieses Wort bei den Rothosen (noch) keiner in den Mund nimmt. Zu präsent sind die drei vierten Plätze und die zerplatzten Aufstiegsträume beim HSV in den vergangenen drei Jahren.

Dass der Verein mittlerweile auch wieder ganz gut über sich selbst lachen bzw. Vergangenheitsbewältigung betreiben kann, zeigt ein Video der eigenen Social-Media-Abteilung.

Der kurze Einspieler zeigt, in Anspielung auf die legendäre Papierkugel aus dem UEFA-Pokal-Halbfinalspiel von 2009, ebenfalls ein zusammengeknülltes Papier auf dem Rasen des Weserstadions, das aufgerollt wird und auf dem steht: Derbysieger.