Bekannter Rechtsextremist: Die bizarre Parallelwelt des Karl-Heinz Hoffmann

Der Gründer der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ ist heute 81 – und bleibt unbelehrbar.

Anfang Februar 1988 ging beim Ost-Berliner Ministerium für Staatssicherheit ein Brief aus Bayern ein. Absender war Karl-Heinz Hoffmann, lange Jahre Anführer einer nach ihm benannten rechtsradikalen Wehrsportgruppe (WSG). In seinem Brief legte er den ostdeutschen Geheimdienstlern das Prospekt seines Buches „Verrat und Treue“ bei, ein ebenso dicker wie wirrer „Tatsachenroman“ um das Oktoberfestattentat, den israelischen Geheimdienst und westdeutsche Neonazis. „Bitte haben Sie die Freundlichkeit zu prüfen, ob das Buch für den Vertrieb in der DDR geeignet erscheint“, schrieb der damals in der Haftanstalt Bayreuth einsitzende Hoffmann im Begleitschreiben. Der – unbeantwortet gebliebene – Brief im Stasi-Archiv ist 30 Jahre später immer noch rätselhaft. Hatte Hoffmann ernsthaft geglaubt, die Stasi würde sich für sein Machwerk interessieren, oder war der Rechtsextremist im Gefängnis einfach übergeschnappt? Auf eine Anfrage dazu reagiert der heute 81-jährige Karl-Heinz Hoffmann nach einigem Zögern. Ja, man könne ihn auf seinem Schloss in Oberfranken besuchen, schreibt er. Eine Reise beginnt, die in die bizarre Parallelwelt einer der letzten noch lebenden Führungsfiguren der alten westdeutschen Rechtsextremistenszene führt. Eitel und gebrechlich Trotzig steht das Schloss von Karl-Heinz Hoffmann mitten in Ermreuth. Wer zu den Häusern des Dorfes möchte, muss um das mehr als sechs Jahrhunderte alte Gemäuer herumfahren. Das dürfte ganz nach dem Geschmack des 81-jährigen Schlossherrn sein. Schon in den 1970er Jahren, als er noch seinen braunen Landserhaufen durch die bayerischen Wälder jagte, hat er sich nie versteckt oder an den Rand drängen lassen. Sein Trupp marschierte in Uniform durch Ermreuth, die Fahrzeugkolonne der Wehrsportgruppe passierte Bundes- und Landstraßen. Bereitwillig ließ sich ihr Anführer mit dem gezwirbelten Schnurrbart in Phantasieuniform oder mit freiem Oberkörper von Fotografen und Kameraleuten ablichten. Die Eitelkeit und Selbstverliebtheit hat Hoffmann, obschon gebrechlich und mit ausgedünntem Bart, bis heute nicht abgelegt. Wenn man seine Schriften nicht kennt, wird er sauer. „Ich habe acht Bücher veröffentlicht, zahllose Vorträge gehalten, im Internet stehen 120 Videos von Gesprächen, die ich mit zig Personen geführt habe“, wettert er in seiner Schlossküche, wo er Gäste empfängt. Dass das aber heutzutage nur wenige Leute da draußen, außerhalb der Mauern von Schloss Ermreuth, noch juckt, will er nicht wahrhaben. Man versuche, ihn totzuschweigen, weil er und seine „Wahrheiten“ unbequem seien für den Staat, schäumt Hoffmann. Und weil Herrchen sich in seiner Schlossküche gerade so aufregt, bellt auch Coco plötzlich los. Coco ist ein kurzbeiniger Mischling mit sehr viel Fell und einem plattgedrückten Gesicht. Wenn er nicht bellt, liegt er bei Hoffmann auf dem Schoß und lässt sich kraulen. Dann ist auch Herrchen wieder ganz friedlich. Hat er etwas zu verbergen? Für einen Besuch bei Hoffmann braucht man viel Geduld. Das liegt vor allem daran, dass sich der 81-Jährige an seinen eigenen Ausführungen sichtlich ergötzt. Schließlich läuft die Videokamera mit, bedient von Ehefrau Franziska Birkmann. Dass der Gesprächspartner nicht mit ins Bild möchte, ist dabei kein Problem. „Es reicht, wenn die Kamera auf mich gerichtet ist“, sagt Hoffmann. Und dann redet er und redet, manchmal in Rage geratend, dann aber wieder betont sachlich und in versöhnlichem Ton. Er sitzt dabei auf einem mit Schaffell ausgelegten, schon etwas wackligen Holzstuhl mit Armlehnen. Während er über Politiker, Verfassungsschutz und die Medien herzieht, krault er das Hündchen in seinem Schoß. Auf einem Sims hinter Hoffmann liegt ein Totenschädel, der dem Alten über die Schulter zu blicken scheint. Ein Mitbringsel von einem Freund sei dieser Schädel, erklärt seine Frau später. Ohne Bedeutung, fügt sie noch hinzu. Doch was in Hoffmanns Schloss von Bedeutung ist oder nicht, lässt sich schwer beurteilen. Einen Zutritt zu den Räumlichkeiten in den beiden Obergeschossen lässt der Hausherr nicht zu. Selbst das Angebot, ihn beim Aufstieg über die steinerne Wendeltreppe ins Arbeitszimmer zu...Lesen Sie den ganzen Artikel bei berliner-zeitung