Blatter warnt "Monster" FIFA

Ex-FIFA-Boss Sepp Blatter sieht die Arbeit seines Nachfolgers kritisch

Der frühere FIFA-Präsident Sepp Blatter hält nicht viel von den Reformplänen seines Nachfolgers Gianni Infantino. "Ich bin nicht mit all seinen Ideen einverstanden. Ich bin so lange dabei, ich erlaube mir, das zu sagen", sagte der 82-Jährige am Donnerstag im Hotel St. Regis in Moskau.

Infantino hatte direkt vor der WM für sein Vorhaben im Zuge eines 25-Milliarden-Angebots eines mysteriösen Konsortiums eine Reform der Klub-WM mit 24 Mannschaften und eine neue Weltliga für Nationalmannschaften ins Gespräch gebracht. Im FIFA-Council hatte es dafür momentan nicht den nötigen Rückhalt gegeben.

Auch die Überlegung, dass die WM 2022 bereits mit 48 Mannschaften gespielt wird, ist erst einmal vom Tisch. "Man muss aufpassen, dass die FIFA ihr Limit sieht und nicht plötzlich ein Monster wird", sagte Blatter. In seiner eigenen Amtszeit sei der Weltverband laut Meinung des Schweizers bereits am Rande eines Monsters gewesen.

Ob die Kritik an seinen Plänen Infantino bei seiner geplanten Wiederwahl 2019 behindern könnte, wagte Blatter nicht zu sagen: "Er hat eine andere Sicht vom Fußball. Die UEFA hat sich da auch gewehrt. Ob das jetzt einen Einfluss auf seine Zukunft hat... Wichtig ist jetzt, dass er die WM gut durchbringt", sagte der Ex-FIFA-Boss, der noch bis 2021 suspendiert ist.

Treffen mit Putin

Am Rande des WM-Turniers traf sich Blatter mit Russlands Staatschef Wladimir Putin. "Momentan ist er nicht ganz euphorisch, weil er noch nicht fertig ist", sagte Blatter. Besonders der gute Start der russischen Mannschaft sorge aber für Freude beim Kreml-Boss.

"Wie das gestartet ist mit den zwei Siegen, und dass die Quoten gut sind - das schätzt er natürlich mit einem Lächeln", sagte Blatter, der Putin am Mittwoch in seinem Apartment im Kreml getroffen hatte. Am selben Tag hatte der 82-Jährige das Vorrundenspiel Portugal gegen Marokko (1:0) im Luschniki-Stadion besucht.

Seine Reise führt Blatter nun weiter nach St. Petersburg, wo er am Freitag die Partie zwischen Costa Rica und Brasilien (ab 14.00 Uhr im LIVETICKER) anschauen wird.

"Man muss Brücken bauen"

Über die schwierige politische Lage habe Blatter mit Putin jedoch nicht gesprochen. Generell solle die Politik laut Blatter während der WM in den Hintergrund rücken. Zuletzt hatte der Westen behauptet, dass der Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal in Großbritannien Russland anzulasten sei. Dies hatten die Russen allerdings vehement bestritten.

"Man muss Brücken bauen und das ist der Fall hier in Russland", sagte Blatter: "Und vielleicht gibt es nach der WM einen anderen Eindruck davon, was Russland ist. Aber politische Probleme werden durch die WM kaum gelöst."