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Die besondere Geschichte hinter einer deutschen Überraschung

Die besondere Geschichte hinter einer deutschen Überraschung
Die besondere Geschichte hinter einer deutschen Überraschung

Yannick Hanfmann musste sich nach Mitternacht in Paris erst einmal sortieren.

„Den Tag heute werde ich nie vergessen“, sagte der Karlsruher, nachdem er sich den sportlichen Traum eines Fünfsatzsieges bei einem Grand Slam erfüllt hatte: „Ich habe so was Geiles geleistet.“

Hanfmann hatte mit einer erstaunlichen Energieleistung in knapp fünf Stunden Spielzeit 6:3, 7:5, 6:7 (6:8), 6:7 (2:7), 6:4 gegen den Brasilianer Thiago Monteiro gewonnen und erstmals die zweite Runde der French Open erreicht. Eigentlich war er bereits im Quali-Finale gescheitert, rutschte aber als sogenannter Lucky Loser noch ins Hauptfeld und drehte in seinem Erstrundenmatch ein 1:4 im entscheidenden Durchgang.

„Ich glaube, dass ich ein bisschen auf einer kleinen Welle reite, und hoffe, das ich sie so weit wie möglich reiten kann“, sagte Hanfmann, der nach dem überraschenden Viertelfinaleinzug beim Masters von Rom mit Rang 64 der Weltrangliste seinen bisherigen Bestwert erreichte. Tendenz steigend.

Yannick Hanfmann ist von Geburt an schwerhörig

Für seine erfolgreichste Karrierephase nahm der 31-Jährige einen langen Anlauf. Hanfmann war nach dem Abitur in die USA ausgewandert, studierte in Los Angeles und machte erst mit Mitte 20 spät seine ersten größeren Schritte im Profitennis.

In seiner Jugend spielte der Sohn eines Arztes und einer Lehrerin auch Fußball beim Karlsruher SC, entschied sich dann aber auch wegen eines körperlichen Handicaps für das Tennis: Hanfmann ist von Geburt an schwerhörig - schuld ist ein verwachsener Knochen in seinem Ohr. Hanfmanns Vater und seine Schwester - Profi-Tänzerin, die auch Choreographin bei „Deutschland sucht den Superstar“ war - haben dasselbe Problem.

Abseits des Platzes trägt Yannick Hanfmann ein Hörgerät, im Duell mit seinen Gegnern verzichtet er darauf - es würde ihn mehr stören als ihm helfen, wie er auch nach dem Sieg gegen Monteiro verdeutlichte.

Deutsche Fangruppe feuert Hanfmann an

„Das wäre heute zuviel gewesen, system overload“, sagte Hanfmann schmunzelnd nach dem Erfolg gegen Monteiro, bei dem er permanent von einer deutschen Fangruppe angefeuert wurde und kämpferisch alles auspacken musste. Ende des dritten Satzes testete er gar einmal mit einem spektakulären Einsatz die Netzkonstruktion.

Entsprechend galt es für die aktuelle deutsche Nummer drei vor dem nächsten Duell mit dem Argentinier Francisco Cerundolo am Donnerstag gut zu regenerieren. „Ich werde so lange wie möglich schlafen, da wird kein Wecker gestellt“, sagte Hanfmann und entschwand glücklich in die Nacht von Paris.

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Mit Sportinformationsdienst (SID)