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"Zum Kotzen" Handball-Angst vor dem Debakel

"Zum Kotzen" Handball-Angst vor dem Debakel
"Zum Kotzen" Handball-Angst vor dem Debakel

Man muss sich wahrlich nicht komplett den Schwarzmalerei hingeben - dass die zweite Niederlage der deutschen Handballer im dritten Spiel bei den Olympischen Spielen die Stimmung in Richtung Nullpunkt drückt, war trotzdem nicht zu übersehen.

Torhüter Andreas Wolf feuerte sein Handtuch auf den Boden, Kapitän Uwe Gensheimer zog sich entnervt das Trikot über den Kopf.

Nach einer knappen Niederlage gegen Rekordweltmeister Frankreich ist der Einzug der deutschen Handballer ins Viertelfinale der Olympischen Spiele in Tokio gefährdet und damit der Medaillentraum akut in Gefahr. (Olympia 2021: Alle Entscheidungen im SPORT1-Liveticker)

Wieder einmal. Und wieder einmal herrschte am Ende der Frust angesichts einer Niederlage mit nur einem Tor Differenz. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag der cleveren Equipe Tricolore mit 29:30 (13:16) und kassierte in der starken Vorrundengruppe A damit abermals einen Dämpfer. (das Spiel zum Nachlesen im Liveticker)

Und dass, obwohl das Ensemble des Deutschen Handball-Bundes (DHB), in dem sich Rechtsaußen Timo Kastening mit sieben und der Kieler Steffen Weinhold mit sechs Treffern als beste Torschützen erwiesen, in Tokio eigentlich um Edelmetall Medaillen spielen wollte, wie man es vor Monaten selbst formuliert hatte.

Handball: Deutschland unterliegt Frankreich

Die Realität sieht indes anders aus. „Es ist langsam zum Kotzen. Wir sind immer ganz knapp dran an den Großen, aber wir kriegen es einfach nicht gedeichselt“, sagte Spielmacher Philipp Weber.

„Das zieht sich schon lange Zeit wie ein roter Faden bei uns durch, dass wir die Topspiele nicht gewinnen“, klagte auch Hendrik Pekeler, „auch heute hatten wir wieder die Möglichkeit, das Spiel zu drehen oder ein Unentschieden zu holen“ - und wieder blieb die Chance ungenutzt. (NEWS: Alles zum Handball)

Es wirkt, als könne es Deutschlands Handball einfach nicht besser gegen die Großen. Durch die Niederlage steht die DHB-Auswahl vor den beiden verbleibenden Spielen unter Zugzwang. Nächster Gegner ist am Freitag (14.30 Uhr) der EM-Dritte Norwegen (4:2 Punkte), zum Abschluss geht es am Sonntag (12.30 Uhr MESZ) gegen das bislang punktlose Brasilien. Und: Nur die besten vier Teams der Sechsergruppe erreichen die Runde der letzten Acht.

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„Wir sind selbstbewusst genug, dass wir auch gegen Frankreich mit einer entsprechenden Leistung gute Chancen haben, zwei Punkte zu holen“, hatte Kapitän Uwe Gensheimer vor dem Duell mit den Franzosen um Superstar Nikola Karabatic zwar kämpferisch angekündigt.

Technische Fehler und etliche Ballverluste

Doch Gensheimer und Co. verschliefen die Anfangsphase völlig und lagen im ersten Durchgang schon mit sechs Toren zurück. Beim Stand von 7:14 (24.) zeichnete sich gar ein Debakel ab. „Ein katastrophaler Start“, schimpfte Weber.

„Es ist ärgerlich und frustrierend“, meinte auch Bundestrainer Gislason, dessen Mannschaft wie schon im Januar bei der schlechtesten Bilanz bei einer Weltmeisterschaft (Platz 12) erneut zu grün hinter den Ohren daherkam.

Kein Wunder, dass mancher Beobachter bereits die Angst vor einem Aus schon in der Vorrunde fürchtet, was einem Debakel gleichkäme.

Deutsche Aufholjagd bleibt unbelohnt

Was Mut macht: Dank der Durchschlagskraft des starken Weinhold kämpfte sich das deutsche Team nach der Pause Tor um Tor heran. Am Ende aber entschied dennoch die individuelle Klasse und Abgezocktheit des zweimaligen Olympiasiegers das Spiel. (NEWS: Alles zum DHB-Team)

„Wir sind einfach nicht cool genug, solche Spiele zu gewinnen“, haderte Pekeler, während Kastening monierte: „Wir müssen irgendwas finden, damit wir diese Stotter-Starts abstellen.“

Bloß was? Auch Gislason fehlte eine Erklärung: „Wir haben erst nach einer Viertelstunde angefangen, unseren Handball zu spielen.“

Dass es schließlich überhaupt noch zu einem dramatische Finish kam, war zu Beginn gar nicht zu erwarten gewesen: Hinten bekam die deutsche Deckung den französischen Rückraum um den überragenden Dika Mem zunächst nicht in den Griff, und vorne führten technische Fehler zu etlichen Ballverlusten.

Wenn sich doch mal Chancen ergaben, scheiterten die deutschen Schützen am französischen Keeper Vincent Gerard oder warfen am Tor vorbei.

Dennoch: Die deutsche Mannschaft glichen sogar aus, kurz vor Schluss (57.) stand es 26:26 - dann versagten dem müde werdenden DHB-Team wieder mal die Nerven.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)

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