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"Garantie, dass es klappt, kann dir keiner geben"

Sie war eine der herausragenden Figuren des Biathlon, ehe Denise Herrmann-Wick nach dieser Weltcup-Saison ihre bemerkenswerte Karriere beendete.

In einem Interview mit web.de verriet die 34-jährige nun, wie surreal sich die letzten Wochen vor ihrem Rücktritt angefühlt haben.

„Natürlich kann man sich etwas darauf vorbereiten, dass es das letzte Rennen ist und ich hatte auch eine Menge an Emotionen danach. Aber richtig realisieren werde ich es wohl erst, wenn die anderen Sportlerinnen und Sportler im Mai wieder loslegen und ich nicht dabei bin“, meinte Herrmann-Wick, die bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille und zweimal Bronze gewann, dazu unter anderem noch zwei WM-Titel einheimste.

Herrmann-Wick spricht über Gedanken vorm Rücktritt

Nachdem die Sächsin ihr großes Ziel mit einem Triumph bei den Spielen 2022 in Peking erfüllt hatte, machte sie sich viele Gedanken, wo und wie am besten ein Schlussstrich zu ziehen sei.

Oberhof war für Herrmann-Wick schließlich der perfekte Ort: „Schöner und emotionaler als mit einer Biathlon-WM in Deutschland kann man nicht aufhören. Daher hat sich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt nicht gestellt, denn für mich war immer wichtig, dass es sich rund anfühlt. Es waren die richtigen Orte für die Erfolge. Dass es so gut läuft bis zum Ende und ich dort mit der Weltspitze mithalten kann, hätte ich mir nicht erträumen lassen.“

Herrmann-Wick nannte auch bemerkenswerte Details, wie sie mit Erfolgen und Rückschlägen umging: „Schlussendlich wächst man aus den negativen Dingen ein Stück mehr als durch die positiven. Wenn ein Rennen richtig gut war, konnte ich das ‚ganz klar‘ erleben. Viele berichten, dass sie während eines solchen Wettkampfes nichts merken. Ich habe das komplette Gegenteil erlebt, es hat sich alles einfach angefühlt.“

Nun möchte die frühere Ausnahme-Athletin erst einmal einen anderen Lebensrhythmus für sich finden - und der soll nichts mit dem Sport zu tun haben, zumindest vorerst.

Erst Familie... aber dann Rückkehr in den Biathlon?

„Das Wichtigste in diesem Jahr ist die Familie, die in den vergangenen Jahren doch erheblich zurückstecken musste. Ich möchte einfach die Seele baumeln lassen. Der Hauptteil meines Lebens wird wahrscheinlich unabhängiger vom Sport sein, aber Wintersport wird immer eine Rolle spielen“, so Herrmann-Wick.

Komplett gewesen sein soll es als aktiver Teil der Szene aber keineswegs - eine Rückkehr zum Biathlon schließt Herrmann-Wick nicht aus: „Aber natürlich kann ich mir irgendwann einmal vorstellen, dem Sport insgesamt, nicht als Trainerin, aber in irgendeiner Rolle, erhalten zu bleiben.“

Stellung bezog die 34-Jährige auch ihrem einst durchaus schwierigen Wechsel vom Langlauf zum Biathlon: „Ich war auch nicht die erste Sportlerin, die diesen Wechsel vollzogen hat, wusste also, dass das klappen kann.“

Den enormen Druck Risiko durch das „extrem viele Unbekannte“ habe sie aber durchaus gespürt: „Ich wusste natürlich, dass es schwer wird, weil die deutsche Mannschaft zu diesem Zeitpunkt extrem gut besetzt war. Gleichzeitig waren es nur noch zwei Jahre bis Olympia, sodass ich wusste, dass es nur mit Vollgas funktionieren kann.“

Herrmann-Wick fügte indes an: „Ich wollte nicht, dass ich es eines Tages bereue, nicht den Wechsel probiert zu haben. Die Garantie, dass es klappt, kann dir keiner geben, sodass immer ein gewisses Risiko bleibt. Aber was ist schon ein Leben ohne Risiko?“