Beendet "Finanzdoping" die Hängepartie um Messi?

Wer in Barcelona nach dem letzten Sommer gedacht hat, der Worst Case sei nun erst mal abgewendet, der erlebt derzeit ein unerwartetes Déjà-vu aller erster Güte.

Das ewige Hin und Her zwischen Lionel Messi, der seinem Herzensklub seinen Abschiedswunsch mitgeteilt hatte, und dem FC Barcelona hielt ganz Katalonien in Atem. Das Happy End aus Sicht der Barca-Fans war nur von der Dauer von einer Saison. Das wird nun klar.

Denn nun müssen sie wieder um ihren Superstar bangen, der in Barcelona mehr Heiliger als Spieler ist. Nicht wenige können sich ihren Klub ohne den Argentinier gar nicht vorstellen. Doch genau das werden sie derzeit versuchen, denn der Verbleib Messis ist wohl noch ungewisser als vor einem Jahr.

LaLiga-Präsident Tebas ist bei Messi skeptisch

Seit gut einer Woche ist der 34-Jährige nach 7478 Tagen kein Spieler der Blaugrana mehr. Das Unvorstellbare ist also schon eingetreten. Ein Vertrag soll Messi schon seit rund zwei Monaten vorliegen. Lange schien es so, als ob sich der Offensiv-Star nur noch zu einer Unterschrift durchringen muss. Doch das scheint gar nicht der Kern des Problems sein.

Stattdessen geht es um Geld, was im Fußball-Geschäft nichts Neues, aber vor allem in Barcelona ein heikles Thema ist. Die Katalanen haben einen horrenden Schuldenberg angehäuft, der über eine Milliarde Euro beträgt. "Ich weiß nicht, ob Messi die Saison bei Barca starten wird", sagte LaLiga-Präsident Javier Tebas genau wegen dieses Problems nun beim TV-Sender La Sexta und wurde deutlich: "Wenn es keine Abgänge gibt, ist es unmöglich, dass Messi bei Barcelona bleibt."

Die Aussagen von Tebas sind ernstzunehmen, denn er weiß gut über die Verhältnisse bei Barca Bescheid. Der 58-Jährige bestätigte dem Sender auch, dass er ein 30-minütiges Gespräch mit Barca-Präsident Joan Laporta geführt habe. Die Themen: Die finanzielle Situation des Vereins und ein gewisser Lionel Messi.

Hängepartie betrifft den kompletten Transfermarkt

Trotzdem strahlt Laporta öffentlich weiter die Zuversicht in Person aus. "Alles läuft gut", sagte er im Rahmen eines Galadinners bei einem Wohltätigkeitsgolfturnier. Viele Barca-Fans werden das nicht mehr hören können. Warum hat ihr Lieblingsspieler, das Herz des Klubs, dann noch nicht unterschrieben, wenn es seit Wochen und Monaten gut läuft?

In den letzten Tagen und Wochen dürfte es sogar eher schlecht gelaufen sein, denn Barca erlitt Rückschläge in Gesprächen mit der Liga, die bei den Regelungen zur Gehaltsobergrenze und auch zum Financial Fairplay kein Auge zudrücken will.

Wegen der finanziellen Lage dürfte Tebas Recht behalten: Ein neuer Vertrag mit Messi kann wohl erst geschlossen werden, wenn Barca Geld einnimmt. Genau deswegen hält die Hängepartie rund um "La Pulga" derzeit nicht nur Katalonien, sondern den Transfermarkt in ganz Europa in Atem.

Die eine Seite: Klubs, die den ein oder anderen Spieler von Barca gut gebrauchen könnten. Auf der anderen: Klubs, welche noch mit mindestens einem Auge auf Messi schielen.

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Auch Griezmann steht zum Verkauf

Um finanziellen Spielraum für Messi zu schaffen, stehen viele Namen im Raum, die in diesem Sommer den Klub verlassen könnten. Wegen des Schuldenbergs - und der ablösefreien Neuverpflichtungen um Memphis Depay und Sergio Agüero - ist ohnehin der halbe Kader nicht sicher. Der größte Name ist dabei wohl Antoine Griezmann.

Vor zwei Jahren erst hatte Barca den Franzosen nach einem Messi-ähnlichen Theaterstück von Atlético Madrid loseisen können - für schlappe 120 Millionen Euro. Er hatte der Star neben Messi werden sollen, praktisch als Nachfolger von Neymar. Daraus wurde jedoch nichts und laut der spanischen Zeitung Sport steht der 30-Jährige nun zum Verkauf. (Transfermarkt: Die heißesten Gerüchte im Transferticker)

Gleiches gilt laut Sport für Philippe Coutinho, was vor allem den Transfermarkt auf der Insel beschäftigt. Der Brasilianer kann sich eine Rückkehr in die Premier League vorstellen, wo er von 2013 bis 2018 für den FC Liverpool auflief und zum Superstar aufstieg.

Auch um die Zukunft von Ousmane Dembélé wird in Katalonien gepokert - und um einige mehr.

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Sind Manchester City und PSG noch im Rennen?

Paris Saint-Germain ist in diesem Transfer-Fenster schon sehr aktiv gewesen und braucht eigentlich nicht zwingend weitere Neuzugänge. Für Messi haben die katarischen Besitzer aber schon lange eine Schwäche. Wenn es möglich sein sollte, ihn zu verpflichten, dann würden Präsident Nasser Al-Khelaifi und Co. wohl alles unternehmen, um ihn in die französische Hauptstadt zu locken.

Laut as hat PSG die Hängepartie bereits dazu genutzt, um Messi ein Angebot zu unterbreiten. Außerdem geistert der Name Manchester City immer wieder durch Barcelona, mit Messis Ex-Trainer Pep Guardiola.

Guardiola selbst will davon aber nichts hören. "Bei den aktuellen Preisen werden wir keine Stürmer kaufen. Es ist unmöglich, wir können es uns nicht leisten", sagte er TV3. Das könne sich City aufgrund der Corona-Pandemie schlichtweg nicht leisten.

Genau diese Situation, in der auch den Top-Klubs das Geld fehlt, kommt für Barca zur Unzeit. Immerhin ist der Klub auf den Verkauf von Spielern angewiesen. Gut möglich, dass Barca den ein oder anderen Star zum Schnäppchenpreis ziehen lassen müssen.

Die Finanzlage könnte aber auch etwas Gutes für die Katalanen haben, was mit Messi zu tun hat. Und dieser Meinung ist ausgerechnet auch Tebas, der glaubt, dass sich kein Klub das aktuelle Gehalt von Messi leisten könne.

"Er wird nicht in der Lage sein, zu den bisherigen Konditionen zu unterschreiben, das ist unmöglich. Aber ich glaube auch nicht, dass irgendein europäischer Klub in der Lage wäre, diese Summe zu zahlen", sagte er bei einem Call mit britischen Medien. Seine klare Message: "Wenn sie es tun, dann ist es Finanzdoping. Es wäre unglaublich, wenn das passieren würde. Wir müssen Grenzen setzen. Finanzdoping schadet dem Fußball."