Schalke rutscht ins Chaos

Schalke rutscht ins Chaos

Die Horrorwoche von Schalke 04 geht weiter: Zur Demontage von Manager Horst Heldt, dem Brutalo-Foul und der Sperre von Geis kommt jetzt nach der Doppelpleite gegen Gladbach auch noch eine sportliche Krise. Beim Chaosclub läuten die Alarmglocken.

Von Nico Stankewitz

Der FC Schalke 04 ist ordentlich in diese Bundesliga-Saison gestartet – aber im Oktober haben die Gelsenkirchener komplett den Faden verloren. Dabei sind die Schlagzeilen außerhalb des Platzes ähnlich verheerend wie die spielerisch dürftigen Auftritte des Europa-League-Teilnehmers. Der Zusammenhang ist nicht von der Hand zu weisen: Seit der öffentlichen Demontage von Sportvorstand Horst Heldt macht sich in Gelsenkirchen Verunsicherung breit – auch nicht verwunderlich, denn die Geschicke der Spieler und des Trainerstabs hängen natürlich unmittelbar an dieser Personalie. Warum dieses Fass ohne Not an diesem Zeitpunkt der noch jungen Saison aufgemacht wurde, wird vorläufig das Geheimnis des allmächtigen Clubchefs Clemens Tönnies bleiben – fest zu stehen scheint, dass Heldt Monate vor Vertragsende gefeuert und durch den bisherigen Mainzer Manager Christian Heidel ersetzt werden wird. Das wäre auch in der Branche kein sehr ungewöhnlicher Vorgang – nur steht Heidel in Mainz noch unter Vertrag, so dass Tönnies einen Flächenbrand ausgelöst hat, ohne eine sofortige Lösung parat zu haben.

Mal davon abgesehen, dass es auch nachvollziehbare Gründe gibt, über eine Trennung von Heldt nachzudenken, so sind der Zeitpunkt und die Art wie diese Personalie kommuniziert wurde, natürlich desaströs – und zeigt (nicht zum ersten Mal), dass Tönnies mit seiner Art der Vereinsführung nach Gutsherrenart dem FC Schalke 04 Bärendienste erweist. Das ist blamabel und unprofessionell, die Wirkung auf die Mannschaft und den ganzen Verein ist allgemein sichtbar. Die Schalker Fans reagierten gegen die Borussia mit einem Transparent („CT: Probleme schaffen ohne Verstand?“) – die Anhänger verstehen, was im Club passiert. Die einzige Lösung ist, Horst Heldt umgehend zu beurlauben und (mit viel Geld) den Mainzer Manager und seinen bisherigen Club zum schnellstmöglichen Seitenwechsel zu bewegen. Der Imageschaden ist damit nicht mehr zu beheben, aber es wird höchste Zeit, dass in Gelsenkirchen wieder klare Verhältnisse herrschen.

Und zur sportlichen Seite: Johannes Geis hat sich mit seinem Horrorfoul noch für lange Zeit zum neuen Bad Boy der Bundesliga gemacht, aber vor allem fehlt der Spielmacher seinem Team als zentrale Figur im Mittelfeld und bei allen Standartsituationen. Andre Breitenreiter wirkt oft überfordert dabei, seinen Kader optimal einzusetzen, die Umstellungen gaben – wie schon gegen Prag und in der Bundesliga-Begegnung gegen Gladbach – auch diesmal wieder der eigenen Mannschaft Rätsel auf. Das Konzept im Pokalspiel mit vier gelernten Außenverteidigern (Riether, Aogo, Caicara, Kolasinac) anzutreten, ist überhaupt nicht aufgegangen, diesmal konnte auch der beste Mann der vergangenen Wochen, Jungstar Leroy Sane, nicht mehr für neue Impulse sorgen. Leon Goretzka könnte das kreative Vakuum in der Zentrale beheben, aber er braucht dann einen passsicheren und zweikampfstarken Abräumer an seiner Seite, einen Spieler wie Roman Neustädter. Auch der noch nicht richtig bei Schalke angekommene Pierre-Emile Höjbjerg könnte ähnlich wie Goretzka kreative Impulse geben und Bälle verteilen, aber auch er bräuchte Unterstützung in der Zentrale.

Am Samstag gegen den unbequemen Aufsteiger Ingolstadt muss Andre Breitenreiter gleich eine ganze Reihe von Problemen lösen: Kann die zuletzt pannenanfällige Defensive stabilisiert werden? Wie wird das zentrale Mittelfeld in Abwesenheit von Geis aufgestellt? Und wie bekommt die hochkarätige Doppelspitze Huntelaar/di Santo genügend Bälle, um mehr klare Torchancen herauszuspielen? Alles keine neuen Fragen, aber von ihrer Beantwortung wird abhängen, ob Schalke sich wieder stabilisieren kann, damit auf den turbulenten Oktober nicht ein eiskalter November folgt, denn der beginnt mit einem Endspiel um den Gruppensieg in Prag – und dann folgt das Derby gegen den BVB. Und was noch helfen würde: Ruhe in der Führungsebene, auch wenn da niemand dran glauben mag...

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