Berliner Fintech Payrails: 14 Millionen von EQT Ventures und das viel früher als geplant

COO Emre Talay, CEO Orkhan Abdullayev und CTO Nicolas Thouzeau (v.l.n.r.) arbeiteten vier Jahre bei Delivery Hero und gründeten dann gemeinsam Payrails. - Copyright: Payrails
COO Emre Talay, CEO Orkhan Abdullayev und CTO Nicolas Thouzeau (v.l.n.r.) arbeiteten vier Jahre bei Delivery Hero und gründeten dann gemeinsam Payrails. - Copyright: Payrails

Klingt wie eine Geschichte aus 2021: „Mit einer so hohen Finanzierungserweiterung haben wir ehrlich gesagt nicht gerechnet“, sagt der Gründer Orkhan Abdullayev. „Wir hatten ja auch erst vor einem Jahr unsere Seed-Runde gemacht.“ Weil wir aber das Jahr 2023 schreiben und das allgemeine Wirtschaftsklima durchwachsen ist, der Funding-Markt eher mau bleibt und die Fintech-Brache eine handfeste Krise durchgemacht hat, ist diese Geschichte sehr erstaunlich.

Wie es zur "Extended Seedround" kam

Das Berliner Fintech Payrails gibt heute bekannt, eine „Extended Seedround“ über umgerechnet 13,5 Millionen Euro (14,4 Mio. USD) geschlossen zu haben. Lead-Investor ist der renommierte, internationale Wagniskapitalgeber EQT Ventures, der sich damit in gute Gesellschaft begeben hat: Im März 2022 hatte bereits der Silicon-Valley-VC Andreessen Horowitz in das damals noch im Stealth-Mode befindende Startup investiert. „Andreessen Horowitz haben uns auf Linkedin angeschrieben, weil sie von uns gehört haben. Woher, weiß ich aber auch nicht“, sagte Abdullayev damals gegenüber Gründerszene. Außerdem hatten sich in der ersten Runde HV Capital, Delivery-Hero-CFO Emmanuel Thomassin, den Flixbus-Gründern Jochen Engert, André Schwämmlein und Daniel Krauss sowie Hellofresh-CEO Dominik Richter an Payrails beteiligt.

Insgesamt sind umgerechnet 19,4 Millionen Euro (20,8 Mio. USD) in Payrails geflossen – ein Tech-Startup, für das aktuell gerade mal 30 Leute arbeiten. Entscheiden scheint, wer hier arbeitet: Das dreiköpfige Gründerteam, bestehend aus Orkhan Abdullayev, Emre Talay und Nicolas Thouzeau, lernte sich vor der Gründung kennen, als die drei gemeinsam mehrere Jahre bei Delivery Hero waren – im Bereich Payment Solutions. Sie hätten die globalen Zahlungslösungen für 17 Märkte des Liefer-Unicorns gebaut. „Eigentlich habe ich den größten Teil meiner Karriere mit Payment Solutions verbracht“, sagt Abdullayev. Entsprechend kennen er und seine Mitgründer auch die größten Pain Points.

Baukasten für Bezahlvorgänge

Im Grunde bietet Payrails ein Financial-Operations-Baukastensystem für Unternehmenskunden an, die damit ohne viel Programmieraufwand individuelle Zahlungslösungen für ihre Onlineshops bauen können. „Unsere Module kann man mit Legosteinen vergleichen“, erklärt er. In erster Linie sparen Firmen dadurch Geld. Es helfe ihnen aber auch dabei, Kunden zu binden oder leichter in neue Märkte vorzudringen. Payrails habe bereits namhafte Kunden, sagt Adbullayev, ohne aber verraten zu wollen, wer das ist. Genutzt werde die Software des Fintechs aber auch schon in verschiedenen Ländern.

„Wir sind bisher sehr bedacht mit den Investitionen in unsere Firma umgegangen und werden das auch weiterhin tun“, sagt der Gründer gegenüber Gründerszene. „Auch vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage.“ Mit dem frischen Geld von EQT plane er genau dasselbe zu tun. Sie könnten nur ihre Product Roadmap etwas beschleunigen, sagt er. Und in Sachen Go-To-Market schneller vorankommen.