Biles egalisiert Scherbo-Rekord - Deutsche ohne Medaillen

Gestürzt und trotzdem gefeiert: Bei den Kunstturn-Weltmeisterschaften in Stuttgart hat Elisabeth Seitz die angestrebte Medaille am Stufenbarren verfehlt.

Ein vorzeitiger Abgang warf die deutsche Rekordmeisterin bis auf den achten Platz zurück. Dennoch feierten 7500 Zuschauer die Lokalmatadorin frenetisch, Seitz dankte es mit eifrigem Winken und einem trotz des Patzers freundlichen Lächeln.

Bis zur Hälfte ihrer Kür lief bei der letztjährigen WM-Dritten am Doppelreck alles nach Plan, nach der Stalder-Grätsche stand die 25-Jährige plötzlich auf der Matte. Trainer Robert Mai raufte sich die wenigen Haare, empfing seinen Schützling ungeachtet des Missgeschicks aber mit einer tröstenden Umarmung. Auch Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen drückte Seitz mitfühlend an sich.

Seitz riskiert alles - Derwael holt aber Gold

"Die anderen Turnerinnen haben mit den Höchstschwierigkeiten nur so um sich geworfen, deshalb musste ich alles riskieren. Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, aber bin immer noch die achtbeste Stufenbarrenturnerin in der Welt", sagte Seitz in der ARD. Hambüchen ergänzte: "So ist der Sport, so ist das Turnen."

Der Titel am Stufenbarren ging wie im Vorjahr an die Belgierin Nina Derwael, US-Superstar Simone Biles blieb an diesem Gerät als Vierte ohne Medaille.

Biles egalisiert Scherbo-Rekord

Doch zuvor hatte die Rekord-Weltmeisterin aus den USA beim Sprung triumphiert und ihre 23. WM-Medaille gewonnen. Die 22-Jährige egalisierte damit die 23 Jahre alte Bestmarke von Witali Scherbo. Der Weißrusse hatte zwischen 1991 und 1996 bei Welttitelkämpfen ebenfalls 23 Medaillen gesammelt.

Am Vortag hatte sich Turn-Wunder Biles den Mehrkampf-Titel zum fünften Mal gesichert.

Der zweite Platz ging an die Chinesin Tang Xijing vor Angelina Melnikowa aus Russland. Biles' Teamkollegin sowie Sunisa Lee und auch Mehrkampf-Europameisterin Melanie de Jesus dos Santos waren nach Stürzen vom Stufenbarren schnell aus dem Titelrennen.

Mit Rang sechs im Mehrkampf-Finale verwandelte die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz stellte die Schleyerhalle in Stuttgart in ein Tollhaus. Am Ende fehlten nur 0,4 Punkte zur Bronzemedaille.

Klessing an den Ringen chancenlos

Erwartungsgemäß chancenlos war an den Ringen Nick Klessing. Dem deutschen Meister an diesem Gerät fehlte es noch an den Höchstschwierigkeiten, auch der Hallenser musste sich wie Seitz in der erneut ausverkauften Hanns-Martin-Schleyer-Halle mit dem achten und letzten Finalplatz begnügen.

"Meine Übung war nicht ganz so gut wie in der Qualifikation. Aber überhaupt im Finale zu stehen, war schon ein Mega-Erfolg", sagte der 21-Jährige. Mit Blick auf die olympische Saison will der Bundespolizei-Anwärter "vor allem noch an Kraft zulegen".

Neuer Ringe-Weltmeister wurde der Türke Ibrahim Colak.

Yulo schreibt Kunstturn-Geschichte

Als erster Kunstturn-Weltmeister von den Philippinen durfte sich Carlos Yulo am Boden feiern lassen. Am Pauschenpferd setzte sich Max Whitlock aus Großbritannien durch.

Die Welttitelkämpfe werden am Sonntag (13.00 Uhr) mit den restlichen fünf Gerätefinals abgeschlossen. Die deutsche Mehrkampf-Meisterin Sarah Voss aus Köln steht am Schwebebalken im Endkampf, am Barren hat sich der Unterhachinger Lukas Dauser für die Medaillenentscheidung qualifiziert.