Der leise Abschied eines Ausnahmekönners

Die stehenden Ovationen der Fans blieben zwar aus, den verdienten Applaus erhielt David Silva dennoch.

Als der Spanier in der 86. Minute zum 309. und letzten Mal das Feld in der Premier League verließ, klatschten die Teamkollegen und Pep Guardiola eifrig Beifall.

"Es war emotional, weil sie großartige Menschen sind", sagte Silva bei SkySports. Er werde "alles vermissen, sogar das Wetter."

Silva prägt Citys Spiel

Nach zehn erfolgreichen Jahren ist für den Ausnahmekönner, der City auf eigenen Wunsch verlässt, das England-Kapitel beendet.

"Eine Legende macht Platz", schrieb der Klub auf Twitter.

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Über ein Jahrzehnt prägte der heute 34-Jährige, der in Zukunft noch einen angemessenen Abschied erhalten soll, das Spiel von Manchester City im Mittelfeld.

Mit 309 Partien, 214 Siegen und 93 Assists – so die offiziellen Statistiken der Premier League - sammelte Silva in der Liga klubinterne Rekordmarken, mit 60 geschossenen Toren belegt er inzwischen Rang vier.

Champions-League-Titel als krönender Abschluss?

Einen letzten Traum will sich Silva im Trikot der Citizens aber noch erfüllen. Nach vier Premier-League-Titeln und insgesamt fünf Pokalsiegen sehnt sich der Spanier nach einer fehlenden Trophäe, für die er extra seinen Vertrag kurzzeitig verlängerte.

Der Gewinn der Königsklasse in seinem dann finalen Pflichtspiel für Manchester City wäre der krönende Abschluss.

"Er verdient es für seine Karriere. Wir wollen ihm helfen, die Champions League zu gewinnen. Er wäre der beste Weg, um auf Wiedersehen zu sagen," sagte Sportdirektor Txiki Begiristain.

Der Weg bis dahin ist allerdings alles andere als einfach. Zunächst muss Real Madrid aus dem Weg geräumt werden, immerhin gehen die Citizens mit einem 2:1 aus Madrid ins Heimspiel. Anschließend würde das Duell mit Juventus Turin oder Olympique Lyon warten, ehe womöglich Barcelona oder Bayern als letzte Hürde vor dem Finale anstünde.

Doch City um den glänzend aufgelegten Silva hat in den vergangenen Wochen den Status als Top-Favorit neben Bayern eindrucksvoll untermauert.

Schon jetzt kann der "Magier" stolz auf seine Karriere zurückblicken. "Ich hätte mir nicht einmal in meinen wildesten Träumen ausmalen können, was ich erreicht habe", sagte er bei BBC.

Einer der besten ausländischen Premier-League-Spieler

Im Juli 2010 kaufte der Scheich-Klub Silva für umgerechnet etwa 28,75 Millionen vom FC Valencia, wo er zuvor in vier Jahren und wettbewerbsübergreifend 166 Partien zum Spitzenfußballer gereift war.

"Er hatte hier zehn wunderbare Jahre, hat Trophäen gewonnen und die Dynamik des Klubs verändert", sagte Begiristain.

Viele Experten sehen ihn als besten und wichtigsten Spieler in der Historie des Vereins, für manche ist er sogar mehr als das.

"Wenn wir über die besten ausländischen Spieler der Premier League reden, ist David Silva einer von ihnen – wenn nicht sogar der beste", meinte Stürmer-Legende Alan Shearer in der Sun.

Es gebe Thierry Henry, Eric Cantona oder Sergio Agüero, aber Silva gehöre auch in diese Gruppe.

"Es geht nicht nur darum, was er für City getan hat - es geht darum, was er mit seinem Stil der Liga gebracht hat", befand Shearer.

Auch Klopp schwärmt

Selbst Jürgen Klopp von Konkurrent Liverpool hatte ihn bereits 2016 als einen seiner Lieblingsspieler ausgemacht.

"Ich mag David Silva. Er ist ein wunderbarer Spieler, er ist überall, er ist so talentiert und hat eine besondere Ausstrahlung", sagte der Meister-Trainer bei SkySports.

Und Pep Guardiola ging noch einen Schritt weiter. "Es ist einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe", sagte der Katalane.

Zwar ist Guardiola dafür bekannt, eigene Spieler gerne mal in den Himmel zu loben – es sei an den Brasilianer Dante erinnert – doch Silva schätzt das Trainergenie wirklich.

Guter Kerl mit Spaß am Fußball

Silva selbst war immer ein Mann der leisen Töne. So bitter die "bescheidensten Ovationen aller Zeiten" (Guardiola) sein mögen, passen sie irgendwie zu Silva.

Er ließ immer seine Taten auf dem Feld sprechen, und die waren gewaltig.

"Ich möchte als ein guter Kerl in Erinnerung bleiben, der Spaß am Fußball hat", sagt er ganz bescheiden: "Ich hoffe, dass die Leute auch meinen Fußball genossen haben."