Das bedeutet Federers Olympia-Aus für Zverev

Das bedeutet Federers Olympia-Aus für Zverev

So wirklich überrascht hatte die Nachricht nicht, und doch schlug sie hohe Wellen.

Am Dienstag kündigte Tennis-Superstar Roger Federer an, nicht an den Olympischen Spielen in Tokio teilzunehmen. "Ich bin sehr enttäuscht, denn es war jedes Mal eine Ehre und ein Höhepunkt meiner Karriere, wenn ich die Schweiz vertreten haben", schrieb er in den Sozialen Netzwerken. Als Grund für seine Absage nannte der 39-Jährige Probleme mit seinem Knie.

Die Entscheidung des 20-maligen Grand-Slam-Siegers sorgte gleich in vielerlei Hinsicht für Aufsehen. Da wäre zum einen die Frage, wie und ob es für Federer überhaupt noch weitergehen kann. (NEWS: Alles zum Tennis)

Auch wenn er zweifelsohne immer noch einer der besten Tennisspieler auf der Tour ist, die vielen Verletzungen sind auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Am letzten Tag der Olympischen Spiele, am 8. August, wird der Maestro 40 Jahre alt. Der Zahn der Zeit nagt unaufhörlich.

Becker glaubt an Karriereende

Glaubt man Boris Becker, dann könnte eine der beeindruckendsten Karrieren im Sport schon bald vorbei sein. Denn nicht nur die fortwährenden Verletzungsprobleme, auch das bittere Wimbledon-Aus gegen den Polen Hubert Hurkacz dürfte seine Spuren hinterlassen haben.

"Nach dem, was in dieser Woche passiert ist, glaube ich nicht, dass er noch einmal nach Wimbledon zurückkommt", schrieb Becker in einer Kolumne für die englische Zeitung Daily Mail.

"Ich denke, Roger ist hier hergekommen und meinte, alles läuft nach seinem Plan. Ich glaube nicht, dass er über den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt nachgedacht hat, aber genau das wird er jetzt vielleicht tun."

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Der Rückzieher des Schweizers wirft aber nicht nur die Frage nach dessen Zukunft auf. Es steht auch im Raum, wie viel Wert das Tennis-Turnier bei Olympia überhaupt noch hat. Federer ist nämlich nicht der Erste, und wird vermutlich auch nicht der Letzte bleiben, der auf eine Reise nach Tokio verzichtet.

Nadal und Williams haben abgesagt

French-Open-Legende Rafael Nadal kommt genauso wenig wie US-Open-Sieger Dominic Thiem, Wimbledon-Halbfinalist Denis Shapovalov und Australien-Rüpel Nick Kyrgios. Und auch bei den Damen wird das Feld immer dünner. Serena Williams, Simona Halep und Bianca Andreescu haben bereits abgesagt – weitere, darunter möglicherweise auch Angelique Kerber, könnten folgen. (die WTA-Weltrangliste)

Neben der schwierigen Situation aufgrund der Coronapandemie ist es auch das Verbot von Zuschauern, das vielen Sportlern zusetzt. "Der Gedanke, vor leeren Stadien zu spielen, fühlt sich für mich einfach nicht richtig an und hat es nie", erklärte Kyrgios seine Absage. Shapovalov sagte nach seinem Wimbledon-Aus im Hinblick auf Olympia: "Mental bin ich langsam fertig. Ich bin erschöpft, nicht nur vom Turnier, sondern von der gesamten Situation."

Bei der Reihe an Absagen scheint der Weg frei für Novak Djokovic. Die Nummer 1 der Welt ist aktuell in Topform und könnte etwas Außergewöhnliches schaffen. Nach seinen Siegen bei den Australien Open, French Open und in Wimbledon könnte er mit einem Olympiasieg und einem Triumph bei den US Open den so genannten Golden Slam schaffen. Also der Gewinn von Olympia und allen vier Grand Slams in nur einem Kalenderjahr.

Noch keinem Tennisspieler ist dies je geglückt. Nur der Deutschen Steffi Graf gelang 1988 dieses Kunststück. (Kalender der ATP-Saison 2021)

Djokovic winkt Golden Slam

Doch obwohl diese einmalige Meisterleistung winkt, überdenkt auch Djokovic aktuell seine Reise nach Tokio. "Im Moment bin ich etwas zwiegespalten. Nach dem, was ich in den vergangenen Tagen gehört habe, ist es eine 50:50-Entscheidung", ließ er seine Teilnahme offen. In Tokio müsste der Joker nicht nur auf Fans, sondern auch auf Familie und selbst seinen Bespanner verzichten. (die ATP-Weltrangliste)

Bei all den vielen Absagen und Unsicherheiten könnte deshalb womöglich die Stunde eines ganz anderen Athleten schlagen: Alexander Zverev.

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Seine Versuche, einen Grand-Slam-Titel zu erreichen, scheiterten immer wieder. Bei einem Verzicht der Topstars könnte er zum großen Gewinner werden. Der Hamburger tritt in Japan nicht nur im Einzel, sondern auch mit Jan-Lennard Struff im Doppel an. Doch selbst für Zverev gibt es noch eine große Unsicherheit. Sollte sich Angie Kerber gegen eine Teilnahme entscheiden, wird aus dem geplanten "Dream Team" im Mixed-Doppel nichts.

Das Olympische Tennisturnier scheint bereits vor dem Start einen nicht unerheblichen Teil seiner Wertigkeit eingebüßt zu haben.