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Die bemerkenswerte Beichte eines NHL-Stars

Die bemerkenswerte Beichte eines NHL-Stars
Die bemerkenswerte Beichte eines NHL-Stars

Kokain. Marihuana. Tabletten. Alkohol.

Im Leben von Colin Wilson drehte sich lange Zeit alles um den nächsten Kick, wie der ehemalige Center der Nashville Predators via The Players Tribune vor Kurzem gestand. „Die Wahrheit ist, dass ich süchtig war“, schrieb er in einem Gastbeitrag schonungslos. (NEWS: Alles Wichtige zur NHL)

Bereits vor einem Jahr - kurz nach seinem Karriereende 2019 - offenbarte er den Fans, dass er seit seiner Kindheit an einer Zwangsstörung leide. Seine Sucht erwähnte er damals jedoch nicht. Ein großer Fehler, wie er heute weiß!

„Ich rechtfertigte es in meinem Kopf, weil ich nicht wollte, dass es meine Botschaft verwässert - oder mein Ziel, Menschen zu helfen“, erklärte Wilson nun seine damaligen Gedankengänge. Aber schlussendlich habe er sich nur selbst belogen. Die Wahrheit war schlicht und ergreifend Scham: „Ich schämte mich zutiefst. Ich hielt es geheim, weil ich Angst davor hatte, was die Leute von mir denken könnten.“

Tod von Jimmy Hayes öffnet Colin Wilson die Augen

Erst ein Artikel über Jimmy Hayes im Boston Globe habe ihm die Augen geöffnet. Der ehemalige NHL-Star und gute Freund von Wilson war Ende August 2021 verstorben - Todesursache war eine „akute Vergiftung durch die kombinierte Wirkung von Fentanyl und Kokain“, wie die Autopsie ergab. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der NHL)

„Alles, was ich über meine eigene Sucht verdrängt hatte, kam mir in den Sinn“, beschrieb Wilson diesen Schockmoment. Er selbst dachte, er hätte seine eigene Sucht besiegt. „Aber man besiegt es nie. Man lebt einfach damit. Und was Jimmy passiert ist, das hätte jedem von uns passieren können. Es hätte auch mir passieren können“, sah er eine erschreckende Parallele zwischen Hayes und seiner eigenen Sucht.

Am Anfang waren es nur Schlaftabletten

Begonnen hatte es bei dem Mann aus Connecticut, der im Draft 2008 an Position sieben von den Nashville Predators ausgewählt wurde, mit Schlaftabletten. Als 20-Jähriger nahm er diese, um nachts Ruhe finden zu können. „Mit 20 wurde ich auf Ambien (ein Schlafmittel, Anm. d. Red.) gesetzt, und es wurde zu einer Art Krücke in meinem Leben. Ich konnte ohne es nicht schlafen. Und wenn ich nicht schlafen konnte, konnte ich nicht so spielen, wie ich es wollte“, gestand er und fügte hinzu: „Meine Karriere - mein ganzes Leben - war an diese Pille gebunden.“

  • Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Damals war er noch nicht süchtig, aber es war der Einstieg in seine Abhängigkeit, wie er heute weiß. Im Alter von 22 Jahren konsumierte er Marihuana als therapeutische Maßnahme und sein Abstieg begann. „Ich nannte Gras meinen besten Freund, weil es sich wirklich so anfühlte, als wäre ich beim Rauchen mit einem Freund zusammen, von dem ich gar nicht wusste, dass ich ihn hatte“, beschrieb er diese Phase.

Es dauerte nicht lange und Kokain kam hinzu. Lange Zeit nahm er es nur ein- oder zweimal im Jahr. Aber mit 28 brauchte er es dann schon alle paar Wochen. „Kokain bewirkt, dass man sich endlich wie zu Hause fühlt. Als ob du endlich das fühlst, was alle anderen auch fühlen.“

2018: Am absoluten Tiefpunkt angekommen

Der absolute Tiefpunkt war im Oktober 2018. Nach einer dieser Nächte voller Alkohol und Kokain - “ich hatte alles in meinem Körper. Alkohol. Koks. Schlaftabletten. Mehr als je zuvor“ - musste er zum Training.

Auf dem Weg zur Trainingshalle entschied er, dass er alles seinem Coach beichten und um Hilfe bitten wolle. Nachdem die Trainer jedoch verkündeten, dass die Übungen an diesem Tag auf freiwilliger Basis stattfinden würden, verwarf er den Gedanken und ging wieder nach Hause.

Wilson hatte noch einen langen Weg vor sich, aber am Ende hatte er die nötige Hilfe gefunden, um aus diesem Teufelskreislauf ausbrechen zu können. Dabei habe auch die NHL eine große Rolle gespielt, wie er betonte: „Die NHL und das Spielerhilfsprogramm der NHLPA (National Hockey League Player‘s Association, Anm. d. Red.) haben in diesem Bereich gute Arbeit geleistet. Sie haben mir so sehr geholfen. Ich bin all denen, die bei meiner Genesung eine Rolle gespielt haben, sehr dankbar. Sie tun so viel für so viele Spieler.“

Wilson will nun anderen Menschen helfen

Und auch er möchte nun anderen Menschen helfen. Wilson, der in 632 NHL-Spielen bis 2017 für die Nashville Predators und anschließend für die Colorado Avalanche aufgelaufen war und 2017 im Stanley-Cup-Finale stand (Finalniederlage gegen die Pittsburgh Penguins, Anm. d. Red.), absolviert nun in Boston ein Studium in Psychologie. „Ich möchte an der Front sein. Ich will auf dem Schlachtfeld sein. Was ich durchgemacht habe, kann nicht umsonst gewesen sein“, benannte er seinen Antrieb für diesen Weg. (DATEN: Tabellen der NHL)

An seine Fans hat der 32-Jährige hingegen nur einen Wunsch: „Ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass ich meine Sucht nicht erwähnt habe.“