Biathlon-Beben: Fourcade beerbt zurückgetretenes Duo

Nach seinem Karriereende im Frühjahr 2019 kehrt Simon Fourcade wieder zurück auf die große Biathlon-Bühne. Der ehemalige Weltmeister wird neuer Cheftrainer der französischen Männer-Nationalmannschaft.

Das bestätigte der zuständige Verbands-Direktor Stéphane Bouthiaux der Tageszeitung Le Dauphine.

Simon Fourcade ist der ältere Bruder von Martin Fourcade, der über Jahre hinweg den Biathlon dominiert hat, ehe er 2020 ebenfalls in den Ruhestand ging.

Sein älterer Bruder wird nun Nachfolger der überraschend zurückgetretenen Vincent Vittoz und Patrick Favre.

Beide hatten ihr Amt nach dem Saisonfinale in Oslo im März zur Verfügung gestellt - vorausgegangen waren Spannungen im Verhältnis zu Quentin Fillon Maillet, Émilien Jacquelin und Co.

Frankreich hat enttäuschenden Biathlon-Winter hinter sich

Man sei „gezwungen festzustellen, dass wir nicht mehr im Einklang mit unseren Athleten sind“ hatte Vittoz erklärt. Man könne „so nicht weitermachen“.

Das französische Männer-Team hat einen enttäuschenden Weltcup-Winter ohne einen Einzelsieg der Männer hinter sich, die Negativstimmung besserte sich auch durch das Staffel-Gold bei der WM in Oberhof nicht.

Für Verstimmung sorgte vor allem die Schaffenskrise des zweimaligen Peking-Olympiasiegers Fillon Maillet. Vittoz und auch Sportdirektor Bouthiaux kritisierten den 30-Jährigen mehrfach öffentlich. Grundtenor: Er habe die besonderen, auch mentalen Herausforderungen des nacholympischen Winters unterschätzt.

Irritationen um angebliche Depressionen von Jacquelin

Irritationen gab es auch mit Jacquelin, der nach Oberhof seine Saison unter Verweis auf körperliche und mentale Erschöpfung beendete. Nach seinem Rücktritt erklärten Vittoz und Favre, dass Jacquelin „depressiv“ sei und der Umgang mit ihm eine besondere Herausforderung gewesen sei, die sie wohl nicht gut genug gemeistert hätten.

Der zweimalige Verfolgungsmeister reagierte verärgert, die beiden Trainer hätten ihm diese klinische Diagnose „ohne Zustimmung“ öffentlich zugeschrieben: „Depressionen sind ein wichtiges und schwieriges Thema. Damit Leistungsschwächen zu erklären, ist unbeholfen.“

In dieser verfahrenen Lage soll nun Simon Fourcade für einen unbelasteten Neuanfang sorgen.

Auch Simon Fourcade war Weltklasse-Biathlet

Simon Fourcade war als Aktiver nicht ganz so erfolgreich wie Martin, aber ebenfalls auf Weltklasse-Niveau: Bei der WM 2012 in Ruhpolding holte er Silber im Einzel und in der Staffel (vor dem deutschen Bronze-Quartett Simon Schempp, Andreas Birnbacher, Michael Greis und Arnd Peiffer).

Weitere Staffel-Medaillen holte er 2009 in Pyeongchang (Gold im Mixed), 2013 in Nove Mesto (Silber mit den Männern) und 2015 in Kontiolahti (Bronze mit den Männern).

Der 39-Jährige trainierte zuletzt den französischen Nachwuchs. Bei seiner neuen Aufgabe steht Fourcade der ehemalige Sportschütze Jean-Pierre Amat als neuer Schießtrainer zur Seite. Favre bleibt dem Verband erhalten und wird künftig das Frauenteam mitbetreuen.